Rettung der Donaufähre: Wilhering und Ottensheim ringen um Lösung
OTTENSHEIM/WILHERING. Seit mehr als 150 Jahren verbindet die Donaufähre Ottensheim die beiden Ufer der Donau und erfüllt eine wichtige Funktion für Pendler, Schüler und Touristen. Doch nun steht der Fährbetrieb auf der Kippe. Steigende Verluste belasten die Ottensheimer Drahtseilbrücken GmbH, und die Zukunft des Traditionsbetriebs ist ungewiss. Die Gemeinden Ottensheim und Wilhering suchen nun gemeinsam nach einer Lösung.

Seit 2020 schreibt die Donaufähre Jahr für Jahr rote Zahlen. Allein 2023 betrug das Defizit knapp 54.000 Euro. Während die Verluste der Vorjahre aus Rücklagen gedeckt wurden, stößt die Gesellschaft nun an ihre finanziellen Grenzen. Von den 28 Gesellschaftern hält die Marktgemeinde Ottensheim mit 45,2 Prozent den größten Anteil.
Geschäftsführerin Gertraud Hagenauer betont, dass die Geschäftsführung sowie die Gesellschafter um den Fortbestand bemüht sind: „Der Fährbetrieb hat über Jahrzehnte ohne Unterstützung der öffentlichen Hand funktioniert. Nachwehen von Corona, auch die massive Teuerung und notwendige Lohnkostenanpassungen sowie nicht zuletzt die Inbetriebnahme der neuen Donaubrücke haben sich nicht positiv auf die Fähre ausgewirkt. An Lösungen wird gearbeitet.“
Rund 100 Schüler betroffen
Besonders für den Schülerverkehr ist die Fähre eine essenzielle Verbindung. 14 Schüler aus Wilhering und je ein Schüler aus Leonding und Alkoven nutzen die Fähre, um die Neue Mittelschule in Ottensheim zu besuchen. Gleichzeitig fahren 89 Schüler aus dem Mühlviertel mit der Fähre nach Wilhering, um das Stiftsgymnasium zu erreichen. Ohne eine gesicherte Fährverbindung müssten viele dieser Schüler erhebliche Umwege in Kauf nehmen, was die tägliche Schulroute erheblich erschweren würde. Auch für Pendler und ältere Menschen, die regelmäßig Ottensheim und Wilhering besuchen, ist die Fähre eine wichtige Alternative.
Gemeinsame Gespräche und konstruktive Lösungsansätze
Ein entscheidender Schritt zur Zukunftssicherung wurde durch das direkte Gespräch zwischen Wilherings Bürgermeisterin Christina Mühlböck-Oppolzer und der Bürgermeisterin von Ottensheim, Maria Hagenauer, gesetzt. Beide Gemeinden bekennen sich klar dazu, dass sie gemeinsam an einer Lösung interessiert sind.
Wilhering hat einen Fragenkatalog an die Geschäftsführerin der Ottensheimer Drahtseilbrücken GmbH gesendet, um wesentliche Punkte zu klären: Gibt es ein nachhaltiges Betriebskonzept über 2028 hinaus? Welche finanziellen Zusagen liegen bereits vor? Und welchen Beitrag leisten die Gesellschafter zur Sicherstellung des Betriebs? Zudem soll geprüft werden, ob vorhandene Vermögenswerte – etwa ein Baugrundstück in Wilhering – zur Finanzierung herangezogen werden könnten.
Wilhering und Ottensheim betonen, dass es nicht allein ihre Aufgabe sei, die Fähre finanziell zu stützen. Auch andere betroffene Gemeinden, das Stift Wilhering als Schulerhalter und der Tourismusverband Donau Oberösterreich sollen sich an einer Lösung beteiligen. Abt Reinhold Dessl bestätigt gegenüber Tips, dass das Stift Wilhering als Schulerhalter des Gymnasiums großes Interesse an einem Fortbestand der Fähre auch nach 2028 hat: „Wichtig ist, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, um eine gute Lösung für alle Beteiligten zu erreichen.“
Der Tourismusverband kann sich eine Unterstützung ebenfalls vorstellen. Markus Langthaler, Obmann des touristischen Ortsausschusses Wilhering im Tourismusverband Donau OÖ, betont jedoch, dass dafür ein neues nachhaltiges Betriebskonzept entwickelt werden müsse, das eine wirtschaftliche Führung der Fähre ermöglicht.
Unterstützung durch das Land
Auch das Land Oberösterreich sieht die Bedeutung der Donaufähre. Verkehrslandesrat Günther Steinkellner hat eine Beteiligung des Landes in Höhe von 25.000 Euro für die Abgangsdeckung des Geschäftsjahres 2024 zugesichert: „Die Ottensheimer Drahtseilbrücke erfüllt eine wesentliche Funktion im Nahverkehr, insbesondere für Pendler und Schüler. Daher beteiligt sich das Land Oberösterreich über das Ressort Infrastruktur und Mobilität an der finanziellen Absicherung.“
Allerdings stellt das Land klar, dass eine weitergehende Abdeckung von Verlusten in den kommenden Jahren nicht automatisch vorgesehen sei. „Die Priorität liegt auf Maßnahmen zur wirtschaftlichen Optimierung des Betriebs. Eine vollständige Übernahme der Fähre durch das Land ist derzeit nicht in Diskussion“, heißt es weiter. Damit ist klar: Eine langfristige Lösung muss gefunden werden, um den Fährbetrieb über 2028 hinaus zu sichern.
Alternative Konzepte und langfristige Perspektiven
Neben finanziellen Überlegungen stehen auch alternative Konzepte zur Diskussion. Könnten spezielle Veranstaltungen auf der Fähre zusätzliche Einnahmen generieren? Ist ein reduzierter Winterbetrieb, wie bei den Wachauer Fähren, eine Lösung? Oder müssen langfristig alternative Verkehrswege geschaffen werden – etwa durch einen möglichen Einsatz des Donaubusses oder über das Kraftwerk?
Bürgermeisterin Mühlböck-Oppolzer stellt klar, dass sich die Gemeinde Wilhering aktiv für eine gemeinsame Lösung einsetzen wird: „Wir erwarten uns, dass alle Beteiligten an einem Tisch zusammenkommen und ein tragfähiges Konzept erarbeitet wird. Es geht nicht darum, Verantwortung auf eine einzelne Gemeinde abzuwälzen, sondern gemeinsam die beste Lösung für die Region zu finden.“
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