ENGERWITZDORF/LAAKIRCHEN/PEUERBACH/STEYR/WALDZELL i. H. Die Pandemie hat verdeutlicht, wie wichtig soziale Kontakte für das Wohlbefinden eines jeden einzelnen sind. „Gerade im Alter sind gute soziale Kontakte ein elementarer Bestandteil, um länger fit und agil zu bleiben“, betont Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ), die deshalb den Startschuss für ein Pilotprojekt gegen Einsamkeit im Alter in Engerwitzdorf, Laakirchen, Peuerbach und Waldzell im Hausruck sowie einem Stadtteil in Steyr gab.

Rund 83.000 Senioren über 65 leben in Oberösterreich allein (Quelle: Land OÖ, Abteilung Statistik; Statistik Austria). Auch wenn Einsamkeit im Alter schon vor der Pandemie vorhanden war, haben die letzten 1,5 Jahre darauf wie ein Brennglas gewirkt. „Die Schutzmaßnahmen im Zuge der Pandemie haben uns schnell merken lassen, dass wir soziale Wesen sind, dass Kontakt mit anderen Menschen für uns essentiell ist, auch um gesund zu bleiben, gerade im Alter“, weiß Gerstorfer.
Der Vereinsamung im Alter soll mit diesem Pilotprojekt, das vom Unabhängige LandesFreiwilligenzentrum (ULF) umgesetzt wird, entgegen gewirkt werden. In Gesprächen mit den älteren Gemeindebürgern werden in den Pilotregionen zunächst deren Bedürfnisse erhoben, aus denen dann gezielte Maßnahmen und Angebote erarbeitet und umgesetzt werden. Mitmachen kann jeder: Sei es, weil man sich auf freiwilliger Basis selbst aktiv einbringen möchte oder einfach als Konsument des Angebots. „Wir wollen nicht nur jene einbinden, die eh schon sehr aktiv sind, sondern vor allem auch jenen das Gefühl des Dazugehörens geben, die Gefahr laufen, zu vereinsamen oder womöglich bereits vereinsamt sind“, so Gerstorfer. Durch den direkten Kontakt mit der älteren Generation können gleichzeitig aber auch überfordernde Situationen frühzeitig erkannt werden.
„Insgesamt erfahren die Bürgerinnen und Bürger durch dieses Projekt in ihrer Gemeinde enorme Wertschätzung, fühlen sich gut eingebunden und wahrgenommen. Das wirkt unmittelbar einer möglichen Vereinsamung entgegen. Zudem ist es eine sinnvolle, niederschwellige Ergänzung zu bereits bestehenden Hilfsmaßnahmen“, so die Sozial-Landesrätin.
Koordinatoren gesucht
Koordiniert werden die freiwilligen Helfer und die Angebote in jeder Gemeinde von einem sogenannten Freiwilligen- und Gesundheitskoordinator, der beim ULF angestellt sein wird. Die Suche läuft aktuell. „Im Optimalfall kommt diese Person aus der jeweiligen Gemeinde, weil sie natürlich die Strukturen, die Vereine und die Menschen kennt, es ist aber kein Muss“, so Gerstorfer.
Telefonieren gegen die Einsamkeit
Eine erste konkrete Maßnahme, die von Beginn an umgesetzt wird, ist das Projekt „Lass uns telefonieren! Reden gegen die Einsamkeit“. Die Initiative wurde ursprünglich zeitlich begrenzt mit Beginn der Corona-Maßnahmen im März 2020 gestartet, um via Telefon Freundschaften zu knüpfen. „Es hat sich aber sehr schnell gezeigt, dass Einsamkeit nichts temporäres ist. Denn die meisten, die sich gemeldet haben, waren auch schon vor der Pandemie einsam, haben sich aber durch die mediale Berichterstattung erstmals ermutigt gefühlt, zum Hörer zu greifen“, weiß Nicole Sonnleitner, Leiterin des ULF.
Im Rahmen des Pilotprojekts soll „Lass uns telefonieren!“ auf einer intensiveren Ebene weiterbetrieben werden, mit dem Ziel das Angebot flächendeckend in Oberösterreich einzuführen.
Freiwilligenmesse OÖ am 11. September
Von 8. bis 12. September öffnet die Ars Electronica ihre Türen für Interessierte an den Themen Kunst, Technologie und Gesellschaft. In diesem Rahmen präsentiert sich am 11. September auch die Freiwilligenmesse OÖ, die bereits zum zehnten Mal einen Treffpunkt für alle, die sich freiwillig engagieren möchten und Einrichtungen, die Freiwillige suchen, bietet. „Uns ist wichtig, Interessierten, die bisher bei freiwilligem Engagement nur an sehr bekannte Einsatzmöglichkeiten wie Rettungsdienst, Besuchsdienst oder Lernunterstützung dachten, zu zeigen, wie vielfältig soziales Engagement sein kann“, betont Nicole Sonnleitner.
Um die Aktivierung und Ermächtigung der Gesellschaft und darum, gemeinsame Inspirationen und Denkräume zu schaffen, geht es auch im Symposium „Die Zivilgesellschaft der Zukunft: Co-Kreation wirkt“, das während der Freiwilligenmesse von 13 bis 18 Uhr stattfindet und ebenfalls vom ULF veranstaltet wird. Internationale sowie nationale Sprecher geben hier Denkanstöße für die Gestaltung eines neuen, gemeinsamen Zukunftsdiskurses.
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