"Am Limit": Rotes Kreuz sucht dringend ehrenamtliche Rettungssanitäter
BEZIRK GMUNDEN. Seit fast zwei Jahren hält Corona die Welt in Atem – und das Rote Kreuz auf Trab. Welche Herausforderungen durch die Pandemie entstehen und was die Rotkreuz-Mitarbeiter in dieser schwierigen Zeit leisten: Tips hat bei Bezirksstellenleiter Harald Pretterer nachgefragt.

Tips: Wie viele Menschen sind für das Rote Kreuz im Bezirk Gmunden im Einsatz?
Harald Pretterer: Wir haben, wenn man alle Bereiche zusammenzählt, rund tausend freiwillige und etwa 120 berufliche Helfer. Dazu kommen immer etwa 33 Zivildiener.
Tips: Das Rote Kreuz ist im Zuge der Pandemie vielfältig im Einsatz. Welche Herausforderungen ergeben sich dadurch?
Pretterer: Seit Anfang der Pandemie führen wir die behördlich angeordneten PCR-Tests durch – übrigens, wichtig: Private Tests können bei uns leider nicht durchgeführt werden, dazu bitte an die jeweiligen Stellen wenden! Im Verlauf der Pandemie haben wir bislang rund 60.000 behördlich angeordnete Tests abgenommen, augenblicklich sind es rund 400 pro Tag. Auch die Gesundheitshotline 1450 wird in Schwerpunktzeiten von regionalen Helfern aus den Bezirken unterstützt – das wäre zentral gar nicht zu schaffen. Hier möchte ich auch auf die neue Homepage des Landes hinweisen: Unter 1450.ooe.gv.at kann man sich – wenn man z.B. einen positiven Antigentest hat – gleich selbst für einen behördlichen Test anmelden. Das verringert die Wartezeit.
Tips: Welche Aufgaben hat das Rote Kreuz noch in der Pandemie übernommen?
Pretterer: Ab Dezember des Vorjahres haben wir die Massentestungen übernommen und bis Anfang April auch die Dauerteststraße geführt. Hier wurden rund 35.000 Antigentests abgenommen. Zudem sind wir seit Ende Februar mit der Impfstraße und jetzt auch bei den Pop-up-Impfungen tätig. Allein in unserem Bereich – also Impfstraße und Impfbus – wurden bisher rund 80.000 Impfungen verabreicht.
Tips: Derzeit steigt die Nachfrage nach Impfungen ja eher an.
Pretterer: Ja, und wir freuen uns, dass wir bei unserer Impfstraße im Waldcampus trotzdem kaum Wartezeiten haben – obwohl wir allein hier bis zu 600 Personen pro Tag impfen. Rund zehn bis 20 Prozent sind derzeit Erstimpfungen, aber auch die Zweit- und Drittimpfungen sind wichtig.
Tips: Wie hat sich die „herkömmliche“ Rotkreuz-Arbeit durch Corona verändert?
Pretterer: Wir haben pro Tag im Schnitt zehn Covid-Transporte – das entwickelt sich immer parallel zur Lage in den Krankenhäusern. Das ist natürlich eine Herausforderung für uns, weil es sehr aufwändig ist: einerseits der Schutz der Mitarbeiter und andererseits auch die Aufbereitung der Fahrzeuge. So fällt für die Reinigung und Desinfektion der Fahrzeuge aufgrund der hohen Sicherheitsvorgaben jedes Mal rund eine Stunde an.
Tips: Wie lässt sich dieser Zusatzaufwand bewältigen?
Pretterer: Für die PCR-Tests und Impfstraßen haben wir Mitarbeiter eingestellt, rund 30 Teilzeitkräfte. Im Grunde sind wir aber am Limit. Ich möchte auch ausdrücklich allen Mitarbeitern und Ärzten danken, die uns bei der Impfstraße unterstützen – und auch allen in die Corona-Bewältigung involvierten Organisationen, wie etwa dem Krisenstab der Bezirkshauptmannschaft. Was wir aber dringend brauchen, sind mehr Rettungssanitäter (Anm. d. Red.: siehe Infobox unten). Es ist – neben Corona – eine allgemeine Entwicklung, dass sich das Freiwilligenwesen ändert: Die ehrenamtlichen Helfer stehen teilweise nicht für so viele Jahre zur Verfügung, außerdem haben sie auch mehr Freizeitinteressen und haben weniger Zeit für Einsätze. Wir brauchen daher vor allem am Wochenende und in der Nacht ehrenamtliche Rettungssanitäter, die Dienste übernehmen. Wenn hier die beruflichen Mitarbeiter und die Zivildiener übernehmen müssen, dann sind während der Woche weniger Fahrzeuge besetzt.
Tips: Was bedeutet das konkret?
Pretterer: Die Mitarbeiter machen immer alles möglich, die Notfallrettung ist nie gefährdet. Was aber passieren kann – und auch passiert: Die Wartezeiten bei Krankentransporten können sich verlängern. Vielleicht hier auch ein kleiner Appell: Personen, die nicht aufgrund einer medizinischen Indikation einen Sanitäter brauchen, können auch mit Öffis oder mit einem Taxi ins Krankenhaus kommen – auch dafür gibt es Transportscheine. So können alle mithelfen, das Rettungswesen zu entlasten.
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