Werbekampagne für Suche nach Pflegeeltern: Auch "Teilzeit" ist möglich
FREISTADT/PERG/LINZ-LAND. Jedes Jahr sucht die Kinder- und Jugendhilfe für 70 Kinder aus Oberösterreich geeignete Pflegefamilien - eine sehr herausfordernde Sache. Die neue, regionale Werbekampagne „Pflege-Eltern.Jetzt“ für die Bezirke Freistadt, Perg und Linz-Land soll nicht nur künftige „Vollzeit-Pflegeeltern“ ansprechen, sondern auch Menschen, die ein paar Stunden oder am Wochenende Zeit haben, um Familien „Teilzeit“ zu entlasten.

Aktuell haben im Bezirk Freistadt 44 Pflegekinder in 29 Pflegefamilien ein zweites Zuhause. Im Bezirk Linz-Land leben 53 Pflegekinder in 37 Pflegefamilien. Und im Bezirk Perg haben 20 Pflegekinder ihren Platz in 18 Pflegefamilien gefunden. Insgesamt wurden im Jahr 2023 in Oberösterreich 646 Kinder in rund 470 Pflegefamilien betreut.
Pflegeeltern übernehmen die Verantwortung für Pflege und Erziehung, wenn zum Schutz des Kindes ein Aufwachsen in einer zweiten Familie längerfristig notwendig ist. Damit geben sie einem Pflegekind, was es am meisten braucht: Geborgenheit, Verständnis, Zuneigung, Geduld und ein sicheres Zuhause.
Wenn das Leben einer Familie aus der Bahn gerät
„Wenn das Leben so weit aus der Bahn geraten ist, dass eine Familie nicht mehr in der Lage ist, ihrem Kind den nötigen Halt zu geben, dann überlegt die Kinder- und Jugendhilfe mit den Eltern, welche Betreuung am geeignetsten scheint. Wenn klar ist, dass ein Kind eine familiäre Betreuungsform braucht, dann sucht die Kinder- und Jugendhilfe nach Pflegeeltern. Diese übernehmen meist für eine längere Zeit die Aufgaben der leiblichen Eltern“, erläutert Kinderschutz-Landesrat Michael Lindner die Vorgehensweise bei der Suche nach der passendsten Unterbringungsform für die Kinder.
Pflegefamilien eignen sich besonders gut, wenn die Kinder bei der Aufnahme noch sehr jung sind und ein familiäres Umfeld brauchen. Die Kinder- und Jugendhilfe sucht jedes Jahr für 70 Kinder aus Oberösterreich geeignete Pflegefamilien.
Auch „Teilzeit-Formen“ möglich
Neben der Vollzeit-Pflegeelternschaft werden aber immer auch Menschen gebraucht, die Familien bei Bedarf individuell unterstützen. Bei dieser flexiblen familiären Betreuung springen Unterstützungspersonen ein, wenn die leibliche Familie den Alltag mit dem Kind sonst nicht schafft: Entweder muss eine begrenzte Zeit überbrückt werden, zum Beispiel weil eine Alleinerzieherin auf Reha ist oder aus anderen Gründen die Betreuung nicht übernehmen kann. Oder die Eltern brauchen Unterstützungspersonen, die einen Teil ihrer Elternaufgaben übernehmen, weil sie alleine nicht alles schaffen. Bei dieser Betreuung soll es gelingen, dass Kinder weiterhin in ihrer Familie leben können.
Auch „Teilzeit“-Pflegeeltern werden von Sozialarbeitern begleitet oder können sich an dafür geschulte Berater wenden
Theresia Schlöglmann, Abteilungsleiterin der Kinder- und Jugendhilfe OÖ, über ein gelungenes Beispiel aus der Praxis: „Für eine Familie ist es herausfordernd, ihr sechsjähriges Kind in der Freizeit immer genug auszulasten. Ein kinderloses Paar hat ein Haus mit ausreichend Spiel- und Betätigungsmöglichkeiten und die notwendigen zeitlichen Ressourcen. Der Bub verbringt jede Woche einen Nachmittag dort, wird beschäftigt und gefördert.“
Kampagne gibt den Kindern eine Stimme
Im Zuge der neuen Werbekampagne für die Bezirke Freistadt, Perg und Linz-Land soll darauf aufmerksam gemacht werden, wie wertvoll die Aufgabe von Pflegeeltern für die Kinder- und Jugendhilfe und für die Gesellschaft ist. Gestaltet wurde Großplakate, Postkarten und Abreißzettel, in denen in krakeliger Kinderschrift Botschaften stehen, die mitten ins Herz treffen (“Mama und Papa sind weg. Brauch dringend neue, die mich auch lieb haben“). Außerdem wird digitale Werbung ausgespielt und es werden Werbeanzeigen in Regionalmedien geschaltet.
Bezirkshauptmann Perg, Werner Kreisl: „Hoffen, dass sich viele melden“
„Unsere Hoffnung ist, dass sich durch diese Kampagne im Bezirk Perg auch Personen melden, die Kinder in besonderen Situationen unterstützen möchten. Wir erleben es immer wieder, dass Eltern(teile) kurzfristig ausfallen und es im Umfeld der Familie niemanden gibt, der einspringen kann“, so Pergs Bezirkshauptmann Werner Kreisl. „Gerade in solchen Situationen braucht es Menschen, die für Kinder vorübergehend bzw. ergänzend da sind.“
Bezirkshauptfrau Freistadt, Andrea Wildberger: „Pflegeeltern sind von unschätzbarem Wert“
„Pflegeeltern sind von unschätzbarem Wert, da sie Kindern in schwierigen Lebenssituationen Geborgenheit und Stabilität bieten. Im Bezirk Freistadt legen wir großen Wert darauf, regelmäßig mit den Pflegeeltern in Kontakt zu bleiben, um ihre wichtige Arbeit zu unterstützen. Die regionale Kampagne „Pflege-Eltern.Jetzt“ soll mehr Aufmerksamkeit für die dringende Notwendigkeit weiterer Pflegeeltern generieren“, erklärt Freistadts Bezirkshauptfrau Andrea Wildberger.
Braucommune Freistadt unterstützt die Kampagne
Eine spezielle Aktion wird es im Bezirk Freistadt geben, wo die Braucommune Freistadt die Pflegeeltern-Kampagne unterstützt und der örtlichen Kinder- und Jugendhilfe Limonaden spendet. Die Limos der Sorten Cola und Maracuja sind ganz im Stil der Kampagne mit passenden Etiketten versehen und werden an zwei Aktionstagen im Oktober in Freistadt (12. Oktober, ab 9.30 Uhr, Hauptplatz) und Unterweißenbach (31. Oktober, ab 10 Uhr, Marktplatz) verteilt.
Mehr Infos auf www.pflege-eltern.jetzt
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