OÖ. Drei oberösterreichische Berufsschulen werden geschlossen, zwei zusammengelegt. Landesrätin Christine Haberlander will dadurch eine bessere Qualität der Lehre in den Berufsschulen erreichen. Kritik ließ nicht auf sich warten.

Die Wogen sind hoch gegangen, als bekannt wurde, dass vier Berufsschulen in Oberösterreich geschlossen werden sollen. Die Berufsschulen Steyr II und Wels II werden noch heuer, Braunau im Sommer 2019 geschlossen. Gmunden II und Vöcklabruck sollen noch heuer zusammengelegt werden. Diese Maßnahmen hat ein Projektteam, das sich mit den Berufsschulen befasst, im Bildungsausschuss des oberösterreichischen Landtags am Donnerstag, 18. Jänner, präsentiert.
Kritik
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Severin Mayr spricht von „Geheimniskrämerei“ vonseiten der ÖVP und von einem „Drüberfahren“ über alle Beteiligten. Seit Monaten seien die Pläne dementiert worden, wirft er der ÖVP vor.Im Gespräch erklärt die zuständige-Bildungslandesrätin Christine Haberlander die Gründe für die geplanten Schließungen und wie sie dem Lehrlingsmangel schon in der Schule zuvorkommen will.
Tips: Warum müssen vier Berufsschulstandorte in Oberösterreich geschlossen werden?
Christine Haberlander: Die Berufsschulstruktur hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wir haben 26 Berufsschulen, aber während wir 2008/09 noch 30.000 Schüler hatten, hatten wir mit 1. Oktober 2017 nur noch 24.000. Ein Projektteam beschäftigt sich seit dem Sommer mit den pädagogischen Aspekten der Berufsschulbildung.
Tips: Was genau ist geplant?
Christine Haberlander: Man möchte von 26 alleinstehenden Berufsschulen hin zu 22 Kompetenzzentren. Geplant sind zum Beispiel fünf Kompetenzzentren anstelle von neun Standorten im kaufmännischen Bereich. Geplant sind auch die Auflassung der Berufsschulen Steyr II und Wels II mit Ende des Schuljahres 2017/18 und die Auflassung der Berufsschule Braunau nach dem Schuljahr 2018/19.
Tips: Welche Argumente sprechen für die Schließungen?
Christine Haberlander: Die optimale Größe einer Berufsschule liegt zwischen 900 und 1200 Schülern. Es gibt aber Schulen, die deutlich kleiner sind, Braunau etwa mit rund 400 Schülern. Steyr II mit nur rund 300. Es zeigte sich, dass größere Klassenverbände für den Unterricht besser geeignet sind. Dann gibt es eine Gemeinschaft, in der man sich austauschen kann.
Tips: Wird Lehre durch die Schließungen unattraktiver?
Christine Haberlander: Nein, im Gegenteil, dafür hat man eben Einheiten, wo die beste Qualität des Unterrichts in einem Klassenverband gewährleistet wird.
Tips: Warum sinkt die Zahl der Berufsschüler?
Christine Haberlander: Die Begeisterung für den Lehrberuf sinkt allgemein. Schon mit 12 oder 13 Jahren muss man eine individuellere Analyse machen. Eigene Stärken, Neigungen und mögliche Berufe sollten Schüler schon früh kennenlernen und nicht erst in der achten Schulstufe, wenn sie schon 14 Jahre alt sind. Wir bringen dazu die Wirtschaft in die Schulen und umgekehrt. So können die Schüler sich für die passende Ausbildung oder einen passenden Lehrberuf entscheiden.
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20.08.2018 11:05
Das Land Oberösterreich ist dankbar und stolz.
Christine Haberlander ist eine kluge Politikerin mit dem Herzen am rechten Fleck. Sie hat die guizzardische Kraft und Klugheit, die ich respektiere und sehr schätze. Ich habe volles Vertrauen in Landesrätin Haberlander.