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Linzer Hebammen im Zentrum: "Jede Mutter ist die beste Mutter für ihr Kind"

Nora Heindl, 27.11.2024 07:15

LINZ. Ein Baby zu bekommen, gilt als das Natürlichste der Welt. Natürlich sind aber auch die damit verbundenen Unsicherheiten, Sorgen und Fragen. Für die „Hebammen im Zentrum“ ist es ein Privileg, die Familien in dieser sensiblen Zeit begleiten zu dürfen.

Die Hebammen im Zentrum (v. l.): Marina Weigl, Elisabeth Tuder, Hannah Kerschbaum, Stephanie Lehner (Foto: Weigl)
  1 / 2   Die Hebammen im Zentrum (v. l.): Marina Weigl, Elisabeth Tuder, Hannah Kerschbaum, Stephanie Lehner (Foto: Weigl)

Marina Weigl, Elisabeth Tuder, Hannah Kerschbaum und Stephanie Lehner haben sich vor einem Jahr mit der ersten Linzer Hebammenordination mit Kassenvertrag einen Herzenswunsch erfüllt. Rund 500 Familien haben sie seither durch Schwangerschaft und Wochenbett begleitet.

Frühzeitig melden

Die Nachfrage ist größer als abgedeckt werden kann. Deshalb: „Je früher sich die Frauen melden, desto besser“, betont Marina Weigl. Spätestens, wenn der Mutter-Kind-Pass ab der achten Schwangerschaftswoche (SSW) ausgestellt wird. Das erste wichtige Kennenlernen findet bei der Hebammenberatung zwischen der 18. und 22. SSW statt. Ein zweites Treffen erfolgt ab der 32. SSW.

Bei der Geburt in den Linzer Krankenhäusern sind die vier nicht dabei. Ein Wiedersehen gibt es dann im Wochenbett. In den ersten fünf Lebenstagen ist täglich ein Besuch möglich.

Zum einen geht es dann um die medizinische Kontrolle. „Wir schauen etwa, ob sich die Gebärmutter wieder zusammenzieht, dass eine eventuelle Geburtsverletzung schön verheilt, dass das Baby zunimmt, wie seine Haut ausschaut und dass sein Nabel verheilt und abfällt“, erklärt Kerschbaum.

Brust oder Flasche?

Zum anderen dreht sich alles um die Ernährung des Babys. „Die meisten Frauen wollen stillen. Aber auch eine Frau, die nicht stillen kann oder möchte, braucht Unterstützung. Oftmals sogar mehr, um sich in das Muttersein einzufinden. Aber auch diese Frau ist eine ganz tolle Mama, auch wenn sie von der Gesellschaft manchmal leider immer noch als zweitklassig abgestempelt wird. Hebammen wird gerne nachgesagt, dass wir still-fanatisch sind, aber egal ob Brust oder Flasche, jede Mutter ist die beste Mutter für ihr Kind. Dementsprechend ist es egal, wie sie es macht“, so Weigl. „Ich sage den Mamas immer, Stillen ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. Das nimmt ihnen den Druck und vor Erleichterung beginnt dann meist die Milch zu fließen“, lacht Elisabeth Tuder.

Denn auch wenn Stillen ein Instinkt ist, müssen Mutter und Kind erst reinwachsen. „Ich sage zu meinen Paaren immer, schaut euch eure Beziehung an. Ihr habt euch auch nicht getroffen, seid zusammengezogen und alles war schön. Das hat seine Zeit gebraucht. Und auch von der Beziehung zu seinem Kind darf man nicht erwarten, dass sie gleich rund läuft“, so Kerschbaum.

Wenn das Bäuchlein zwickt

Für Unsicherheit und Überforderung sorgt häufig die Sache mit dem Bauchweh. Schnell helfen können Herumtragen, Wärme und Bauchmassagen. „Ich empfehle aber auch gerne das Abhalten aus der windelfreien Erziehung“, so Weigl: „In dieser Haltung über dem Waschbecken oder einer Schüssel können sich die Babys gut entleeren. Gerade bei Bauchwehfällen funktioniert das super.“

Mit einer Kolik im klassischen Sinn hat das Weinen laut Weigl meist nichts zu tun. „Die Kinder müssen einfach erst lernen, was wir schon wissen. Etwa, dass es mal im Bauch zwickt, bevor man groß aufs Klo muss.“ Oder sie weinen, weil sie halt aufs Klo müssen, „und das mit der Windel nicht so geschmeidig finden. Denn Neugeborene sind instinktiv darauf gepolt, das eigene Nest nicht zu beschmutzen. So wie man Kindern später mal die Windel abtrainieren muss, muss man sie ihnen auch antrainieren.“

Mütter müssen sich schonen

Oft gefragt wird auch, ab wann man mit dem Baby rausgehen darf. Kind und Vater gerne ab Tag eins, nicht aber die Mutter. Die sollte nämlich eigentlich die ersten zehn bis 14 Tage nach der Geburt so viel wie möglich liegen, damit sich der Körper erholt, so die Hebammen. Weigl: „Es gibt Kulturen, in denen darf die Mama die ersten 40 Tage nicht raus. Anfangs hielt ich das für total einschränkend und übergriffig. Aber nein, diese Frauen werden 40 Tage lang gehegt, gepflegt und verhätschelt. Sie sind die Königinnen.“

Genau dieser Zugang fehlt den Hebammen manchmal. „Wenn man sich anschaut, wer die Geschenke und die ganze Aufmerksamkeit bekommt, ist das immer das Baby. Aber selten fragt jemand die Mutter, wie es ihr geht oder bringt ihr was mit, außer den obligaten Blumen. Aber ohne diese Mutter gäbe es dieses Kind nicht“, gibt Weigl zu bedenken.

Regeln für Besucher

Apropos Wochenbett. Es gibt Regeln, die unbedingt einzuhalten sind: „Der Besuch kommt nur nach Einladung und fragt vorher noch mal, ob es wirklich passt, denn die Nacht könnte ja anstrengend gewesen sein. Der Besuch bleibt nur kurz, bringt etwas zu essen mit, hilft im Haushalt und sagt der Mama, wie toll sie ist und wie schön sie aussieht. Erst dann wendet er sich dem Kind zu, das er aber nicht ungefragt hochnimmt“, zählt Kerschbaum auf.

Noch ein Tipp für werdende Eltern, die nicht schnell mal auf die Hilfe ihrer Familien zurückgreifen können: Man ernennt einen oder zwei spezielle Freunde zu Wochenbett-Buddys, die man immer anrufen kann, wenn man was braucht, die quasi die Arbeit im Hintergrund machen. Sie gehen einkaufen, wischen mal durch oder machen die Wäsche und sind dann wieder weg. Sie wollen nicht das Baby sehen und fragen auch nichts. „Es ist eine Ehre, wenn einem diese sensible Rolle zugetraut wird“, so Kerschbaum.

Mehr zu den Hebammen im Zentrum und ihre Zusatzangebote: hebammen-im-zentrum.at

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