Ärztekammer für OÖ: "Sparprogramme wären katastrophal gewesen"
OÖ/LINZ. In den letzten Jahren wurden immer wieder Rufe nach Einsparungen im heimischen Gesundheitssystem laut. Sparprogramme wären jedoch katastrophal gewesen, wie die Corona-Pandemie deutlich zeige, so von der Ärztekammer für OÖ.

„Die hohe Versorgungsdichte an Spitalsbetten erweist sich nun als entscheidender Faktor, damit Österreich und sein Gesundheitssystem die Krise gut meistern können“ so Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich. Er betont, dass sich die Ärztekammer seit jeher gegen den von Gesundheitsökonomen geforderten Sparkurs gestemmt hat. „Zum Wohl aller ist es der Standesvertretung und den dort engagierten Ärzten gelungen, ein Totsparen im wahrsten Sinne des Wortes zu verhindern.“
Bei Intensivbetten auf Platz 2
Die Corona-Pandemie offenbare derzeit in jedem Gesundheitssystem gnadenlos die Mängel. Auch das österreichische Gesundheitssystem werde auf die Probe gestellt, aber im internationalen Vergleich verfügt es über eine hohe Versorgungsdichte zum Beispiel an Intensivbetten. Laut OECD (2020) kommen in Österreich auf 100.000 Einwohner 28,9 Intensivbetten. In den von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Staaten zeigt sich ein ganz anderes Bild: Frankreich 16,3, Spanien 9,7 und Italien 8,6.
Auch bei der Zahl an Akutbetten liegt Österreich mit 5,5 Betten je 1.000 Einwohner vorne (Frankreich: 3,1, Italien: 2,6, Spanien: 2,4). Die Zahl aller Spitalsbetten je 1.000 Einwohner ist in Österreich mit 7,4 ebenfalls höher als in Frankreich (6), Italien (3,2) und Spanien (3).
Gute Versorgungsdichte an Ärzten
„Für die Bewältigung der Corona-Krise ist eine flächendeckende, wohnortnahe Gesundheitsversorgung essenziell. In Oberösterreich leisten niedergelassene und angestellte Ärzte seit Wochen Immenses. Gemeinsam stellen sie die medizinische Versorgung der Menschen sicher. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass Österreich auch in diesem Bereich, bezogen auf die zur selbstständigen Berufsausübung berechtigten Ärzte, mit 3,56 Ärzten pro 1.000 Einwohner zumindest im guten Mittelfeld liegt. Die Statistik spiegelt die prekäre Situation gerade in der Allgemeinmedizin jedoch nicht wider“, so Niedermoser.
Hohe Standards in Alten- und Pflegeheimen
Verglichen mit anderen europäischen Regionen, könne sich Oberösterreich zudem glücklich schätzen, dass in Alten- und Pflegeheimen hohe Standards gelten. Laut der Oö. Alten- und Pflegeheimverordnung soll zum Beispiel die Anzahl der Normplätze eines Heimes 120 nicht überschreiten, wobei mindestens 90 Prozent der Normplätze als Ein-Personen-Wohneinheiten auszuführen sind. In Zeiten der Corona-Pandemie sei das ein enormer Vorteil zur Eindämmung des Virus.
Gesundheitswesen nicht totsparen
„Für die Zukunft wird es wichtig sein, dass geforderte Einsparungen im Gesundheitssystem in Relation zu den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie gesetzt werden. Zudem muss die Allgemeinmedizin, die die tragende Säule in der Versorgung der Bevölkerung ist, entsprechend aufgewertet werden. Zusätzlich ist die Personaldecke in den Spitälern sehr dünn. Auch hier muss etwas geändert werden. Das Gesundheitswesen darf nicht aus ökonomischen Gründen totgespart werden. Denn hätten wir den Forderungen der letzten Jahre nachgegeben, so könnten auch wir Verhältnisse wie in Italien, Spanien oder Frankreich haben“, fordert Niedermoser.
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