Faro-Konvention als Nutzen für die Gesellschaft
WELS. Die Frage ist bei Weitem noch nicht geklärt, wie mit archäologischen Funden beispielsweise bei der Rainerschule umgegangen werden soll. Das Faro-Übereinkommen gibt Wege vor, wie mit solchen Funden umgegangen werden muss. Die Betonung liegt auf „muss“.

Es wird zwar gerne und immer auf die Wichtigkeit der Funde hingewiesen. Verantwortliche sprechen auch von einer touristischen Vermarktungsmöglichkeit. Doch die Bezugnahme auf historische Gegebenheiten – und damit ist nicht nur das römische Wels gemeint – wird von Privatinitiativen hochgehalten. Museen werden stiefmütterlich behandelt. Funde am liebsten rasch verscharrt, um Baustellen schnellstens laufen zu lassen. Von einer Einbindung der Funde kaum zu schweigen. Dabei stoßen die Arbeiten an der Rainerschule auf großes Interesse. „Wir bekommen immer wieder Besuche oder ehemalige Schüler der Rainerschule schicken Karten: Die heurigen Ausgrabungen und Funde bei der Rainerschule haben mich bewegt und begeistert. Vielen Dank für euren großartigen Einsatz für die Stadt! Nun weiß ich, über welche Schätze und Geschichte ich in der Volksschule auf der Wiese gelaufen bin“, erklärt Albert Neugebauer.
„Bewusstsein schaffen“
Es geht bei der Faro-Konvention nicht nur darum, die Kulturgüter zu erhalten, sondern Bewusstsein zu schaffen. Es geht darum, den sozialen Nutzen der Kulturgüter für die moderne Gesellschaft darzustellen. Gemeinsame Kulturbetrachtung, das Wissen um die Geschichte der Region, in der gelebt wird, bringt auch Zusammenhalt, Identität und auch wirtschaftliche Möglichkeiten (Tourismus und so weiter).
Erhalt der Kulturgüter
Deswegen ist es ein Ziel der Faro-Konvention, dass Kulturgüter erhalten und nicht zerstört werden. Eine zeitgerechte Präsentation wird vorgeschlagen, damit auch kommende Generationen daran teilhaben können. Hier liegt auch eine gemeinsame Verantwortung. Bezugnahme bei Bauten auf die Vergangenheit, mag sie auch noch so belastend sein. Wegbaggern, zerstören, ist keine Lösung. Denn der Erhalt kann auch identitätsstiftend sein, wenn man es nur will.
VORTRAG ÜBER DAS FARO-ÜBEREINKOMMEN
Die Initiative Denkmalschutz – Zweigstelle Wels/Bürgerbewegung „Bezugnahme zur historischen Bausubstanz bei Neubauten“ und der Verein Römerweg Ovilava engagieren sich für eine Bezugnahme zu historischen Vorgängerbauten bei Neubauten in Wels.
Hier geht es einerseits um oberirdische Bausubstanz, aber in noch größerem Ausmaß um Bodendenkmäler in Form von römischen Baubefunden, die bei fast jeder Bautätigkeit und trotz Überbauung auftauchen. Notgrabungen ermöglichen zwar eine Dokumentation, diese bedingt aber leider keine Bezugnahme oder gar einen Erhalt, sondern endet mit der restlosen Vernichtung der Gebäudereste. Die Ratifizierung der Faro Konvention durch die Republik Österreich eröffnet neue Perspektiven. In der Faro Konvention geht es nicht nur darum, wie das kulturelle Erbe nachhaltig zu schützen ist, sondern auch wie es für zukünftige Generationen zu modifizieren und zu transformieren ist, um dessen Kontinuität zu garantieren. Das europäische Übereinkommen zum Schutz des archäologischen Erbes (revidiert), auch Valetta-Übereinkommen genannt, stellt eine der wichtigsten Grundlagen für die archäologische Denkmalpflege in Europa dar. Mit 22-jähriger Verspätung hat nun die Republik Österreich auch endlich dieses Übereinkommen ratifiziert, seine Bestimmungen traten für Österreich mit 24. Juli 2015 in Kraft.
Aus diesem Grund hat die Initiative und der Verein einen profunden Kenner der Materie zu einem Vortrag geladen. Raimund Karl ist österreichischer Archäologe und derzeit Professor of Archaeology and Heritage an der Prifysgol Bangor University in Wales, Großbritannien. Er wird über „Die Faro-Konvention - Archäologischer Kulturgüterschutz und Bürgerrechte“ sprechen.
Ort: „FreiRaum Wels“, Altstadt 8, 4600 Wels – www.freiraumwels.at/ Zeit: Montag 15. Februar um 19 Uhr
Anmeldung erbeten unter: wels@idms.at oder info@roemerweg.at
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