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Bürgerinitiative will Minigolf-Areal am Linzer Freinberg kaufen

Jürgen Affenzeller, 21.01.2020 13:49

LINZ. Während am Donnerstag im Linzer Gemeinderat die umstrittene Umwidmung des Minigolfplatz-Areals am Linzer Freinberg in Bauland ansteht, prescht die Bürgerinitiative „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt!“ am Dienstag mit einem ungewöhnlichen Vorschlag vor.

Mit ihrem Vorschlag, das Minigolfplatz-Areal auf dem Freinberg selbst kaufen zu wollen, hat die Bürger-Initiative „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt!“ heute aufhorchen lassen.
  1 / 2   Mit ihrem Vorschlag, das Minigolfplatz-Areal auf dem Freinberg selbst kaufen zu wollen, hat die Bürger-Initiative „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt!“ heute aufhorchen lassen.

„Der Minigolfplatz ist nicht irgendeine Wiese am Stadtrand, sondern ganz im Gegenteil ein wichtiges Stück Grünland und bis vor kurzem noch Teil des regionalen Grüngürtels. Genau dieser Grüngürtel ist wesentlich, um kühle Temperaturen, Artenvielfalt und Frischluft zu gewährleisten. Diesen in Zeiten des Klimawandels für den Profit Weniger zu opfern und derart zu beschädigen, lässt jede Ernsthaftigkeit unserer Stadtoberhäupter bezweifeln“, stellten Vertreter der Bürgerinitiative am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz fest.

„Wollen als Stiftung das Grundstück kaufen“

Anrainer und Geograf Christian Trübenbach überraschte dabei mit einer überraschenden Ansage: „In den letzten Wochen haben wir Mitstreiter intensiv nachgedacht, wie wir den Grüngürtel retten können und uns auch mit unkonventionellen Ideen auseinandergesetzt. Dazu haben viele Menschen und Initiativen die letzten Wochen die Köpfe zusammengesteckt und einen Beschluss gefasst, nämlich den, dieses Grundstück kaufen zu wollen.“

Trübenbach weiter: „Für dieses Ziel arbeiten wir an einer gemeinnützigen Stiftung. Diese hat den Zweck, genau solche Grundstücke, also Grünland, das eigentlich per Definition dem Allgemeinwohl dienen sollte, zu kaufen und für immer und ewig zu sichern und zu erhalten. Vielleicht ist das sogar die Wurzel für einen städtischen Bodenfonds in Linz und Umland. Es ist ja offensichtlich Bedarf. Weil wenn die Jesuiten und das Aloisianum als humanistisches, katholisches Gymnasium und die Stadt Linz als öffentliche Hand das nicht schaffen, dann müssen offenbar die Bürger ran!“

Demo vor der Gemeinderats-Sitzung angekündigt

Bernhard Schwab, der Kopf von „Fridays For Future Linz“, kündigte Proteste vor der umstittenen Umwidmung an: „Wir haben uns daher hier bei dieser ganz konkreten Sache angeschlossen und für Donnerstag 23.1. kurz vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung eine größere Demo angemeldet. Da wollen und werden wir den verantwortlichen 61 Gemeinderäten – die müssen ja ins Rathaus – sagen, was wir davon halten und sie auch auffordern, sich dagegen zu entscheiden und ernst zu machen mit der Klimahauptstadt.“

Klagen werden bereits vorbereitet

Initiativen-Sprecherin Renate Ortner kündigt zudem unabhängig von der Gemeinderats-Sitzung bereits rechtliche Schritte an: „Zwei Dinge werden wir daher tun: Zuerst treffen wir erneut die Volksanwaltschaft und versuchen, auf die vorhandenen Verfahrensfehler – das fehlende öffentliche Interesse und die mangelnde Begründung – hinzuweisen. Bei all dem begleitet uns ein renommierter Verfassungs- und verwaltungsrechtsspezialist. aus Linz. Mit ihm werden wir dann auch eine Klage beim Landesverwaltungsgericht (Anfechtung des Baubewilliungsbescheides) und voraussichtlich beim Bundes-Verfassungsgerichtshof (Individualbeschwerde/ Bescheidbeschwerde) einleiten. Das läuft alles schon auf Hochtouren. Die Karten stehen sehr gut.“

