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Pensionierungswelle gefährdet die zahnärztliche Versorgung

Martina Gahleitner, 15.05.2024 05:15

BEZIRK ROHRBACH/OÖ. Wer heutzutage einen Zahnarzttermin braucht, muss oft monatelange Wartezeiten hinnehmen sofern überhaupt eine Praxis Ressourcen frei hat. Viele Kassenplanstellen in Oberösterreich bleiben unbesetzt, weil es schlichtweg zu wenige Zahnmediziner gibt. Und die Situation wird sich in den nächsten Jahren angesichts der bevorstehenden Pensionierungswelle zuspitzen. Eine Quotenregelung für das Studium der Zahnmedizin könnte Abhilfe schaffen.

Fast die Hälfte der oö. Zahnärzte erreicht in den kommenden zehn Jahren das Pensionsalter. (Foto: Proxima Studio - stock.adobe.com)

In Oberösterreich gibt es derzeit 350 Kassenzahnärzte und 28 Kassenkieferorthopäden. Mehr als 30 Kassenplanstellen sind nicht besetzt – wie etwa auch in Haslach, Hofkirchen und St. Peter. Hier war Ulrike Zaglauer als Zahnärztin tätig mehr als 30 Jahre lang, nachdem sie zuerst gemeinsam mit ihrem Vater Robert gearbeitet und dann die Ordination alleine weitergeführt hat. Als sie mit 65 Jahren ihre Praxis mit Ende des Jahres 2023 geschlossen hat, konnte kein Nachfolger gefunden werden. „Die Gemeinde St. Peter hat sich wirklich bemüht, aber es gab einfach keine Bewerbungen“, berichtet die Zahnmedizinerin. Leidtragende sind ihre Patienten, die teilweise verzweifelt nach einer neuen Ordination suchen. „Meine Kollegen in der Umgebung versuchen es aufzufangen, aber es geht sich nicht aus“, kennt Zaglauer das Problem der fehlenden Zahnärzte.

Fast die Hälfte der Zahnärzte erreicht Pensionsalter

Günter Gottfried, Präsident der oö. Zahnärztekammer und Vizepräsident im Bundesvorstand, bestätigt die prekäre Situation der zahnärztlichen Versorgung. „In den kommenden zehn Jahren werden 46 Prozent der oberösterreichischen Zahnärztinnen und Zahnärzte ihr Pensionsantrittsalter erreichen“, berichtet er. Dabei ist schon jetzt der Mangel an Zahnärzten deutlich spürbar: „In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Kassenzahnärzte um neun Prozent zurückgegangen; parallel dazu ist die Zahl der Wahlzahnärzte um neun Prozent angestiegen. Und das bei einer Bevölkerungszunahme von fast acht Prozent in diesem Zeitraum.“

Konditionen für Kassenvertrag verbessern

Eine der Hauptursachen für die unbesetzten Kassenplanstellen sei, dass viele Positionen im Kassenvertrag nicht mehr kostendeckend zu erbringen sind. „Diese werden in letzter Zeit in zunehmendem Ausmaß von den Kassenzahnärztinnen und -ärzten durch Einnahmen aus Privatleistungen quersubventioniert“, informiert Gottfried. Er weiß außerdem, dass etwa die Hälfte der Wahlzahnärzte bereit wäre, unter wesentlich verbesserten Konditionen einen Kassenvertrag zu übernehmen. „Sie würden so einen Beitrag leisten, um den niederschwelligen Zugang zur Zahnmedizin auch in Zukunft sicherzustellen.“

Quotenregelung gefordert

Schon seit Jahrzehnten weist die Zahnärztekammer darauf hin, dass um etwa 40 Prozent zu wenig Studienplätze zur Verfügung stehen, um den Bedarf zu decken. Zudem wurde 2019 die Inländerquote beim Zugang zum Zahnmedizinstudium abgeschafft. Somit kommen viele Studierende aus dem EU-Raum, die dann nicht in Österreich beruflich aktiv werden.

Die Landesgesundheitsreferenten haben sich deshalb bei ihrer Konferenz vor wenigen Tagen einstimmig für die Wiedereinführung der Quotenregelung, wie in der Humanmedizin, ausgesprochen. Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander hat dieses Thema auch in Brüssel mit EU-Kommissar Johannes Hahn besprochen. „Ein stabiles zahnärztliches Versorgungssystem muss in Oberösterreich gewährleistet sein. Deshalb müssen wir angesichts der Pensionierungswelle und der Abwanderung junger Talente handeln“, betont sie.


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