Niederösterreich setzt verstärkt auf Streunerkatzen-Kastration
NÖ. Mit der Informationskampagne „Kastriere 1, rette 100!“ und erhöhten finanziellen Mitteln soll in Niederösterreich die Kastration von Streunerkatzen weiter forciert werden. Das Fördermodell wird durch das Land NÖ mit zwei Dritteln und durch die Gemeinden mit einem Drittel finanziert. Seit 2009 investiert Niederösterreich rund 50.000 Euro pro Jahr in diese Maßnahme. Bisher konnten rund 12.000 Tiere kastriert werden.

Gemäß Tierhaltungsverordnung sind Katzen mit Zugang ins Freie von einem Tierarzt kastrieren zu lassen. Dies gilt auch für Katzen und Kater, die auf einem Bauernhof gehalten werden. Einzige Ausnahme sind Tiere, die zur kontrollierten Zucht verwendet werden, sie unterliegen nicht der Kastrationspflicht. Wer die Kastrationspflicht nicht einhält, riskiert Geldstrafen bis 3.750 Euro, im Wiederholungsfall bis 7.500 Euro.
Das Leid der Streunerkatzen
Streunerkatzen sind verwilderte Hauskatzen, die ohne Menschenkontakt aufgewachsen sind und deswegen extrem scheu sind (nicht zu verwechseln mit Freigängerkatzen). Die Ausbreitung von Streunerpopulationen in manchen Regionen nimmt rasant zu, trotz Anstrengungen und Investitionen von Tierschutzvereinen, Gemeinden und Land in Kastrationsprojekte.
Das Leid der Streuner bleibt meist unsichtbar und ist eines der größten unbemerkten Tierschutzprobleme. Nur die flächendeckende Streunerkastration in Kombination mit der Kastration von Freigängerkatzen aus Privathaushalten kann langfristig zum Sinken der Populationen führen.
Bei fehlender medizinischer Versorgung, Unterernährung sowie Kälte und Nässe im Winter liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von Streunerkatzen bei maximal vier bis fünf Jahren. Sie vermehren sich trotzdem und geben ihre Schwäche, Krankheiten und Infektionen an die nächste Generation weiter. Viele sterben frühzeitig und qualvoll.
Kreislauf des Tierleids
Katzen sind ab sechs Monaten geschlechtsreif, vermehren sich zwei- bis dreimal pro Jahr und bekommen jeweils vier bis sechs Kitten. So werden in rasanter Geschwindigkeit Unmengen an Katzen geboren und ein Kreislauf des Tierleids entsteht. Unkastrierte Kater durchstreifen große Territorien und sind vielen Gefahren ausgesetzt: Verkehrsunfälle, Jagdabschüsse, Verletzungen durch Kämpfe und dergleichen kommen oft vor. Die Häufigkeit von Revierkämpfen bei Katern sowie die Rolligkeit bei Katzen wird durch die Kastration stark minimiert.
„Katastrophale Situation“ im Bezirk Amstetten
Christine Hausleitner vom Tierschutzverein Region Amstetten spricht von einer „katastrophalen Situation“ im Bezirk Amstetten: „Viele Leute nehmen sich Katzen – oft von Bauern – und wenn dann der Zeitpunkt der Kastration kommt, oder wenn die Tiere trächtig werden oder krank sind, dann werden sie einfach ausgesetzt. Wir haben auch Fälle, wo Menschen übersiedeln und die Katzen einfach zurücklassen, oder ältere Leute ins Altersheim kommen und die Erben sich nicht mehr weiter um die Tiere kümmern.“
Wenn der Tierschutzverein auf eine solche Situation aufmerksam gemacht wird, stellt er selbst Fallen auf oder bittet die Bevölkerung um Mithilfe. „Wir sind auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Außerdem leben wir nur von Spenden“, so Hausleitner, die vor allem die ländlichen Gemeinden um Kooperation bittet: „Mit manchen Gemeinden ist die Zusammenarbeit noch ausbaufähig. Man muss sich aber verdeutlichen: Viele kleine Katzen kommen zur Welt, um dann bald wieder zu sterben. Das könnten wir verhindern, wenn wir kastrieren. Außerdem könnte die Population eingedämmt werden.“
Das Fördermodell
Tierschutzvereine und Gemeinden empfehlen Tierärzte, die eine geplante Kastration, finanziert aus Fördermitteln des Landes, durchführen. Das Land übernimmt zwei Drittel, die Gemeinde ein Drittel der Kosten der Tierarztrechnung für die Kastration.
Der Tierarzt verrechnet an die Gemeinde, diese zahlt vorerst die Rechnung. Das Land refundiert der Gemeinde zwei Drittel der Kosten. Gefördert werden ausschließlich Streunertiere. Weitere Informationen unter Tel. 02742 9005-15215 oder per Mail an post.ru5@noel.gv.at.
„Das Bewusstsein für die Nöte der Streunerkatzen ist auf dem Land leider viel geringer als im urbanen Bereich. Diese Aktion soll auf das stille und versteckte Tierleid der Streunerkatzen hinweisen und deren Leid durch Kastration mildern“, so die zuständige Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ).
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