Betretungsverbote: Zahl im Jahr 2022 deutlich angestiegen
OÖ/LINZ. Die Zahl der Betretungsverbote in Oberösterreich ist im Jahr 2022 deutlich gestiegen, 654 waren es in der Stadt Linz. Ein Betretungs- und Annäherungsverbot wird zum Schutz von Gewaltopfern eingesetzt. Seit mehreren Jahren klettert die Zahl dieser Gewaltschutzmaßnahme kontinuierlich in die Höhe.

Zahlen des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich zeigen eine bedenkliche Entwicklung auf: In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Betretungsverbote (mit Ausnahme 2018) kontinuierlich an. Im Jahr 2022 waren es 2.429 Verbote, im Jahr zuvor 2.135, im Jahr 2013 lag die Zahl noch bei 941 – ein deutlicher Anstieg also. Insgesamt hat das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich im letzten Jahr 3314 Personen beraten, davon 918 in Linz. Acht Opfer wurden 2022 vom Gewaltschutzzentrum in Strafverfahren wegen versuchten Mordes betreut.
Fallkonferenzen
Wichtig für die Gewaltprävention sei der konstante Austausch zwischen Behörden und Organisationen. „Dieses Zusammenwirken wird immer schon als wichtiger Bestandteil unserer Fallarbeit gesehen“, erklärt Eva Schuh, die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums OÖ. Nachgeschärft sei durch die Sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen worden. Diese kommen bei Hochrisikofällen zum Einsatz. Ziel dieser Konferenzen ist es, sämtliche Akteure auf den gleichen Wissensstand zu bringen und notwendige Maßnahmen zu treffen. Letztes Jahr fanden in Oberösterreich 31 Fallkonferenzen statt.
Risikofaktoren
Das Gewaltschutzzentrum OÖ verzeichnete vergangenes Jahr 65 Fälle mit erhöhtem Risiko. Die Einschätzung erfolgt durch Berater in Rücksprache mit dem Team und der Geschäftsführung. „Herangezogen werden dafür Gefährlichkeitseinschätzungen mittels Fragebögen sowie interne Fallbesprechungen“, sagt Schuh, dabei handle es sich aber nur um eine Momentaufnahme: „Leider kann sich durch ein Ereignis, wie zum Beispiel Arbeitsplatzverlust, die Situation zwei Wochen später wieder ganz anders darstellten.“
Laut Experten gelten als besondere Risikofaktoren Gewaltvorfälle in der Vergangenheit oder eine Zunahme der Gewalt, Trennungssituationen, Morddrohungen, insbesondere mit Waffen, sowie Alkohol- als auch Drogenmissbrauch. Als besonders gefährlich gelten Täter, die eine gewisse Ausweglosigkeit verspüren und diese auch kommunizieren.
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