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Verein Aurora unterstützt Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind

Martina Gahleitner, 05.03.2025 05:39

ALTENFELDEN/LINZ. Eine gehörige Portion Mut und noch mehr Elan haben die aus Altenfelden stammende Sozialarbeiterin Anna Weber und ihre Kollegin Esther Krömer aus Linz aufgebracht und eine soziale Initiative für Menschen, die in Oberösterreich in der Sexarbeit tätig sind, gestartet.

Esther Krömer und Anna Weber (v.l.) haben vor fünf Jahren Aurora gegründet. (Foto: Sachie Yabe)
  1 / 3   Esther Krömer und Anna Weber (v.l.) haben vor fünf Jahren Aurora gegründet. (Foto: Sachie Yabe)

Zwischen 6.000 und 7.000 Menschen arbeiten in Österreich in der Prostitution, der Anteil an Migrantinnen liegt bei 95 Prozent. Sie arbeiten oft unter prekären Verhältnissen, erleben Diskriminierung, Stigmatisierung oder Ausbeutung. Anna Weber und Esther Krömer haben sich über viele Jahre hinweg unabhängig voneinander mit den Themen Sexarbeit und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung beschäftigt. Durch Forschung in Bachelor- und Masterarbeiten, Praktika und persönliche Begegnungen sowie Gespräche mit Sexarbeitenden reifte der Wunsch, etwas in diesem Bereich zu bewegen. „Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind, sind in unserer Gesellschaft eine Randgruppe, die viel Stigmatisierung erlebt. Als Aurora haben wir uns zum Ziel gesetzt, auf sie zuzugehen und ihnen Unterstützung anzubieten“, schildert die gebürtige Altenfeldnerin Anna Weber die Vision des gemeinnützigen Vereins, der im April 2020 gegründet wurde.  

Aufklärung, Vermittlung, persönliche Besuche

Das soziale Start-up mit Sitz in Linz nutzt den digitalen Raum, weil sich Sexarbeit in den letzten Jahren immer mehr auf dieses Medium verlagert hat. „Viele Sexarbeiterinnen nehmen über das Internet Kontakt zu Kunden auf, bewerben dort ihre Dienstleistungen und verbringen die Wartezeit auf Kunden am Smartphone“, berichtet Weber. Aurora berät online über die Webplattform ramona.at. Diese informiert in sieben Sprachen über zielgruppenspezifische Themen wie legales Arbeiten, Gesundheit und Sicherheit. Zusätzlich vermittelt Ramona zu weiteren relevanten Unterstützungsangeboten. Seit etwa einem Jahr bieten die Sozialarbeiterinnen auch klassische aufsuchende Arbeit an, also Besuch von Sexarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz. „Regelmäßig sind wir in den Bordellen und Laufhäusern in Oberösterreich unterwegs, um einerseits Ramona bekannt zu machen. Andererseits wollen wir Vertrauen und Beziehungen zu den Frauen und Transpersonen aufbauen, um Unterstützung anzubieten oder beispielsweise medizinische Versorgung für Nicht-Versicherte zu vermitteln.“

Übergangswohnen entsteht

Das nächste Projekt von Aurora ist bereits in Planung: Im April soll ein Übergangswohnen für Frauen starten, die ihre Tätigkeit in der Sexarbeit beenden möchten oder eine Auszeit, etwa aufgrund von Schwangerschaft, brauchen. Viele Sexarbeitende wohnen an ihrem Arbeitsplatz. Da die Miete eines Zimmers in einem Laufhaus sehr hoch ist und es oft wöchentlich zum Wechsel des Arbeitsortes kommt, verfügen nur wenige über die finanziellen Mittel, sich zusätzlich privaten Wohnraum zu leisten, wissen die Sozialarbeiterinnen. Esther Krömer erklärt: „Der Umstieg von der Sexarbeit in einen anderen Job ist unter anderem durch die Verknüpfung von Arbeit und Wohnen mit vielen Hürden verbunden. In einen anderen Beruf zu wechseln, ist aufgrund der Stigmatisierung der Sexarbeit schwierig und zeitintensiv. Mit unserem Angebot einer Übergangswohnung bieten wir Unterstützung und Begleitung in diesem herausfordernden Prozess an.“

Dieses Übergangswohnen für Sexarbeitende ist das erste seiner Art in ganz Österreich. Aurora möchte Lücken in der Soziallandschaft schließen und bestehende Angebote erweitern. „Wir haben Spaß daran, neue Wege zu beschreiten, nach Lösungen zu suchen, innovativ und kreativ zu denken. Wir begegnen vielen tollen Frauen und wollen ihnen dort Unterstützung anbieten, wo sie es gerade brauchen“, betont Anna Weber.


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