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Grippe-Hochsaison - und nur eine Hausarzt-Ordination für ganz Pregarten

Mag. Claudia Greindl, 22.01.2019 18:30

PREGARTEN. Hochsaison haben Husten, Schnupfen, Grippe & Co. dieser Tage, entsprechend voll sind die Wartezimmer der Arztpraxen. Besonders angespannt ist die Lage in der Aiststadt: Derzeit steht für 5.400 Einwohner nur eine Hausarzt-Ordination mit Kassenvertrag zur Verfügung. „Es ist momentan richtig eng“, sagt Dr. Friedrich Weber, der mit Dr. Barbara Sedlak eine Gemeinschaftspraxis führt.

Foto: Syda_Productions/Shutterstock.com
Foto: Syda_Productions/Shutterstock.com

Zur Vorgeschichte: Dr. Franz Stöttner, seit 35 Jahren Allgemeinmediziner in Pregarten, war mit Jahresende 2018 in den Ruhestand gegangen. Seine Patienten sowie neu zugezogene Pregartner übernehmen Dr. Weber und Dr. Sedlak. Daneben gibt es noch die Wahlarzt-Ordination von Dr. Martina Langthallner-Heinzl an der Aist. „Wir schaffen es nicht, alle Patienten zu übernehmen, die zu uns kommen“, sagt Dr. Friedrich Weber im Tips-Gespräch. Darauf hat er auch via Facebook schon aufmerksam gemacht. „Steigende Patientenzahlen bedeuten weniger Zeit für jeden Einzelnen, und ein Vormittag mit 120 Patienten für zwei Ärzte geht an die Substanz – auf Dauer ist das für uns selber nicht gesund“, betont der Allgemeinmediziner.

Kein Nachfolger in Sicht

Das Problem: Für die längst ausgeschriebene Vertragsarztstelle gibt es derzeit keine Nachbesetzung oder Bewerbung. „Wir arbeiten mit Hochdruck gemeinsam mit der Ärztekammer an Lösungen, sowohl für den Einzelfall wie hier in Pregarten als auch generell an der Nachbesetzungsproblematik“, sagt Harald Schmadlbauer von der OÖ. Gebietskrankenkasse. Um die Situation etwas zu entspannen, gibt es eine Vereinbarung mit der Gemeinschaftspraxis Dr. Weber/Dr. Sedlak. Befristet auf zwei Jahre arbeitet eine dritte Ärztin zur Unterstützung bei der Kompensation der unbesetzten Stelle mit. „Die Kollegin arbeitet 15 Stunden pro Woche, wir sind immer zu zweit in der Ordination. Das ist schon eine Erleichterung“, sagt Dr. Weber. Dazu kommen laut Harald Schmadlbauer zusätzliche finanzielle Anreize, um Ärzte aus den Nachbargemeinden zu motivieren, vorübergehend mehr Patienten zu betreuen. Das bedeutet, dass die Ärzte nicht nur für die mit der Kasse vereinbarte Zahl der Patienten den regulären Tarif bekommen. „Für die zusätzlich betreuten Patienten gibt es normalerweise beim Honorar Einschleifregelungen, die gelockert werden. Dadurch wird eine nahtlose Weiterversorgung der Patienten von Dr. Stöttner sichergestellt, bis eine reguläre Nachbesetzung gelingt.“

Zu wenig Nachwuchs

Dass es keine Bewerbungen für die ausgeschriebene Kassenarztstelle gibt, ist für Dr. Weber unverständlich. „Pregarten hat eine Spitzenlage, ist verkehrsmäßig gut angebunden, in Linznähe, hat eine gute Infrastruktur und viele Freizeitanlagen, an mangelnder Attraktivität kann es also nicht liegen“, meint der Mediziner. „Ich glaube, die angebotenen Modelle sind noch nicht attraktiv genug. Politik und Krankenkasse müssen flexibler werden. Es ändert sich erst langsam etwas.“

Erfolglos um Nachfolge bemüht

Für Dr. Franz Stöttner liegt das Problem woanders: „Es gibt zu wenige ausgebildete Allgemeinmediziner, zu wenig Nachwuchs mit dem richtigen Ausbildungsstand“, meint der Arzt. Er habe sich in zwei Spitälern erfolglos um eine Nachfolge für seine Kassenpraxis bemüht. „Dabei ist in den vergangenen Jahren alles viel bequemer geworden“, betont Dr. Stöttner. „Damals, als ich angefangen habe, hatte ich jeden Tag Dienst, nur einen freien Tag pro Woche und ein Wochenende pro Monat Wochenenddienst. Man ist praktisch die ganze Zeit mit dem Telefon in der Tasche herumgelaufen. Heute gibt es im Quartal nur noch zwei, drei Nachtdienste beim Hausärztlichen Notdienst.“

Geänderte Ausbildung

Die Wurzel des ungelösten Nachfolge-Übels sieht der erfahrene Praktiker, der selbst in Gallneukirchen seinen ebenfalls überlasteten Hausarzt hat, in den geänderten Ausbildungs-Bedingungen: „Heute kann ein junger Arzt nach sechs Monaten Allgemeinmedizin-Ausbildung schon mit dem Facharzt beginnen. Früher hat das drei Jahre gedauert, das gehört dringend geändert.“Seine Ordinationsräumlichkeiten in seinem Privathaus würde Dr. Stöttner gerne vorübergehend einem Nachfolger zur Verfügung stellen.

Gemeinde hat keine „Zuckerl“ zu vergeben

Die Stadtgemeinde Pregarten kann einem potenziellen neuen Kassenarzt wenig Attraktives bieten: „Als Abgangsgemeinde haben wir leider keine finanziellen Zuckerl zu verteilen“, sagt Bürgermeister Anton Scheuwimmer (ÖVP).


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Arzt
Arzt
23.01.2019 17:45

KHs haben kein Interesse an Ausbildung

Leider sind die Angaben bezüglich der geänderten Ausbildung im Artikel völlig falsch. Mit der seit 2015 gültigen Ausbildungsordnung ist es so, dass jeder Arzt eine 9 monatige Basisausbildung vor einer weiterführenden Allgemeinmediziner oder Facharzt Ausbildung absolvieren muss. Gott sei Dank ist es heute nicht mehr so, dass Jungärzte 3 Jahre lang anspruchslose Tätigkeiten ausführen müssen und danach hoffentlich eine Facharztausbildungstelle zu bekommen. Übrigens war es in der Ausbildungsordnung früher ebenso möglich ohne allgemeinmedizinische Ausbildung in die Facharztausbildung einzusteigen. Problematisch ist, dass die Krankenhäuser kein Interesse an einer Ausbildung für Allgemeinmedizin zeigen, da diese ohnehin das Krankenhaus sofort wieder verlassen und somit kein dauerhafter Nutzen für das Krankenhaus besteht. Dadurch ist es auch so, dass wir weltweit die meisten Studienabsolventen haben diese jedoch mit langen Wartezeiten konfrontiert sind und die Ausbildung zu wünschen übrig lässt und diese abwandern. Defakto bilden wie also fast keine Allgemeinmedizin aus, weil die Krankenhäuser kein Interesse daran haben und die Landespolitik die Krankenhäuser diesbezüglich auch nicht in die Pflicht nimmt.