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Reise in die Vergangenheit: ARS and the City blickt auf 40 Jahre Ars Electronica zurück

Valerie Himmelbauer, 04.09.2019 13:19

LINZ. Die Ausstellung „ARS and the City“ im Lentos Kunstmuseum blickt zurück auf 40 Jahre Ars Electronica und ruft legendäre und wegweisende Kunstprojekte in Erinnerung, die seit 1979 im öffentlichen Raum in Linz realisiert wurden. 

ARS and the City blickt auf 40 Jahre Ars Electronica zurückFoto: Stadt Linz / Pertlwieser
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War das Image von Linz jahrzehntelang geprägt von der Großindustrie, vollzog sich Ende des 20. Jahrhunderts ein Wandel, bei dem sich die Kunst als wichtiger Impuls- und Ideengeber hervortat. Dass Ars Electronica als Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft diesen Wandel einleitete und vorantrieb, gehört längst zum Gründungsmythos dieses einzigartigen Projekts. Die Ausstellung im Lentos Kunstmuseum Linz lässt eine Vielzahl dieser Projekte und Initiative Revue passieren, grob gegliedert in vier thematische Bereiche – Donaupark, Hauptplatz, voestalpine und Stadtwerkstatt.

Erinnerungen

In der Ausstellung im Lentos, kann man sich erinnern: Zum Beispiel an die 4000 Menschen, die 1994 am Hauptplatz  bei „Audience Participation“ gemeinsam das Videogame „Pong“ spielten. Oder an das Mitmachkonzert 1980, bei dem jeder sein eigenes Musikinstrument mitbrachte. Und alle zusammen auf dem Hauptplatz ein gemeinsames Großkonzert zur Auffühung brachten. Aufsehen erregte auch 1986 die „Aurora Elettronica“ einem rund um die Dreifaltigkeitssäule errichteten, buntbeleuchteten Stahlgerüst, sowie bewegten Projektionen auf den Hauptplatzgebäuden und elektronische Klangwirbel. Oder riesige, windgetriebene, aus Holz und Plastikrohren konstruierte Strandtiere, die 2004 den Linzer Hauptplatz bevölkerten. Im Jahr darauf brachten hunderte Radfahrer per Muskelkraft einen künstlichen Mond am Nachthimmel zum Leuchten und 2015 dreht mit dem Mercedes-Benz F 015, das zu der Zeit am weitest entwickelte Forschungsfahrzeug der Welt, eine Runde vor dem Alten Rathaus. 

Hauptplatz als Symbol für Interaktion

Die Ausstellung gliedert sich in die Orte: Hauptplatz, Donaupark, Voestalpine und Stadtwerkstatt - wobei Stadtwerkstatt als Synonym für die freie Szene in Linz gilt, mit der die Ars Electronica eng verbunden ist. Die Freie Szene, deren Aktionen und Initiativen prägten die Linzer Stadtentwicklung stark mit. Der Hauptplatz soll Symbol für die Interaktion mit der Stadt Linz sein und die zahlreichen Projekte in Erinnerung rufen, die dort ihre Bühne fanden. 

Luftbilder im Alten Rathaus

Mit dem Hauptplatz rückt nicht zuletzt die Rolle der Linzer Stadtverwaltung in den Blickpunkt der Ausstellung, die dann auch festhält, dass ohne die intensive und kontinuierliche Unterstützung der Stadtregierung und -verwaltung viele Projekte unmöglich zu realisieren gewesen wären. Bezeichnend dafür, dass Jahr für Jahr immer noch viele Menschen die Eingangshalle des Alten Rathauses am Hauptplatz besuchen, um ein riesiges Luftbild von Linz zu betrachten, das 2007 im Rahmen eines Mitmach-Projekts der Ars Electronica entstand: „Ganz Linz“ rief die Linzer auf, für einen Fotoüberflug sichtbare Zeichen auf Dächern, Balkonen, Gärten und Parkanlagen zu hinterlassen. 

Aufregung um Hundesprengung 

 1991 sorgte zum Beispiel die „Hundesprengung“ für Aufsehen. Bei dieser Aktion konnten die Zuseher zuhause vor dem Fernseher durch das Wählen einer bestimmten Telefonnummer über Weiterleben oder Tod eines Hundes entscheiden, mit dem Hinweis, dass die getroffene Wahl mit dem eigenen Gewissen vereinbart werden müsse. Die Entscheidung fiel zu Ungunsten des Hundes aus. Tags darauf musste „OÖ heute“ erklären, dass die vermeintliche Sprengung des Hundes nur ein videotechnischer Trick war, und sich das Tier bester Gesundheit erfreut. Auch das Linzer Künstlerkollektiv Time`s Up erwies sich immer wieder als wichtiger Vertreter der freien Szene und war mit dem faszinierenden Projekt „Turnton Docklands“ im Lentos Featured Artist des Ars Electronica.

Schauplatz Donaupark

Und der Donaupark selbstverständlich auch den Gründungsmythos und den Ort der Klangwolke widerspiegeln. Das riesige Betriebsgelände der Vostalpine galt lange Zeit als Austragungsort für außergewöhnliche Projekte bei der Ars. Legendenstatus haben auch die nächtlichen musikalischen Zugfahrten durch das Werkgelände, die von Fadi Dorninger von 1996 bis 2000 organisiert werden.  

„Wie eine Geburtstagsfeier voll Erinnerungen“

„Es ist keine große Dokumentation an Unterlagen, es ist viel mehr wie eine Geburtstagsparty, die einlädt einzutauchen in eine gemeinsame Geschichte voll Erinnerungen. Die Ausstellung soll Besucher inspirieren, Geschichte zu schreiben“, lädt der Künstlerische Leiter des Ars Electronica Festivals Gerfried Stocker ein.  

„Menschen bewegen mit Themen der Zeit“

„Mit dieser Ausstellung werden die letzten 40 Jahre sehr schnell präsent. Die ARS schafft es, wie hier deutlich wird, Menschen zu bewegen zu Themen der Zeit, die letztendlich Themen der Zukunft werden. Durch die Ausstellung wird einmal mehr ersichtlich, dass dies der wahre Gesellschaftliche Mehrwert ist, dafür steht die Ars Electronia“, betont Bürgermeister Klaus Luger. 

„Wie im Wonderland“

„Die Ausstellung zeigt welche Breite, welche Bedeutung hat und hilft bei der Beantwortung der Frage, was die Ars für die Stadt und die Leute bedeutet. Es stand immer und es steht auch heute der Mensch im Mittelpunkt, vor allem jetzt - in Zeiten der Digitalisierung - mehr denn je. Und zeigt, wie wir Menschen mit der Digitalisierung umgehen. Über 100.000 Menschen aus der ganzen Welt kommen zum Festival nach Linz, 57 Unis sind vernetzt. Die Ausstellung zeigt, wie wichtig es ist, sich von der Kunst und Freigeistern inspirieren zu lassen“, ist Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer begeistert und betont: „Ich fühle mich ein bisschen wie Alice, die eintaucht in ein Wunderland voller neuer Ideen.“

Die Ausstellung ist von 5. bis 9. September im Rahmen des Ars Electronica Festivals im Kunstmuseum Lentos zu sehen. 

Info: www.lentos.at

https://ars.electronica.art/outofthebox/


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