Klangwolke und Brucknerfest 2020 im Corona-Spezialformat
LINZ. Die Liva mit ihren Häusern Brucknerhaus und Posthof reagiert auf die Einschränkungen im Kulturbetrieb mit einem durchdachten Konzept. Auch für die Klangwolke im September gibt es bereits einen Plan.

„Alle Prognosen für die Zukunft beinhalten eine gewisse Unsicherheit. Solange kein Impfstoff gefunden ist, werden Veranstaltungen in gewohnter Form nicht stattfinden können, denke ich“, so der Künstlerische Vorstandsdirektor der Liva Dietmar Kerschbaum. Er ist fest davon überzeugt, dass die Gesellschaft Kultur nicht nur in digitaler Form braucht. Es brauche das Live-Erlebnis, „Stillstand in der Live-Kultur würde für uns den Tod bedeuten.“
Fünf-Punkte-Plan, Testbetrieb im Juli
Bei der Liva geht man davon aus, dass ab 1. Juli Veranstaltungen unter gewissen Bedingungen möglich sein werden. Daher wurde ein Fünf-Punkte-Plan für das Brucknerhaus und in adaptierter Form auch für den Posthof entwickelt. Im Juli soll ein Test-Spielbetrieb im Brucknerhaus starten - immer mit Bedacht auf die aktuellen Vorgaben der Bundesregierung.
Die fünf Punkte umfassen ein „Wabensystem“ im großen Brucknerhaus-Saal – so könnten bis zu 400 Personen live dabei sein. Die Besucher werden über den ganzen Saal verteilt.
Die Konzerte werden verkürzt auf maximal eine Stunde und ohne Pause gespielt, wenn nötig finden Konzerte auch ein zweites Mal am selben Tag für weitere Besucher statt. Das Publikum wird gestaffelt das Haus betreten, auf freiwilliger Basis wird eine Registrierung der Besucher eingeführt.
Die Bühne wird gemäß den Bestimmungen adaptiert - wenn nötig mit Plexiglas bei Bläsern, akustische Einbußen sind nicht zu erwarten.
Das Publikum wird gestaffelt das Haus betreten und gestaffelt wieder verlassen. Auch der Besuch der Toiletten wird in organisierter Form ablaufen. Außerdem wird das Reinigungspersonal aufgestockt, um maximale Hygiene zu gewährleisten. „So gibt es kein Gedränge bei Nadelöhren“, so Kerschbaum.
Es wird, auf freiwilliger Basis, eine Registrierung der Besucher eingeführt, um im Falle eines Falles die Infektionskette nachvollziehen und die Menge möglicher Betroffener rasch einkreisen zu können.
Posthof und Kuddelmuddel
Für den Posthof gilt dieser Plan in adaptierter Form, wenn im September wieder gestartet wird. „Das ist gerade Work in Progress, wir arbeiten daran, welches Programm mit welchen Künstlern ab September möglich ist“, so Posthof-Musikchef Gernot Kremser. Beim Kuddelmuddel ist angedacht, dass dieses in die Kindergärten und Schulen kommen könnte.
Zwei Sonntagsmatineen werden nachgeholt
Unter diesen Voraussetzungen werden zwei Konzerte aus der Reihe Sonntagsmatinee im Brucknerhaus bereits im Juli nachgeholt werden. Am 5. Juli bringt das Divertimento Viennese unter Vinzenz Praxmarer sein Programm „Sehnsucht nach Wien“ auszugsweise zu Gehör (ursprünglicher Termin: 14. Juni) und am 12. Juli spielt das Orchester Wiener Akademie unter Martin Haselböck Beethovens Pastorale (ursprünglicher Termin: 15. März).
Auch die geplanten Serenaden-Konzerte im Arkadenhof des Linzer Landhauses werden unter ähnlichen Bedingungen stattfinden - hier würden etwa 100 Besucher Platz finden.
Auch Brucknerfest in dieser Form
Nach derzeitigem Ermessen sollten auch rund 70 Prozent der geplanten Konzerte des Brucknerfestes in dieser Form stattfinden können.
„Wir werden uns den Testbetrieb anschauen und sind flexibel. Wenn möglich erweitern wir diesen Testlauf“, so Kerschbaum. Der Kartenverlauf auch für das Brucknerfest läuft ganz normal weiter. Mit den Künstlern sei teils vereinbart worden, dass diese auch ein zweites Konzert geben, wenn gewünscht.
„Ich bin optimistisch, dass wir alle diese Vorhaben umsetzen können, immer abhängig von den aktuellen Covid-19-Regelungen“, so Kerschbaum.
Klangwolke im Spezialformat
Die Klangwolke am 12. September findet in neuer Form statt - in einer Kooperation von Brucknerhaus, Kunstuniversität und Ars Electronica Center. Das neue Konzept dazu wird aktuell entwickelt und wird im Juli bekannt gegeben. Gleiches gilt für die Kinderklangwolke und die Klassische Klangwolke.
Kunstuni-Rektorin Brigitte Hütter ist begeistert von der Zusammenarbeit. „Es waren sehr schnell viele Studierende und Professoren mit an Bord bei der Projektentwicklung. Wichtig ist uns, die Klangwolke als Gemeinschaftserlebnis zu gestalten. Wir haben Gott sei Dank in Coronazeiten die Möglichkeit vielfältiger digitaler Formate“, so Hütter. Sie betont zudem, dass es nicht nur eine Kooperation der drei Einrichtungen ist, sondern dass viele freischaffende Künstler eingebunden werden. „Die Szene in Oberösterreich ist sehr vielfältig, diese mit an Bord zu haben ist von hohem Wert.“
Auch sei bei der Klangwolke ein allgemeiner Aspekt sehr spannend: „Es gelten Werte, die unumstößlich sind und die wir hochhalten wollen. Nämlich die Freiheit der Kunst und den niederschwelligen Zugang dazu. Wir wollen nachhaltig zusammenwirken am Standort Linz aber mit international sichtbarem Anspruch.“
„Ahoi! Pop“ kommt 2021
Wurde zu Beginn noch geplant, Konzerte des Sommerfestivals „Ahoi! Pop Sommer“ im Donaupark im Winter nachzuholen, ist man davon nun abgerückt. Das für heuer geplante Festival soll im Sommer 2021 stattfinden.
„Akzeptieren wo Grenzen liegen“
„Es ist schwierig zu prognostizieren, wie sich die Situation künftig darstellt. Einige Parameter sehen aber fest: Liebgewonnene Massenveranstaltungen wie etwa Klangwolke werden in dieser Form heuer nicht stattfinden. Wir werden auch keine Künstler aus anderen Region und Staaten bei uns haben können. Wir sind aber schnell zur Überzeugung gekommen, dass eine relative Normalisierung auch die Kultur inkludieren muss. Ich bin froh über die organisatorisch kreativen Überlegen. Mir ist es als Bürgermeister wichtig, die Balance zu halten: Einerseits zu ermöglichen, andererseits zu akzeptieren, wo die Grenzen liegen. Ich glaube aber, dass es gelungen ist, für die Veranstaltungen im Herbst eine vernünftige Lösung zu finden“, so Bürgermeister und Aufsichtsrats-Vorsitzender der Liva Klaus Luger.
Generell werde sich das Programm mehr in Richtung regionaler Künstler verschieben, so auch Kerschbaum.
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