Biologin aus Sandl bietet Risiko-Test an: „Demenz muss kein Schicksal sein“
SANDL. „Bin ich nur vergesslich oder habe ich schon Demenz?“ Diese Frage stellen sich viele Menschen mit zunehmender Lebensdauer. „Natürlich ist das Alter der Hauptrisikofaktor für Demenzerkrankungen, aber bei weitem nicht der einzige“, weiß die Biologin Sonja Kierstein. Mit einem einfachen Test kann sie in ihrem Labor in Sandl jene Faktoren herausfinden, die man beeinflussen kann, um Alzheimer & Co. auszubremsen.

„An Demenz zu erkranken, muss kein Schicksal sein!“ Eine erstaunliche Aussage, die Sonja Kierstein da macht, denn landläufig gilt es wohl als schicksalhaft, mit dem Alter an kognitiven Fähigkeiten abzubauen, zumal die Diagnose Demenz auch im eigenen Bekanntenkreis immer öfter vorkommt.
Angst vor geistigem Verfall
„Viele fürchten sich vor dem geistigen Verfall, man redet nicht gerne darüber“, weiß Kierstein. Umso mehr ist es ihr ein Anliegen, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man schon vor den ersten Anzeichen von Demenz etwas tun kann, um sie hintanzuhalten.
Ausgehend von einer groß angelegten Studie, die eine Forschergruppe in Großbritannien durchgeführt hat, gibt es bei jedem Menschen zwölf Faktoren, die für eine dauerhafte geistige Fitness maßgeblich sind. „Die gute Nachricht ist, dass sich neun davon individuell beeinflussen lassen“, sagt Kierstein. Die Biologin bietet in ihrem Labor einen einfachen Test an, mit dessen Hilfe man die individuellen Risikofaktoren ermitteln kann.
Test ersetzt Diagnose nicht
„Dieser Test dient nicht zur Diagnose, sondern zur Vorsorge, bevor Symptome auftauchen“, so die Forscherin. Sinnvoll ist er im Alter zwischen 50 und 73 Jahren. Abgefragt werden etwa Alter, Ausbildung, soziale Kontakte, Lebensumstände oder auch, ob die Eltern von Demenz betroffen waren.
„Die Entstehung von Demenz hat viele Faktoren. Das können Vorerkrankungen wie Zuckerkrankheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenso sein wie ein erhöhter Cholesterinspiegel oder chronische Entzündungen im Körper. Auch die Familiengeschichte spielt eine Rolle und natürlich das jeweilige Lebensalter.“ Eine große Rolle spielen Bakterien im Mundraum, die Parodontitis, also eine Entzündung des Zahnbetts, auslösen. „Bei Alzheimer-Patienten sind sie sehr oft zu finden, man kann sie aber auch mithilfe von Medikamenten wieder loswerden.“
Bis zu 40 Prozent aller Demenz-Fälle verhinderbar
Ein Algorithmus errechnet aus den individuellen Antworten das prozentuelle Erkrankungsrisiko. „Alles unter fünf Prozent ist ein gutes Ergebnis, es besteht geringes Risiko, dement zu werden.“ Ist das errechnete Risiko erhöht, können die Betroffenen durch vorbeugende nachhaltige Maßnahmen gegensteuern. Sonja Kierstein: „Bis zu 40 Prozent der Demenzfälle könnten sich dadurch verhindern lassen.“
Der Tritt in den A...
Welche Ratschläge gibt sie den getesteten Personen mit? „Keine Therapie, sondern Empfehlungen. Grundsätzlich genau das, was auch Ärzte sagen: auf gesunde Ernährung achten, Sport betreiben, mehr Bewegung machen, und wenn es nur das Gassigehen mit dem Hund ist.“ Mit dem Testergebnis im Hinterkopf sei es für die Betroffenen aber oft genau der Tritt in den „Allerwertesten“, den es dafür brauche, das zu tun, was man ohnehin tun sollte: den eigenen Lebensstil so anzupassen, dass man möglichst lange körperlich und geistig gesund bleiben kann.
„Meine Botschaft ist, es braucht sich niemand davor zu fürchten, der Demenz ausgeliefert zu sein, man kann dagegen etwas unternehmen. Der Risiko-Test kann dabei als Information und Basis für sinnvolle Maßnahmen zur Vorsorge dienen.“
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