317 Energie-Stammtische in 32 Jahren in Schlüßlberg: Sepp Malzer macht jetzt Schluss
SCHLÜSSLBERG. Josef Malzer ist ein Öko-Pionier. Als Tüftler und Bastler am eigenen Bauernhof hat er vor 32 Jahren auch begonnen, Energie-Stammtische in Schlüßlberg zu organisieren. 317 sind es bis zum heurigen Jahr geworden. Aber jetzt ist Schluss, meint der 75-Jährige. Er blickt zurück auf viele beeindruckende Referenten.

In der Landwirtschaft aufgewachsen, war Sepp Malzer schon immer ein Tüftler und er hat sich immer schon mit den Themen Natur, Umwelt und Energie beschäftigt. Oft hat er seine Ideen zum Energie sparen und Umwelt schonen seiner Frau Erika erzählt. Als diese meinte, sie wisse das doch schon alles, kam Sepp Malzer Anfang der 1990er-Jahre auf die Idee, einen Energie-Stammtisch im Gasthaus Friedl zu veranstalten. „Gleich beim ersten Mal sind 30 Leute gekommen“, erzählt der heute 75-Jährige. Und weil die Leute immer wieder danach gefragt haben und mit den Jahren auch viele Referenten von sich aus kommen wollten, sind es bis zum Oktober des heurigen Jahres 317 Energie-Stammtische in 32 Jahren geworden. Alle hat er fast in Eigenregie organisiert. Beim Erstellen und Verteilen der Einladungen hatte er Hilfe.
Themen rund um Energie, Umwelt und Gesundheit
Die Themen drehten sich immer um das Energiesparen und die Umwelt. Aber auch die gesunde Ernährung war immer wieder Thema beim Energie-Stammtisch in Schlüßlberg. Meist traf man sich monatlich, im Sommer legte man eine Pause ein.
Die Liste der Referenten kann sich sehen lassen. Der ehemalige Bundesminister und Landesrat Rudi Anschober war zum Beispiel gleich mehrmals da.
Ganz besonders interessant war auch der Abend mit dem bereits verstorbenen Atomphysiker Adolf Staufer. Die meisten Besucher waren beim Vortrag mit Ökorebell Sepp Holzer im Saal.
„Am längsten wurde es mit Herrn Kautsky von VW Österreich. Er redete bis sechs Uhr früh und da waren wir nur noch fünf Zuhörer, die dann gleich in die Arbeit fuhren“, erzählt er. Beeindruckt hätte ihn vor 25 Jahren ein Chef eines großen Energie-Konzerns, der damals schon meinte: „Wir sollten schnell umdenken.“
Zu Gast waren aber auch Energy-Globe-Gründer Manfred Neumann oder Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider. An 24 Persönlichkeiten hat er den von ihm erfundenen Titel „Ökologierat“ verliehen. Eine Ehrung, die für besondere Qualität und nicht für Quantität steht.
Beeindruckend war auch die Medienpräsenz des Öko-Pioniers. 102 Fernsehberichte, die meisten beim Lokalsender HT1, wurden über seine Energie-Stammtische ausgestrahlt. Im Sommer kam dann sogar ein 25-minütiger Film über sein Wirken heraus.
Schon als Bub ein Tüftler
Malzers Leidenschaft für die Natur und Technik hat sich schon als Bub gezeigt. Mit 12 Jahren hat er sich ein kleines Auto mit einem alten Motorrad-Motor gebaut. Später hat der Landwirt, der auch bei einem Bauunternehmen beschäftigt war, einen 15er Steyr-Traktor so umgerüstet, dass der sich bei der Fahrt sein Öl für den Antrieb presst. Ein E-Bike baute er sich schon 1987 aus einem alten Waschmaschinenmotor. Auf seinem Bauernhof, dem Brandhof, setzte er bereits vor Jahrzehnten auf Biomasse und Sonnenenergie. Heute fragen ihn Landwirte in Sachen Energiewald um Rat – den hat er selbst schon vor 30 Jahren gesetzt.
„Alles muss zuerst wachsen, bevor wir es nutzen, dann schadet es der Umwelt nicht“, ist seine Philosophie. Das beste Heizmittel sei deshalb das Holz. Und es hätte schon einen Grund, warum das Erdöl tief in der Erde eingeschlossen ist, meint er.
Mehr Zeit für Hobbys
„Alles hat seine Zeit“, fügt Malzer hinzu. Mit Oktober hat er seinen letzten Stammtisch organisiert, Rudi Anschober war zu Gast. Jetzt tritt der dreifache Vater und fünffache Großvater etwas kürzer. Den landwirtschaftlichen Familienbetrieb führt sein Sohn als Biobetrieb im Haupterwerb weiter.
Mehr Zeit für seine Hobbys will er sich nun nehmen. Früher auch Leistungssportler, hält er sich weiterhin körperlich fit. Aber auch das Motorsägen-Schnitzen und die Musik gehören zu seinen Leidenschaften. Eine ganze CD mit Weihnachtsliedern hat er bereits komponiert und den einen oder anderen Hit möchte er jetzt auch noch schreiben.
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