Tiny House: „Man sollte sehr gut wissen, worauf man Wert legt“
OÖ. Wie so viele Trends stammt auch die Idee zu Tiny Houses – das sind Wohnhäuser im Miniformat – aus Amerika. Auch bei uns gibt es hier und da schon solche Minihäuser zu sehen. Zwei oberösterreichische Frauen erzählten Tips von ihrem Leben auf nur wenigen Quadratmetern.

„Die Philosophie hinter den Tiny Houses ist der Traum vom freien und unabhängigen Leben, das man immer wieder neu gestalten kann. Man möchte nicht mehr durch ein großes Haus so fest gebunden sein, wie es bei uns über viele Jahrzehnte üblich war“, schildert Simone Kamleitner. Die Raum- und Grafikdesignerin hat bereits etliche Jahre Erfahrung mit dem Leben in einem Tiny House gesammelt, wie sie schildert: „Ich habe in Slowenien für sieben Jahre in einem Tiny House gelebt. Ich habe vieles daraus gelernt, vor allem, dass es nicht nur wichtig ist, klein zu wohnen, sondern auch, dass das Haus eine gewisse Qualität hat.“
Holzriegelbauweise mit ökologischer Dämmung
Visionärin Simone Kamleitner wollte ähnlich denkenden Menschen die Möglichkeit zum Leben in einem Tiny House bieten. In Schneegattern verwirklicht sie derzeit gemeinsam mit einem heimischen Holzbauunternehmen ein ganzes Microhausdorf, das in der Endfertigstellung zwölf Häuser umfassen soll. Die österreichischen Bundesforste stellen den 5.792 Quadratmeter großen Pachtgrund für 88 Jahre zur Verfügung. Die Häuser sind in Holzriegelbauweise errichtet und mit ökologischen Materialien gedämmt. Geheizt wird mit einer Kombination aus Pelletsheizung und Infrarotpaneelen.
Kompakte Planung
Die Hausgrößen variieren nach dem persönlichen Bedarf zwischen 30 und 90 Quadratmetern. Der Stauraum und die Raumaufteilung sind dabei gut geplant, um alles einzubauen, wie in einem großen Haus – nur kompakt angeordnet. Die Möbel sollten funktional und praktisch sein, damit man nicht immer alles auf- und zuklappen oder her- und wegräumen muss. „Ab etwa 70 Quadratmetern werden die Tiny Houses auch familientauglich, in einem 90 Quadratmeter Haus mit Dachboden finden auch vier Personen gut Platz“, schildert Kamleitner.
Wenig Platz für Kompromisse
Am anderen Ende Oberösterreichs, in Neustift im Mühlkreis, verwirklichte sich Johanna Stangl auf 52 Quadratmetern den Traum vom Tiny House aus Holz. Sie berichtet: „Ein Tiny House bietet nicht viel Platz für Kompromisse, man sollte sich selber gut kennen und wissen, worauf man Wert legt. Bei mir wurden zum Beispiel Bad und Toilette getrennt, das verbraucht Platz, war mir aber wichtig. Bei Möbeln kann man darauf achten, dass der Stauraum bereits integriert ist, wie zum Beispiel eine Truhe als Wohnzimmertisch, ein Bettkasten oder eine aufklappbare Sitzbank.“
Baugenehmigungen notwendig
Ein Tiny House kann überall dort gebaut werden, wo man ein großes Haus bauen kann; es sind dafür die ortsüblichen Baugenehmigungen einzuholen. Der Wasser- und Stromverbrauch ist durch den kleinen Wohnraum entsprechend geringer, ebenso die Bodenversiegelung, da das Haus auf Punktfundamenten steht. Johanna Stangl plant künftig noch eine Photovoltaikanlage und eine Regenwasserzisterne.
Großer Zuspruch
„Ich freue mich jedes Mal sehr, wenn jemand Interesse an meinem Häuschen zeigt. Natürlich ist die Art des Wohnens nicht für jeden etwas, und das muss es auch nicht. Offenheit, Toleranz, Neugier und Zuspruch im Familien- und Freundeskreis, in der Nachbarschaft und auch auf der Gemeinde geben mir ein gutes Gefühl. Das ist in meinen Augen eine gute Entwicklung“, resümiert Johanna Stangl.
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27.08.2024 15:12
Tiny House als nachhaltige Wohnlösung
Ein inspirierender Artikel über das Leben im Tiny House! Für alle, die darüber nachdenken, ihren Wohnort zu wechseln, könnte ein Umzug in Linz in ein gemütliches Tiny House eine spannende Option sein. Besonders interessant finde ich die Idee, wie kompakte Räume funktional gestaltet werden können, ohne dabei auf Qualität zu verzichten.