Luger: „Zurück zur Sachlichkeit“

Auch Bürgermeister Klaus Luger reagierte bereits am Dienstag und betont: „Ging es am Beginn um die Rettung des Minigolfplatzes, so sehen heute viele Menschen den Grüngürtel in Gefahr. Ich verstehe die Anrainer, die hier um den Blick ins Grüne fürchten. Ich habe aber kein Verständnis für die Radikalisierung, die bei diesem Thema im Netz um sich greift. Hier wird bewusst mit Halbwahrheiten das politische Klima aufgeheizt, das bringt uns nicht weiter. Ich plädiere für eine Versachlichung der Diskussion: Fakten auf den Tisch, dann wird die Entscheidung der Mehrheit im Gemeinderat hoffentlich für alle nachvollziehbarer“, so Luger.

Der Stadtchef führt aus: „Das betroffene Grundstück entspricht 0,005 Prozent der städtischen Gesamtfläche und somit einem Zehntausendstel des Grünlandes in Linz. Eine Bebauung des Grundstückes war schon bisher möglich, zum Beispiel mit Gaststätten oder Tennishallen, wie etwa jene an der Donaufeldstraße. Die Umwidmung ermöglicht Schaffung von Wohnraum – angesichts des Bevölkerungswachstums in Linz ist das jedenfalls sinnvoller. Die Minigolfanlage ist mehr eine Baulücke als Teil des Grüngürtels. Das betroffene Grundstück befindet sich inmitten der Wohnverbauung Jungmairstraße-Roseggerstraße-Ziegeleistraße, die größtenteils in den letzten 30 Jahren entstanden ist. Den Einwänden des Naturschutzes wurde mit einer zusätzlichen Beschränkung der Gebäudehöhe begegnet.“

Umwelt-Stadträtin zeigt Verständnis 

Die Grüne Umwelt-Stadträtin Eva Schobesberger hat Verständnis für die Absichten der Bürgerinitiative: „Das ist ein weiterer Grund, dass die Fläche am Donnerstag keinesfalls umgewidmet werden darf. Die Bürger-Initiative hat meine volle Unterstützung. Für den engagierten Einsatz zum Erhalt der Lebensqualität möchte ich mich ausdrücklich bedanken“, so Schobesberger. Schließlich sei das Grundstück auf dem Freinberg Teil eines zusammenhängenden großen Erholungsgebietes für die Linzer. Dazu wäre der Grünzug wichtig für die Durchlüftung der Stadt und die Frischluftentstehung. „Der Grüngürtel ist der wichtigste Schatz den wir haben. Diese Flächen gilt es unbedingt zu schützen, Umwidmungen müssen hier tabu sein“, bekräftigt Schobesberger.

NEOS-Potocnik: „Es ist noch nicht zu spät“

NEOS-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik betont in seinem Statement: „Der wahre Grund ist und bleibt der gewünschte Widmungsgewinn in Höhe von drei Millionen Euro für das Aloisianum (“Österreichische Provinz der Gesellschaft Jesu“) und der darauf folgende Profit im Zuge des Projekts der Luxus- und Anlagewohnungen. Falls es am Donnerstag zu einer Umwidmung kommen wird, hoffe ich, dass dieser Fall, an dem sich mittlerweile eine Unkultur und der Verlust an Werten der letzten Jahre unter der Führung von Bürgermeister Klaus Luger kristallisieren, ein rechtliches Nachspiel haben wird. Ich hoffe immer noch, dass es hier bis Donnerstag ein Umdenken gibt, es ist noch nicht zu spät.“

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