LINZ. Ernest Kulhavy, einer der Gründungsprofessoren und von 1989 bis 1991 Rektor der Johannes Kepler Universität Linz, ist vor wenigen Tagen im Alter von 95 Jahren verstorben. Als Pionier für modernes Marketing hat Kulhavy Generationen erfolgreicher Marketing-SpezialistInnen ausgebildet und geprägt.

Der oft als „Marketing-Papst“ bezeichnete Wirtschaftsexperte war einer der Gründungsprofessoren und hat die Entwicklung der JKU entscheidend mitgeprägt. Von 1989 bis 1991 war Kulhavy Rektor der JKU Linz.
„Ernest Kulhavy hat das moderne Marketing in Linz etabliert. Als einer der Gründungsprofessoren unserer Universität hat er ganz wesentlich zum Imageaufbau der JKU beigetragen. Sein Wirken hat Generationen geprägt, sein Ansatz, Neues zu denken und umzusetzen lebt in der JKU weiter“, so JKU-Rektor Meinhard Lukas.
„Väterlicher Freund“
Kulhavy habe sich auch nach seinem Ausscheiden aus der Universität stets eingebracht. „Er war der väterliche Freund der Universität, der uns auf unserem Weg immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Wir verlieren einen großen Professor, aber vor allem einen warmherzigen, nachdenklichen und klugen Freund. Unsere ganze Anteilnahme und unser Mitgefühl gelten der Familie und den Hinterbliebenen von Ernest Kulhavy“, so Lukas.
Christoph Teller, Professor für Handel, Absatz und Marketing an der JKU, betont: „Alles worauf wir aufbauen basiert auf der Pionierleistung von Ernest Kulhavy. Er war es, der in Österreich das Wort Marketing überhaupt erst bekannt und salonfähig machte. Es ist ihm auch zu verdanken, dass sich das Marketing von dem operativen Verständnis einer Unternehmensfunktion hin zum marktorientierten Führungskonzept entwickelt hat. In seiner Tradition wird diese Disziplin heute noch an unserem Lehrstuhl gelehrt. Seinem Vorbild folgend, stehen auch heute noch Forschungs- zusammen mit Praxisorientierung an oberster Stelle.“
Ereignisreiches Leben
Ernest Kulhavy, am 24. Dezember 1925 geboren, studierte in Wien Welthandel und promovierte 1952. Nach einem Zwischenstudium an der Johns Hopkins University (USA) in den Jahren 1956 bis 1957 kehrte er nach Österreich zurück, um sich auf seine Dozentur vorzubereiten. Er erhielt jedoch eine Fellowship der Vereinten Nationen in Genf und war im Anschluss ein Jahr bei der Europäischen Freihandelszone EFTA in Genf angestellt. Kulhavy habilitierte sich 1960 im Fachgebiet Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und wurde im Herbst 1963 als Professor an die Technische Universität Berlin West berufen, wo er die Gründung eines Instituts für Marketing und Management vorbereitete. Bevor es jedoch zur Gründung kam, nahm er einen Ruf an die neugegründete Hochschule in Linz an, wo er 1966 das Institut für Internationales Marketing gründete. Damit erhielt Linz das erste Marketing-Institut im deutschsprachigen Raum.
Ab 1968 war Kulhavy zudem elf Jahre Professor an der Diplomatischen Akademie Wien. 1975 wurde er zum Dekan der Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlichen Fakultät gewählt, wobei er in der Folge mit der Organisation der Teilung der Fakultät in eine Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bzw. in eine Rechtswissenschaftliche Fakultät betraut war. Er gründete 1979 den Marketing Club Linz und 1981 den Exportlehrgang, war ab 1970 für rund 25 Jahre Mitglied des Herausgeber-Beirates der Zeitschrift Absatzwirtschaft und begründete 1981 den Exportlehrgang sowie das Studium der Handelswissenschaften in Linz. Zwischen 1989 und 1991 wirkte er als Rektor der Universität Linz, wobei er die Ostöffnung zum Abschluss von Partnerschaftsverträge mit Universitäten in Osteuropa nutzte. 1994 folgte seine Emeritierung.
Erfolgreiche Schüler
Als Pionier für modernes Marketing hat Kulhavy Generationen erfolgreicher Marketing-Spezialisten ausgebildet und geprägt. Zu seinen Schülern zählten auch hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft, wie Hans Jörg Schelling, Christoph Leitl, Gerhard Stürmer und Günter Schweiger.
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