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Benedikt Moser aus Bad Zell: ÖSV-Servicemann und „Kummerkasten“

Mag. Claudia Greindl, 08.04.2025 19:00

BAD ZELL. „Es gibt keinen Sport, in dem so viele Emotionen zusammenkommen wie im Schirennsport“, sagt Benedikt Moser. Der 27-jährige Bad Zeller muss es wissen: Als Servicetechniker im Österreichischen Schiverband (ÖSV) erlebt er die Höhen und Tiefen „seiner“ Rennläuferinnen hautnah mit.

  1 / 4   Daheim am Bauernhof in Bad Zell hat Benedikt Moser eine eigene Schiwerkstatt eingerichtet. Hier werden die werksneuen Schi vorbereitet, hier warten viele Paare, über den Sommer hie und da liebevoll gebürstet, auf ihren Einsatz. (Foto: Greindl)

Benedikts Job als ÖSV-Poolservice-Mitglied ist es, „seinen“ Läuferinnen Christina Ager und Lena Wechner im Training und beim Rennen „den richtigen Schi hinzulegen“. Richtig, das heißt perfekt vorbereitet, die Kanten richtig geschliffen, die Platte optimal montiert, den Belag passend für den jeweiligen Schnee gewachst. 2020 ist der junge Bad Zeller in den Schi-Zirkus eingestiegen, der ihn jede Saison durchschnittlich 45.000 Kilometer mit dem ÖSV-Servicebus zu allen Trainings- und Rennschauplätzen des Schiweltcups in Europa führt – die Flugkilometer nach Übersee nicht mitgerechnet. Bei seinem Job das Wichtigste: „Erfahrung und Gefühl. Der Athlet kann noch so gut sein, wenn die Schi nicht passen, gibt es keinen Sieg, und umgekehrt ebenso. Jeder ist zu 100 Prozent vom anderen abhängig“, weiß Benedikt.

Vom Talentscout entdeckt

Eine Karriere als Schirennläufer war eigentlich auch für Benedikt Moser in greifbarer Nähe gelegen. Durch Papa Martin war er schon als Volksschüler zum Training in der Union Allerheiligen gekommen und Strudengaucup-Rennen gefahren. Sein Talent wurde von einem Scout erkannt, nach der Schihauptschule Windischgarsten folgte gut ein Jahr an der Schiakademie Schladming. „Dann hat das Kreuz zu zwicken angefangen, ich hätte nur mehr Slalom und Riesentorlauf fahren sollen statt Abfahrt, und außerdem ist das Fortgehen aktuell geworden“, erinnert sich Benedikt.

Lehre statt Schi-Karriere

Es folgte eine Installateur-Lehre, und die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter. Schifahren stand nur noch zum Spaß auf dem Programm. „Durch Zufall habe ich mir dann gebrauchte Schi bei einem ÖSV-Mann gekauft.“ Ein Wort gab das andere, Telefonnummern wurden ausgetauscht, es folgte ein Schnupper-Termin in Dorfgastein bei der Ikone der Serviceleute, der schon Hermann Maier betreut hatte. Die Voraussetzungen waren optimal: eine Lehre im Metallbereich, Vorbildung im Schifahren und ein Zuhause am Bauernhof, wo man das Arbeiten üblicherweise gewöhnt ist. „Es hat sofort gepasst, 2020 habe ich beim ÖSV angefangen. Zum ersten Einsatz bin ich 3.000 Kilometer mit einem bummvoll beladenen Kleinbus nach Norwegen gefahren.“

Vertrauensbasis wichtig

Der Rennläuferin Christina Ager zugeteilt zu werden, war für den jungen Servicemann ein Glück: „Wir verstehen uns sehr gut, das ist wichtig, wenn wir unzählige Kilometer miteinander zu den Rennen und wieder nach Hause unterwegs sind.“ Wie groß das Vertrauen ist, weiß Benedikt oft, wenn ihn die „Mädels“ quasi als „Kummerkasten“ ins Vertrauen ziehen und ihm ihren Frust nach verpatzten Rennen oder private Sorge anvertrauen. Kummer kennt der 27-Jährige aber auch selbst nach dramatischen Situationen: „Zweimal habe ich schon erlebt, dass sich meine Athletinnen schwere Verletzungen zugezogen haben. Da kriege ich auch nasse Augen.“ Um Verletzungen zu verhindern, kommt es selten, aber doch vor, dass der Servicemann den Rennläuferinnen keine Schi mehr „hinlegt“, etwa nach sehr fordernden Trainings in großer Höhe. „Auch wenn der Trainer sauer ist, aber keines der Mädels soll sich weh tun.“

Nicht leid um die eigene Schikarriere

Richtig schief gegangen sei bei „seinen“ vielen Paar Schi noch nie etwas. Noch knapp vor dem Rennen führt Benedikt Feinjustierungen an den „Brettln“ durch, schließlich verändert sich die Piste mit jedem Rennteilnehmer. Auch wenn der Bad Zeller heuer Zeit gefunden hat, ein Strudengaucup-Rennen zu bestreiten: Um die eigene Rennkarriere ist ihm nicht leid. „Ich habe mir erst in Beaver Creek wieder gedacht: Die Piste ist so unglaublich steil, und die Mädels hauen sich mit so viel Mut hinunter, das wär nichts für mich.“

Ein Ablaufdatum für seinen Job hat sich Benedikt nicht gestellt. „Ich sehe viele Weltgegenden und mache weiter, solange es mir Spaß macht.“ Zwischendurch ist er auch daheim in Bad Zell. „Da suche ich mir gerne eine Arbeit am Hof.“


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