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Leserbrief: Auf Wiedersehen, Mama. Auf Wiedersehen, Papa.

Maya Lauren Matschek, 28.01.2025 11:19

ENNS. Am 27. Januar 1945 erfuhr die Welt von den Schrecken des Völkermords, der von den Nazis und ihren Verbündeten begangen wurde. Damit die Welt die Gräueltaten und ihre Opfer nie vergisst, haben die Vereinten Nationen an diesem Tag einen internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer des Holocaust eingeführt. Ferdinand Pay aus Enns hat sich dazu Gedanken gemacht und sie der Redaktion als Leserbrief zugeschickt.

 (Foto: tips.at)
(Foto: tips.at)

Auf Wiedersehen, Mama.

Auf Wiedersehen, Papa.

Am 15. September 1935 erließ Hitler die sogenannten Nürnberger Gesetze, die die rechtliche Grundlage für die Verfolgung der Juden in Deutschland schufen. Fortan war Judenhass nicht nur legal, sondern gesetzlich verordnet. Der Holocaust begann, und mittlerweile sind 80 Jahre seit der Befreiung der KZ-Insassen vergangen.

Der bloße Gedanke daran, dass Kinder ihre Eltern verlassen mussten, um sie den Fängen des NS-Regimes zu entziehen, während die Eltern im Bewusstsein lebten, dass es kein Wiedersehen geben würde. Ihre Vorahnung auf ihr Schicksal und tragisches Ende macht sprachlos. Auf die Frage, nach dem Warum, gibt es keine Antwort.

Der Kindertransport, auch „Refugee Children’s Movement“ genannt, bezeichnet die Ausreise von über 10.000 jüdischen Kindern. Nach Erlass der Nürnberger Gesetze mussten sie aus dem Deutschen Reich und aus bedrohten Ländern fliehen. Zwischen Ende November 1938 und dem 1. September 1939 reisten sie nach Großbritannien, Belgien, Schweden und andere Länder. Die Kinder verließen ihre Heimat mit Zügen und Schiffen. Sie stammten aus Deutschland, Österreich, Polen, der Freien Stadt Danzig und der Tschechoslowakei. Die meisten sahen ihre Eltern nie wieder. Oftmals waren sie die Einzigen aus ihren Familien, die den Holocaust überlebten.

Insgesamt fielen dem antisemitischen und rassistischen Massenmord der Nazis sechs Millionen Jüdinnen und Juden sowie bis zu einer Million Roma und Sinti zum Opfer.

Dieses schreckliche Unrecht, der Folter bis zum Tod im Konzentrationslager ausgeliefert gewesen zu sein, kann kein normal denkendes Individuum verstehen, geschweige denn nachvollziehen. Die Zeitgeschichte und den grauenvollen Holocaust kann man nicht korrigieren, aber die Lehren daraus, dass Diskriminierung, Verfolgung und systematische Ermordung von Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Regime und seine Kollaborateure, niemals vergessen werden dürfen.

Wir, als Gesellschaft, haben die Verantwortung, den Nachgeborenen dieses ungeheuerliche Verbrechen weiterzuerzählen und es nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Es heißt, hellhörig zu sein, zu hinterfragen und lautstark gegen jegliches Hintergehen von demokratischen Regeln vorzugehen.

Bleiben wir wachsam, trauen wir uns, nationalistischen Tendenzen entgegenzuwirken, und tragen wir „Niemals vergessen und Niemals wieder“ als Schild und Zielsetzung für unsere Kinder und Enkelkinder, für ein offenes, lebenswertes Österreich und eine Europäische Gemeinschaft.

Ferdinand Pay, 4470 Enns

Senden auch Sie Ihren Leserbrief an: redaktion-enns@tips.at.
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Wir behalten uns vor, Briefe aus Platzgründen zu kürzen.

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