BAD HALL. Schüler der dritten Klasse der MS Bad Hall luden Markus Tröscher, den ehemaligen Europameister im Kickboxen und Gründer des Vereins IFT Steyr, zum Interview. Im Fach KreativKarussell sprachen die Schüler mit ihm über seine sportlichen Erfolge und seine Erfahrungen im Kickboxen.

Wie bist du zum Kickboxen gekommen und wie lange machst du das schon?
Markus Tröscher: Mit Kickboxen habe ich 2008 angefangen. Gemeinsam mit einem Freund habe ich mich damals für Kampfsport interessiert. Zwar habe ich früher mit zwölf Jahren schon einmal Taekwondo gemacht, das war allerdings nur für ein Jahr. Danach hatte ich eine längere Pause
Was ist das Tolle am Kickboxen?
Markus Tröscher: Für mich ist es eine sehr befreiende Sportart. Diese Erfahrung habe ich schon in meiner Jugend gemacht, als ich einige Dinge zu verarbeiten hatte. Beim Kickboxen kriegst du einen freien Kopf. Wenn du im Training bist, denkst du einfach an nichts anderes. Du kannst alles andere ausblenden. Darüber hinaus mag ich den Austausch mit den Leuten bei uns im Verein. Wir sind wie eine Familie, wir halten zusammen. Jeder ist für jeden da.
Wer hat euren Verein gegründet?
Markus Tröscher: Mein Partner Wahid und ich gründeten den IFT 2020 in Steyr. Zuvor habe ich das Kickboxen in einem anderen Verein ausgeübt. Wahid war damals aus Afghanistan geflüchtet und wir lernten uns auch beim Sport kennen. Ich gab ihm meine Ausrüstung und so sind wir zusammengewachsen, durch das gemeinsame Training und ich habe versucht, ihn so gut es geht auf seinem Weg in Österreich zu unterstützen.
Wie viele Schüler hat der Verein und wie viele davon trainierst du persönlich?
Markus Tröscher: Wir haben etwa 160 Kinder und Jugendliche und der Verein hat in Summe 260 bis 280 Trainierende. Da sind auch die Erwachsenen dabei.
Könntest du uns bitte einen Trainingstag beschreiben?
Markus Tröscher: Alle, die an dem Tag trainieren, stehen in einer Linie und werden gefragt, wie es ihnen geht. Hat jemand gegen das Training etwas einzuwenden, gibt es vielleicht Verletzungen? Dann geben wir allfällige Infos, zum Beispiel über Turniere, die in nächster Zeit anstehen oder andere Neuigkeiten, die für unsere Mitglieder interessant sind. Danach starten wir mit dem eigentlichen Training, zunächst mit Seilspringen oder Laufen. Dabei werden verschiedene Übungen eingebaut, um die Gelenke zu mobilisieren. Schließlich gehen wir über in die Grundtechniken oder das Pratzentraining. Das Training dauert eineinhalb Stunden. Zum Abschluss gibt es noch eine Sparring-Einheit. Die kann man sich wie einen Wettkampf vorstellen, nur dass nicht mit voller Härte zugeschlagen wird. Wir wollen ja nicht, dass es zu Verletzungen kommt.
Wie oft trainierst du für dich selber?
Markus Tröscher: Mittlerweile nicht mehr so oft. Früher kam ich auf vier bis sechs Mal die Woche, doch jetzt ist es schon viel, wenn ich es zwei- oder dreimal schaffe. Jedoch einmal in der Woche ist schon ein Muss.
Was sind die wichtigsten Kampfregeln?
Markus Tröscher: Tiefschläge sind absolut nicht erlaubt, ebenso wie Schläge auf den Hinterkopf. Beim reinen Kickboxen sind auch Ellbogentechniken tabu, was sich vom Thai-Boxen unterscheidet, ebenso wie Schläge auf den Rücken. Thaiboxen ist allerdings eine Disziplin, die wir im Verein nicht anbieten.
Bist du schon einmal schwer verletzt worden und was sind die typischen Verletzungen?
