LINZ. Am 27. April 1945, also noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Zweite Republik gegründet. Karl Renner wurde Kanzler einer provisorischen Regierung. Nur wenige Tage darauf, am 5. Mai, war auch in Linz der Krieg zu Ende.

Bürgermeister Klaus Luger erinnert anlässlich dieses 75. Jahrestags an die historische Bewusstseinsarbeit der Stadt Linz: „Das Kriegsende 1945 hatte Signalwirkung für die Wiedererrichtung eines demokratischen Staatswesens in Österreich und für die Schaffung demokratischer Verhältnisse auch auf Gemeindeebene. Linz hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten intensiv mit der Aufarbeitung der Ereignisse beschäftigt, die zum Aufstieg des Faschismus und zur Katastrophe des 2. Weltkriegs geführt haben.“
Dazu gehört die Aufarbeitung des Nationalsozialismus, die in mehreren Publikationen des Archivs der Stadt Linz ihren Niederschlag finden: „1945 steht im Zeichen eines Neubeginns. Im Besonderen danke ich jener Generation, die unsere Stadt und unser Land nach den Zerstörungen der Kriegsjahre wieder aufgebaut hat“.
Erinnern an die Tugenden des Wiederaufbaus
Angesichts der Corona-Pandemie erinnert der Linzer Stadtchef an die Tugenden des Wiederaufbaus: „Die Nachkriegsgeneration erlebt derzeit eine Situation, die noch zu Jahresbeginn niemand vorhergesehen hat. Wir steuern auf die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zu. Deshalb geht es jetzt um einen wirtschaftlichen Wiederaufbau, um öffentliche Investitionen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der technischen Infrastruktur und den ökologischen Umbau unserer Industriebetriebe, die das Rückgrat unseres Bundeslandes sind. Wir müssen aktiv die drohende Rekordarbeitslosigkeit bekämpfen. Dafür benötigen wir neben Investitionen einen politischen Schulterschluss!“
22 Luftangriffe in Linz
Die Stadt Linz selbst war im zweiten Weltkrieg 22 größeren Luftangriffen ausgesetzt, bei denen 1.679 Linzer ums Leben kamen. Über ein Drittel der Linzer Häuser wurde zerstört oder beschädigt.
Ernst Koref erster Bürgermeister nach dem Krieg
Gleich am 5. Mai 1945 präsentierte eine Gruppe sozialdemokratischer Funktionäre dem amerikanischen Stadtkommandanten einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Tatsächlich akzeptierte die US-Besatzungsmacht Ernst Koref als Bürgermeister und übertrug ihm kurze Zeit später die Amtsgeschäfte. Koref, der bereits in der demokratischen 1. Republik dem Gemeinderat und dem Nationalrat angehört hatte, zeigte sich den großen Herausforderungen gewachsen.
Mit politischem Geschick stellte er eine Stadtregierung zusammen, die sich aus Vertretern der drei, gerade erst im Entstehen befindlichen Parteien SPÖ, ÖVP und KPÖ zusammensetzte. Keiner der von Koref nominierten Kandidaten war Mitglied der NSDAP gewesen, wodurch der demokratische Neuaufbau zügig voranschreiten konnte. In der Novemberwahl des Jahres 1945 erzielte die SPÖ in Linz die absolute Mehrheit, die sie auch 1931 bei der letzten Gemeinderatswahl in der 1. Republik erreicht hatte.
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