Auswirkungen der Zeitumstellung auf Menschen, Tiere und die Umwelt
NÖ. Die EU-Kommission will die Zeitumstellung abschaffen. Die österreichische Bundesregierung tritt für eine dauerhafte Sommerzeit ein. Doch wie sehen Experten die Auswirkungen der Zeitumstellung?

Kritiker behaupten, die Zeitumstellung (die nächste ist am 28. Oktober) würde die Gesundheit und den Biorhythmus von Mensch und Tier negativ beeinflussen und könne sogar zu einem „Jetlag“ führen. Bei empfindlichen Personen könne die Zeitumstellung tatsächlich für einige Tage zu Konzentrationsschwächen, Stimmungsschwankungen und auch zu einer etwas erhöhten Unfallgefahr führen, heißt es dazu vom Gesundheitsamt des Magistrats St. Pölten. Besonders betroffen seien Kleinkinder und Senioren, aber auch Schichtarbeiter. Weiters könne es durch die Zeitverschiebung zu geringfügigen Schwankungen von Medikamentenwirkungen kommen (zum Beispiel Blutdrucktabletten, welche sonst immer zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden). Den Begriff „Jetlag“ halte man in diesem Zusammenhang aber für übertrieben, da der natürliche Tag-Nachtrhythmus (und damit die Melatonin-Ausschüttung im Gehirn) ohnehin durch künstliche Beleuchtung permanent beeinträchtigt sei. Bezüglich der erhöhten Unfallgefahr gibt es weder vom Kuratorium für Verkehrssicherheit noch von Statistik Austria fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse.
Auswirkung auf Kühe
Eine wissenschaftliche Auswertung für Auswirkungen auf Tiere gibt es laut der Landwirtschaftskammer NÖ ebenfalls keine. „Wie bei uns Menschen wirft auch bei den Tieren die Zeitumstellung die innere Uhr aus dem Gleichgewicht und es dauert circa eine Woche, bis sich die Tiere daran gewöhnt haben“, meint der Leiter Futtermittellabor Gerald Stögmüller. Gesundheitliche Schäden seien jedoch nicht zu befürchten. Von den Nutztieren seien Kühe am meisten von der Zeitumstellung beeinträchtigt. Die Melkverzögerung würde einen unangenehmen Druck im Euter erzeugen. Um dem entgegenzuwirken, würden Landwirte schon Tage vor der Umstellung auf die Winterzeit die Stallarbeit etwas zeitlich versetzt durchführen. Andere Nutztiere bemerken die Zeitumstellung vorallem durch eine verzögerte Fütterung.
Energieeinsparung fraglich
Um das Tageslicht in den Sommermonaten effektiv zu nutzen, wurde in den Weltkriegen und später als Reaktion auf die Ölkrise der 70er-Jahre die Sommerzeit eingeführt. Ob durch eine Umstellung auch heute Energie eingespart wird, ist anzuzweifeln. „Der Effekt auf den Energieverbrauch ist vielschichtig und daher nur schwer messbar. Es gibt daher auch kaum Studien zu diesem Thema. Grundsätzlich kann eine geringe Energieeinsparung im Bereich der Beleuchtung – welche jedoch nur etwa zwei Prozent des Energieverbrauchs ausmacht – angenommen werden, da abends weniger elektrisches Licht gebraucht wird. Dem stehen jedoch ein höherer Energieverbrauch und ein erhöhter Verbrauch von Heizenergie gegenüber, da die Abende besser genutzt werden können“, meint Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur NÖ. Die geringe Einsparung im Bereich der Beleuchtung würde durch eine dauerhafte Umstellung auf die Sommerzeit etwas erhöht werden. Aussagen auf den gesamten Energieverbrauch könnten jedoch auch in diesem Fall nicht getätigt werden, da diese durch die Erhöhung des Heizenergieverbrauchs und Änderungen im Freizeitverhalten unter anderem mit erhöhter Mobilität überkompensiert werden können.
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