Tag der Arbeitslosen: "Eine Million Menschen betroffen"
OÖ. Der heutige „Tag der Arbeitslosen“, der jährlich am 30. April, einen Tag vor dem „Tag der Arbeit“ begangen wird, ist dieses Jahr besonders brisant. Mitte April waren in Österreich 588.205 Menschen arbeitslos oder in Schulung - gut 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeiterkammer OÖ und die Diözese Linz rufen anlässlich des „Tages der Arbeitslosen“ zu einer neuen Solidarität auf.

„Die Situation ist dramatisch und wird sich in den nächsten Monaten noch weiter zuspitzen. Wir brauchen dringend eine bessere existenzielle Absicherung der Menschen, die ihren Job verloren haben und Sondermaßnahmen für die besonders stark betroffene Gruppe der jungen Arbeitnehmer. Sonst droht erneut eine verlorene Generation“, so AK Präsident Johann Kalliauer.
Solidarität als Grundprinzip
In dieser Krise erweise sich ein Wert, der seit Jahrzehnten zurückgedrängt werde, erneut als unverzichtbare Säule der Gesellschaft: nämlich die Solidarität, auch als Grundprinzip sozialstaatlichen Handelns. „Die Vorteile des Sozialstaates werden gerade jetzt wieder offensichtlich. Jene Länder mit einem gut ausgebauten Sozialstaat meistern die Krise besser als jene, in denen der Sozialstaat kaputtgespart wurde. Auch wenn Österreich gut aufgestellt ist, besteht Handlungsbedarf, denn die Lasten des Covid-19-Lockdowns sind sehr ungerecht verteilt. Sie treffen ärmere Menschen am härtesten. Und jene, die arbeitslos werden, verlieren von heute auf morgen fast die Hälfte ihres Einkommens. Angesichts der hohen Betroffenheit gilt es dringend, die Solidarität im Sozialstaat auszubauen“, so Kalliauer.
Daher müsse das Arbeitslosengeld armutsfest gemacht werden, indem die Nettoersatzrate auf mindestens 75 Prozent des Letzteinkommens erhöht werde, fordert die AK. Auch brauche es eine Ausbildungs- und Jobgarantie für alle Jugendlichen unter 25 und eine Jobgarantie für ältere Arbeitssuchende, fordert die AK. So solle nach dem Vorbild der Aktion 20.000 ein Sektor gemeinnütziger Beschäftigung der älteren Langzeitarbeitslosen Perspektiven eröffnen. Das AMS-Budget müsse zudem deutlich aufgestockt werden.
Bischof Scheuer: „Arbeit ist sinnstiftend“
„Arbeit ist ein wesentlicher Faktor unseres Lebens. Viele Menschen sind stolz auf ihre Arbeit, trotz mancher Belastungen und Anstrengung. Arbeit ist sinnstiftend. Arbeit ist wichtig für die eigene Identität und das Selbstbewusstsein. Arbeit hat von daher nicht nur einen Preis, sondern einen unveräußerlichen Wert, denn dahinter steht der Mensch mit seiner ganzen Würde. Die jetzigen Wochen und Monate haben in Folge der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu einer abrupten Unterbrechung der Alltags- und Arbeitsroutine geführt. Die zentrale Bedeutung der Erwerbsarbeit für die Menschen rückte schlagartig in den Fokus“, so Bischof Manfred Scheuer am Tag der Arbeitslosen.
Massiver Anstieg trifft eine Million in Österreich
„Der massive Anstieg der Arbeitslosigkeit betrifft – wenn man die unmittelbar betroffenen Familienmitglieder dazuzählt – weit mehr als eine Million der Menschen in Österreich. Diese wirkliche Not, die jetzt so viele Menschen trifft, bereitet mir, bereitet uns allen in der Kirche Sorge. Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung, viele von den kirchlichen Mitarbeitern in den Pfarren, in den Betriebsseelsorgezentren und bei der KAB aber auch ich selbst sind mit diesen Erfahrungen der Menschen unmittelbar konfrontiert. Wir wollen auf diesen Ebenen das Signal aussenden, dass sie mit diesen existentiellen Nöten nicht alleine gelassen sind, dass die Kirche dafür ein offenes Ohr hat und sie nach ihren Möglichkeiten Unterstützung anbietet“, so Scheuer.
Und er sieht auch gerade jetzt die Zeit, um prekäre Arbeitsverhältnisse zu beleuchten. „Vielleicht ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, der geleisteten Arbeit in den verschiedenen, oftmals nicht im Scheinwerferlicht stehenden Wirtschaftsbereichen eine neue Wertschätzung entgegenzubringen.“
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