OÖ Wirtschaftskammerwahlen: Wirtschaftsbund trotz Verlust mit 60 Prozent stärkste Fraktion, Wahlbeteiligung weiter gesunken
OÖ/LINZ. (Update) Das Ergebnis der Wirtschaftskammerwahlen 2025 ist ausgezählt. Der Wirtschaftsbund OÖ mit WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer verliert zwar deutlich, bleibt aber mit 60,1 Prozent klar vorne. Die Freiheitliche Wirtschaft kann ihr Ergebnis auf 17,68 Prozent fast verdoppeln. Auf Platz drei zurückgerutscht ist die Grüne Wirtschaft, leicht zugelegt haben der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband und die UNOS. Noch niedriger als schon bei den letzten Wahlen 2020 war die Wahlbeteiligung.

Am Freitagnachmittag wurde das Wahlergebnis, nachdem seit 1 Uhr früh ausgezählt wurde, im Haus der Wirtschaft in Linz öffentlich gemacht:
- Team Doris Hummer – Wirtschaftsbund OÖ: 60,01 Prozent (minus 9,65 Prozent; 2020: 69,75 Prozent)
- Freiheitliche Wirtschaft 17,68 Prozent (plus 8,67 Prozent, 2020: 9,01 Prozent)
- Grüne Wirtschaft: 7,43 Prozent (minus 1,79 Prozent, 2020: 9,22 Prozent)
- SWV – Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband: 6,96 Prozent (plus 0,69 Prozent; 2020: 6,27 Prozent)
- NEOS – Unternehmerisches Oberösterreich (UNOS): 5,50 Prozent (plus 1,88; 2020: 3,62 Prozent)
- sonstige wahlwerbende Gruppen: 2,42 Prozent (plus 0,67; 2020: 1,75 Prozent)
Das berichtete am Freitag der Vorsitzende der Hauptwahlkommission, Werner Kreisl. Gewählt wurde in 78 Fachorganisationen.
Am 4. Juni erfolgt im Wirtschaftsparlament die offizielle Wahl des neuen WKOÖ-Präsidiums. Für diese Wahl ist die dortige Mandatsverteilung ausschlaggebend.
Wahlbeteiligung sinkt auf 26,83 Prozent
Gewählt wurde am 12. und 13. März, fast 80 Prozent jener, die gewählt haben, gaben ihre Stimme aber bereits im Vorfeld via Wahlkarte ab.
Die Wahlbeteiligung ist von im Jahr 2020 schon niedrigen 32,5 Prozent auf nun 26,83 Prozent gesunken. Oberösterreich liegt im Bundesländer-Vergleich im Mittelfeld, die meisten Bundesländer liegen zwischen 20 und 30 Prozent.
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Für Hummer als amtierende WKOÖ-Präsidentin ist die Wahlbeteiligung alles andere als zufriedenstellend. „Wir wissen, dass die Wahl in sehr schwierigen Zeiten stattgefunden hat, wo vor allem die Briefwahl in einer Phase mit politischem Umbruch war, wenn man in Richtung Bund blickt“, glaubt sie, dass die langwierigen Koalitionsverhandlungen einen Einfluss auf die Wahlbeteiligung hatten. „Das ist für uns eine klare Aufgabenstellung, die Wahlbeteiligung wieder nach oben zu schrauben.“
Gleichzeitig bedankt sie sich bei allen angetretenen Fraktionen und Kandidierenden, die sich ehrenamtlich zur Verfügung stellen, „in ihrem Haus der Wirtschaft mitzugestalten.“ In Summe sind dies rund 2.700 Unternehmende.
Wirtschaftsbund in allen 78 Fachgruppen vorne
Die diesjährigen Wahlen hätten unter anderen Vorzeichen als 2020 stattgefunden, so Hummer in ihrer Funktion als Wirtschaftsbund-Obfrau zu den Wahlverlusten. Damals habe es mit dem Ibiza-Skandal einen anderen Rückenwind gegeben, zudem gab es 2025 mehr antretende Listen.
WB-Direktor Wolfgang Greil: „Daher ist der WBOÖ mit den erreichten 60 Prozent wirklich dankbar und zufrieden. Der Abstand zur nächsten Fraktion beträgt 42 Prozent.“
Der Wirtschaftsbund liege auch in allen 78 Fachgruppen vorne. So auch in der Gastronomie: Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger war nicht mehr für den Wirtschaftsbund angetreten, sondern übergreifend. Die meisten Stimmen holte allerdings nun Gerold Royda für den WB.
Wahlrechtsreform gefordert
Allen Listen neben dem Wirtschaftsbund, die gemeinsam im Anschluss an die Ergebnis-Verkündigung vor die Presse getreten sind, ist gemein, dass sie eine Wahlrechtsreform fordern – eine Direktwahl von Wirtschaftsparlament und Präsidium. Ebenfalls stehen die weiteren Fraktionen hinter der Forderung, die Kammerumlage 2 abzuschaffen oder zumindest zu verringern.
Die Freiheitliche Wirtschaft unter Landesobmann Michael Fürtbauer freut sich beim Wahlergebnis über „einen großartigen Erfolg“, „wir haben uns stimmenmäßig fast verdoppelt, wir haben uns auch mandatsmäßig verdoppelt.“ Aber: Mann müsse nicht auf Ebene der Fachgruppen wählen lassen, weil es hier nicht um Politik, sondern um Themen gehe.
Bernhard Seeber, Sprecher Grüne Wirtschaft, sieht in der nochmals rückläufigen Wahlbeteiligung einen „Vertrauensverlust, einen Interessensverlust, die Mitglieder fühlen sich nicht mehr vertreten.“ Die Grüne Wirtschaft will sich daher für eine Befragung unter den Unternehmenden einsetzten, wie die Wirtschaftskammer bzw. ihre Interessensvertretung künftig aussehen soll.
Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband mit Präsident Manfred Zaunbauer sieht in der geringen Wahlbeteiligung einen „Misstrauensantrag gegen Blockade-Politik“. „Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder probiert, eine Wahlrechtsreform einzufordern.“
Johannes Egger von Unos ist ebenfalls erfreut über das Ergebnis: „Wir werden an Reformen dranbleiben, uns auch die Kammern anschauen“. Besonders wichtig ist ihm, die kommende Wahl 2030 digital, ohne viel bürokratischen und personellen Aufwand abzuwickeln.
Eine Direktwahl des Wirtschaftsparlaments sieht auch Gerhard Edelsbacher von der Liste „WIR“ nötig – „für Interessenspolitik statt Parteipolitik.“
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