Markus Tröscher: Ich habe mir dreimal die Nase gebrochen und einmal im Finale den Mittelfußknochen. Knochenbrüche sind eigentlich die typischen Verletzungen im Kampfsport oder dass Seitenbänder reißen, das kommt auch vor, wenn man das Knie verdreht.
An wie vielen Wettkämpfen nimmst du pro Jahr teil?
Markus Tröscher: Jetzt sind es ein oder zwei Turniere, das mache ich aber eher, um die Jüngeren zu motivieren auch teilzunehmen. Früher hatte ich zwischen 80 und 90 Kämpfe. Ich bin zweimal Europa- und einmal Vizeeuropameister geworden, aber auch Landesmeister und Vizestaatsmeister. Bei der Weltmeisterschaft in Kairo konnte ich zumindest den dritten Platz holen.
Was ist im Kickboxen noch wichtig, außer dem Training?
Markus Tröscher: Disziplin ist das Wichtigste. Und der Ehrgeiz und dass du ein Ziel vor Augen hast. Das schließt natürlich die Ernährung mit ein. Es bringt wenig, wenn du dich nur von Pizza und Burger ernährst. Ernährung ist sehr wichtig, denn der Körper nimmt sich die Energie von dem, was du isst. Bei uns gibt es die Regel „Du bist, was du isst.“
Was sind deine persönlichen Ziele?
Markus Tröscher: Ich würde sagen, ich habe schon viel erreicht von dem, was ich mir vorgenommen hatte. Den Verein möchte ich noch gerne weiter nach vorne bringen. Mein absolutes Ziel ist, dass mein Partner und ich mit dem Verein so viel Geld verdienen können, um das hauptberuflich machen zu können. Hauptberuf und Studio beanspruchen momentan so viel Zeit. Es wäre schön, mehr Zeit für meine Familie aufbringen zu können (die Söhne sind 14 und fast acht Jahre alt, Anm.).
Musstest du dich im echten Leben schon einmal mit den Fäusten verteidigen?
Markus Tröscher: Ja, das kam einmal vor. Wir hatten ein Geschäft, gegenüber befand sich ein Nachtlokal. Ein paar Leute standen davor und begannen, „herüberzumelden“. Sie waren zu dritt und es hat sich aufgeschaukelt. Ich wollte der Situation entgehen, aber sie hörten nicht auf zu provozieren, bis der erste auf mich losgegangen ist. Schlussendlich ging es für mich halbwegs glimpflich aus, für die anderen drei aber nicht. Ich kam mit ein paar Abschürfungen davon, aber die anderen mussten ins Krankenhaus. Die Gerichtsverhandlung endete zum Glück mit einem Freispruch für mich.
Ist Kickboxen für Frauen ein attraktiver Sport?
Markus Tröscher: Schon sehr! Mittlerweile boxen 50 Frauen bei uns im Verein. Sie trainieren aber unter sich, das sind die „Girls Only“, die wir aus einer Selbstverteidigungsgruppe heraus ins Leben gerufen haben. Vereinzelt haben vorher auch schon Mädels geboxt. Sie haben bei den Jungs mittrainiert, aber das war vielleicht nicht immer so angenehm, als einzige Frau zwischen 40 und 50 Jungs. Da herrscht natürlich ein ganz anderes Klima im Trainingsraum.
Das ist schon etwas verwunderlich angesichts des hohen Verletzungsrisikos …
Markus Tröscher: Naja, es ist ja ein Unterschied, ob ich hobbymäßig boxe oder auf Wettkämpfe gehe. Nicht jeder, der bei uns trainiert, nimmt auch an Wettkämpfen teil. Bei vielen ist jedoch der Ehrgeiz da, sich mit anderen zu messen. Da finde ich es gut, wenn es Turniere gibt … bevor sie es draußen auf der Straße machen. Im Übrigen sind wir auch in Kontakt mit der Polizei und dem Jugendzentrum in Steyr. Denn wenn es Vorfälle mit Schülern von uns gibt, die zum Beispiel in eine Schlägerei verwickelt sind, dann gibt es auch von uns als Vereinsseite eine Intervention. Wir führen dann Gespräche mit den Jugendlichen und stellen klar, dass so ein Verhalten keinesfalls geduldet wird.
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