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Bezirksjägermeister Enichlmair: „Es werden oft nur die schlechtesten Mitglieder der Jäger herausgegriffen“

Lisa-Maria Laserer, 19.11.2024 19:00

SALZKAMMERGUT. Nach der Tragödie des Doppelmordes und Suizids eines Jägers im Bezirk Rohrbach steht die Jägerschaft wieder einmal unter Druck. „Zu Unrecht“, erklären Gmundens Bezirksjägermeister Johann Enichlmair und Anton Helmberger, Bezirksjägermeister aus dem Bezirk Vöcklabruck im Tips-Interview.

Die Jagd erfüllt eine wichtige Aufgabe in der heutigen Kulturlandschaft. (Foto: stock.adobe.com/ zorandim75)
  1 / 2   Die Jagd erfüllt eine wichtige Aufgabe in der heutigen Kulturlandschaft. (Foto: stock.adobe.com/ zorandim75)

Johann Enichlmair ist Bezirksjägermeister im Bezirk Gmunden. Der 66-Jährige ist seit 2013 in der Position tätig und vertritt fast 1.800 Jäger im Bezirk. „Wir jagen nicht nur zur Freude, sondern Jagen ist ein gesetzlicher Auftrag, der auf jedem Grundstück, das land- und forstwirtschaftlich genutzt ist, lastet“, erklärt Enichlmair. „Wir leben in einer Kulturlandschaft, in die der Mensch unwiderruflich eingegriffen hat. Dort wo das Tier überwinterte, siedelt jetzt der Mensch. Das Ziel der Jagd in der Kulturlandschaft ist das, dass wir einen gesunden und artenreichen Wildstand haben. Damit haben wir auch einen gesunden Wald und dieser trägt erheblich zur Sicherheit der Menschen, die unterhalb vom Wald leben, bei. Man denke hier an Muren und Lawinengefahr.“

Oft, so Enichlmair, würden Falschinformationen in der Gesellschaft kursieren. „Die Leute glauben, dass wir das Wild anfüttern, um es abzuschießen. Das ist komplett falsch.“ Die Tiere werden über den Winter gefüttert, damit sie in der bestmöglichsten Kondition überleben können. Dies ist nur notwendig, weil der Mensch die Tiere aus ihrem natürlichen Winter-Lebensraum verdrängt hat. „Das hat rein gar nichts mit Schießen zu tun.“

Falschinformationen

Dass die Jägerschaft nicht den besten Ruf hat, ist einerseits der sensationsheischenden Berichterstattung mancher Medien geschuldet, andererseits scheint die externe Kommunikation der Jägerschaft selbst nicht durchdringend. „Die Tiefe der Information ist nicht immer wirklich gegeben und daraus resultiert eine Vorverurteilung. Wir schaffen es noch nicht, eine weitreichende Öffentlichkeitsarbeit zu machen“, räumt Anton Helmberger, Bezirksjägermeister aus dem Bezirk Vöcklabruck, ein. Ennichlmair stößt ins selbe Horn: „Die Menschen sind leider oft sehr uninformiert. Die Jagd ist ein komplexer Teil unserer Kulturlandschaft. Komplexe Zusammenhänge in der Natur vereinfacht darzustellen, ist oft nicht möglich.“ Die Ausbildung mit abschließender Jagdprüfung ist lang und multidimensional. Jagdliche Inhalte zu vermitteln, ist nicht einfach. Ein weiterer Punkt, so Helmberger, ist die Waffe. „Die Waffe wird von der Öffentlichkeit immer in den Fokus gerückt. Hier sind Menschen, die tragen eine Waffe. Das wird als negativ bewertet. Die Waffe ist allerdings notwendig, um unsere Arbeit vollrichten zu können.“ Oft käme der Vorwurf, Jäger wären schießwütig. „Wenn dies so stimmen würde, dann hätten wir schnell den gesamten Wildbestand erschossen und es wäre nichts mehr da“, entgegnet Enichlmair. „Wir schießen nicht zuerst die starken Exemplare. Wir nehmen die schwächeren und überzähligen Stücke heraus, weil welcher Bauer wird als Erstes den besten Stier erschlagen? Das wird er nicht tun. Wir schauen, dass die gesunden, die starken groß werden, die eher schwächeren werden wir verstärkt entnehmen. Dadurch kann man einen Wildbestand relativ gut steuern.“

Nur Negativ-Beispiele

Teile der medialen Berichterstattung tun mitunter das Ihrige zum schlechten Ruf der Jägerschaft. Bezeichnungen wie „Amok-Jäger“, wie zum Beispiel die Kronenzeitung am Fall der Doppelmord-Tragödie im Bezirk Rohrbach titelte, generieren großteils negative Emotionen. „Es wird immer ein Negativ-Beispiel herausgegriffen und auf alle anderen einer Gruppe geschlossen“, kommentiert Enichlmair.

„Drexler“ war ein Einzeltäter

Auf die Frage, was Enichlmair zu Roland Drexler sagt, hat der Bezirksjägermeister eine klare Meinung: „Die Tat ist natürlich durch nichts entschuldbar. Drexler war ein Einzeltäter. Wir haben circa 23.000 Jäger in Oberösterreich und circa 130.000 in Österreich. Und sowas ist in Oberösterreich noch nie vorgekommen. Der Mann hat durchgedreht, weil ihn die offiziellen Vertreter der Jagd, die dann seine Opfer wurden, aus der Jägerschaft entfernen wollten, da er sich oft unwaidmännisch verhalten hat. Denn Drexler war genau so ein Jäger, den wir nicht tolerieren können. Das hat sein Ego nicht verkraftet“.

Auch Anton Helmberger bestätigt, dass es noch nie einen derartigen Fall gegeben habe. Allerdings, so Helmberger, wird der Fall dennoch innerhalb der Jägerschaft aufgearbeitet und diskutiert werden, um eine entsprechende Sensibilisierung anzudenken.“


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