Nach der Urlaubszeit lassen sich viele Paare scheiden. Woran das liegt und wie man dem vorbeugen kann, weiß Gabriele Hohensinn. Die Familienberaterin an der Beratungsstelle Beziehungleben in Gmunden hat wertvolle Tipps für einen entspannten Urlaub als Paar.

Woran liegt es, dass genau die Urlaubszeit von der so viel erwartet wird, so viele Menschen in Paarbeziehungen verzweifeln und aufgeben lässt? „Wohl bemerkt: es gibt sie, die Ausnahmen!“, betont Familienberaterin Gabriele Hohensinn. Wesentlich für die Probleme seien jedoch hohe Erwartungen: eine perfekte Location, harmonisches Miteinander, romantische Momente und erfüllender Sex. „Dazu kommt, dass eine Reise in eine ungewohnte Umgebung auch Stress bedeutet, und jeden stresst etwas anderes. 'Wieso regst du dich wegen dieser Lappalie so auf? Das ist doch völlig unnötig!' Ein Dialog, der so beginnt, ist geeignet, in einen ausgewachsenen Streit auszuarten“, gibt Hohensinn ein Beispiel.
Den Problemen liegt also sehr oft eine mangelnde bzw. nicht hilfreiche Kommunikationsgewohnheit zugrunde. Durch die viele Nähe im Urlaub kommt das auf den Tisch, wovon der Alltag oft ablenkt: schwelende Probleme und Seiten des Partners, mit denen man sich schwertut.
Kommunikation ist der Schlüssel
In der Kommunikation liege jedoch auch ein großer Teil der Lösung, betont Gabriele Hohensinn. „Aber davor ist man gut beraten, sich selber ehrlich zu befragen: Welche Erwartungen habe ich an diesen Urlaub? Welche Aktivitäten, wieviel Zeit zu zweit bzw. für mich alleine möchte ich erleben? Wieviel Geld möchte ich ausgeben? Welche Befürchtungen habe ich? Was stresst mich grundsätzlich auf Reisen? Womit kann mein Partner oder meine Partnerin mich hier unterstützen?“
Darauf folgt ein genauso ehrlicher Austausch, im besten Fall vor der Buchung einer Reise. Und dann immer wieder, besonders dann, wenn es einmal gekracht hat. „Da ist es gut, auch einmal über den eigenen Schatten zu springen und sich zu entschuldigen. Realistisch ist außerdem, dass es Kompromisse brauchen wird, denn die gleichen Bedürfnisse zur selben Zeit sind eine Seltenheit!“, so die Familienberaterin.
Nicht gleich aufbrechen, vorher chillen
Zudem könne es sinnvoll sein, den Urlaub langsam angehen zu lassen: „Bei all dem, was vor dem Urlaub am Arbeitsplatz und zu Hause zu tun ist, fällt Entspannung nicht einfach vom Himmel. Wie wäre es, nicht gleich am ersten Urlaubstag aufzubrechen, sondern die ersten Tage dem 'Herunterkommen' vom Alltagsmodus zu widmen?“, schlägt Hohensinn vor.
Und wenn es gerade einfach schwierig ist miteinander? Wenn immer die gleichen Themen und Gesprächsverläufe in Streit und Unfrieden enden? Wenn man etwas verändern will und nicht weiß, wie? In diesem Fall könne eine Paarberatung sehr hilfreich sein, weiß die Expertin: „Eine außenstehende, professionell handelnde Person moderiert und unterstützt dabei, die Probleme herauszuarbeiten und die eigene, passende Lösung zu finden. Damit das Glück wieder mehr Raum bekommt in der Zweisamkeit – und das nicht nur im Urlaub, sondern auch im Alltag.“
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