„Wir wollen keine Mini-Bäumchen, sondern echten Ersatz“
LINZ. Im Zuge der bereits angelaufenen Bauarbeiten für den 111 Meter hohen „Quadrill“-Tower am Gelände der Tabakfabrik sorgt auch die Fällung von mehreren gesunden, über 40 Jahren alten Kastanienbäumen für Aufregung unter den Anrainern.

„Die Versprechungen nach Neupflanzungen sind zu begrüßen. Oberhalb der zukünftigen Tiefgarage werden aber nicht viel mehr als kleine Bäumchen entstehen. Wirklich groß werden die nie“, ist Anrainerin Brita Piovesan enttäuscht.
Sie fordert echten Ersatz und insgesamt ein selbstbewussteres Auftreten der Stadt Linz gegenüber Investoren: „Auch die Interessen der Linzer müssen bei solchen Mega-Bauprojekten endlich berücksichtigt werden.“
Baumriesen wurden um sechs Uhr früh geschlägert
Vier kerngesunde und alte Kastanienbäume vor der Tabakfabrik wurden in aller Herrgottsfrühe um sechs Uhr für eine neue große Tiefgarage direkt unter dem geplanten 111-Meter-Hochhaus geschlägert: „Das scheint mir symptomatisch für die viel zu häufige Vernichtung von großen alten Bäumen – gerade in der inneren Stadt“, sagt Brita Piovesan.
Die dreifache Mutter und Anrainerin der Tabakfabrik konnte mit anderen engagierten Anrainern erreichen, dass zumindest die geplante Hauptein- und Ausfahrt aus dem Nahbereich des Wohngebiets Ludlgasse verschwindet.
„Jeder Flecken Stadtgrün ist wichtig“
Die massiven Baumfällungen treffen die Bewohner aber dennoch hart: „Gerade in der Gruberstraße, die aufgrund ihrer Breite eine Rennstrecke für Autofahrer darstellt, ist jeder Flecken Stadtgrün wichtig. Noch dazu waren die Bäume Teil einer seit Jahrzehnten angelegten Allee.“
Wert: rund 200.000 Euro
Der wahre Wert der vier geschlägerten Baumriesen beziffern Expertenschätzungen auf etwa 200.000 Euro, die versprochenen Ersatzpflanzungen betragen aber nur einen Bruchteil dieses Werts: „Solange Investoren nicht zu echtem, gleichwertigen Ersatz verpflichtet werden, bleibt der Begriff Baumschutz in Linz eine Farce“, so Piovesan. Ihre Forderung.
„Linz muss gegenüber Investoren selbstbewusster auftreten und sich nicht ständig mit billigen Alibi-Maßnahmen abspeisen lassen.“ Im Fall der Tabakfabrik seien das Ersatzpflanzungen und vor allem entsprechender Untergrund statt Mini-Bäumchen und „grünes“ Buschwerk in Töpfen. Aufgrund der darunter liegenden Tiefgarage haben die neuen Bäumchen gar keine Chance, eine richtig große Krone und somit ihre kühlende Wirkung auszubilden. Dazu braucht es große Wurzelräume, sogenannte „Erdkoffer“, die beim Bau der Tiefgarage ausgespart bleiben müssen: „Das wurde hier wieder einmal verabsäumt, aber nur so ist ein gesunder und schneller Wuchs von dringend benötigten großen Bäumen möglich.“
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