Donnerstag 17. April 2025
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MICHELDORF IN OÖ. Die Generalsanierung des Museums in Micheldorf läuft derzeit auf Hochtouren und sollte noch heuer abgeschlossen werden. Pünktlich zur Museumssaison 2025 soll das neue „Sensen Museum Micheldorf“ seine Pforten öffnen.

Fassade des Herrenhauses (Foto: Martin Osen)
  1 / 10   Fassade des Herrenhauses (Foto: Martin Osen)

„Die wichtigsten baulichen Maßnahmen konnten bereits abgeschlossen werden oder sind gerade in Arbeit“, freut sich Martin Osen, Obmann vom Verein Sensenschmiedemuseum. Ein erster Meilenstein war die im Mai gestartete Sanierung der Außenfassaden – durch das Absenken des Geländes war es notwendig geworden, die gesamten Sockelzonen der Gebäude zu ergänzen. „Wenn wir das schon machen müssen, dann gleich richtig“, formuliert Martin Osen den hohen Anspruch, der sich durch das gesamte Projekt zieht. Auf Basis des originalen Fassadenplans von 1829 und historischer Fotografien wurde die Fassade des Herrenhauses in traditioneller Handwerkstechnik mit historischen Baustoffen aus der Region aufwändig wiederhergestellt. Auch die Rekonstruktion der hölzernen Brücken, Stege und Gartenzäune orientiert sich so weit wie möglich an den historischen Vorbildern und ist bereits weitgehend abgeschlossen.

Barocke Sonnenuhr gerettet

Ein besonderes Highlight war die Rettung der barocken Sonnenuhr. Das Fresko des Heiligen Georg war bereits stark in Mitleidenschaft gezogen. „Die Schäden waren zum Teil dramatisch“, erinnert sich die Restauratorin Andrea Gruber. Im Rahmen der dringend nötigen Restaurierung legte sie die barocke Urfassung wieder frei und konnte die Sonnenuhr für die kommenden Generationen sichern.

Im gesamten Herrenhaus wurde mit großem Aufwand, aber minimalen Eingriffen in die historische Bausubstanz eine Temperierheizung eingebaut, um zukünftig geeignete Bedingungen für die einzigartigen Ausstellungsstücke zu schaffen. Durch den Rückbau einer ehemaligen Wohnung steht zukünftig mehr Ausstellungsfläche zur Verfügung.

Veranstaltungen im ehemaligen Ross-Stall

Beeindruckend ist auch die Verwandlung des ehemaligen Ross-Stalls. Nachdem störende Zwischenwände und Einbauten entfernt wurden, präsentiert er sich wieder wie zur Zeit Caspar Zeitlingers als einziger, großer Raum mit einem beeindruckenden Gewölbe. Zukünftig kann er unter anderem für Veranstaltungen genutzt werden.

Dauerausstellung öffnet 2025

Aktuell werden noch letzte Möbel und Gemälde restauriert. Erste Einblicke in die Restaurierwerkstätten sind vielversprechend. Parallel dazu werden die Grundlagen für eine neue Dauerausstellung geschaffen, die ab nächstem Jahr zu erleben sein wird. „Auch hier versuchen wir, in knapper Zeit mit einem sehr begrenzten Budget hohen Ansprüchen gerecht zu werden – lassen Sie sich überraschen, wie weit wir auf diesem Weg kommen“, macht der Obmann neugierig: „Der Besuch des Museums soll sich wie eine Zeitreise in eine vergangene Welt anfühlen, die allerdings überraschend viel mit unserer heutigen zu tun hat.“

7.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit

Wenn das Museum 2025 wieder öffnet, wird es zehn Jahre her sein, dass die Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege (GLD) die Museumsgebäude gekauft und damit den Weiterbestand des Museums ermöglicht hat. Seither wechselte nicht nur ein weiteres Mal der Eigentümer, auch das gesamte Umfeld hat sich geändert: „Während wir für unser Projekt gekämpft haben, mussten mehrere Museen in der Region für immer ihre Türen schließen. Das zeigt, dass die Rahmenbedingungen für ein Museumsprojekt in den vergangenen Jahren alles andere als einfach waren“, blickt Martin Osen zurück. „Bei allem Verständnis, dass manche die Eröffnung unseres Museums nicht mehr erwarten können: Unsere Vereinsmitglieder arbeiten ausschließlich unbezahlt in ihrer Freizeit an dem Projekt.“ Vielen der jetzt sichtbaren Arbeiten sind zum Teil jahrelange Vorbereitungen vorausgegangen. Seit 2015 wurden bereits weit über 7.000 ehrenamtliche Stunden in das Projekt investiert.

Unterstützer des Museums

Die Maßnahmen der vergangenen Jahre waren noch fast vollständig aus eigenen Mitteln finanziert, angefangen von mehreren tausend Kubikmetern Erdbewegungen inklusive der Freilegung und Wiederherstellung des Fluders bis hin zum Ankauf und der Restaurierung zahlreicher gefährdeter Museumsstücke. „Ohne großzügige Unterstützung der Eigentümerfamilie wäre das Projekt in dieser Form nicht möglich gewesen. Unser diesjähriges Programm wird erstmals auch durch öffentliche Gelder ermöglicht: Ein LEADER-Projekt, eine Kulturförderung des Landes, sowie das Bundesdenkmalamt finanzieren etwa die Hälfte des Gesamtvolumens von knapp 500.000 Euro“, informiert Martin Osen.

Einerseits ist das deutlich weniger, als vergleichbare Projekte im In- und Ausland erfordern. „Ganz salopp gesagt: Um den Preis eines Einfamilienhauses sanieren wir eines der bedeutendsten industriegeschichtlichen Museen des Landes nach höchsten denkmalpflegerischen und restauratorischen Standards“, bringt es Martin Osen auf den Punkt.

Andererseits muss der Museumsverein als Träger des Projekts knapp die Hälfte an Eigenmitteln selbst aufbringen. Für einen rein ehrenamtlich organisierten Verein, der sich aus Eintritten, Veranstaltungserlösen, Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert, bedeutet dies auf Jahre hinaus eine enorme finanzielle Herausforderung. „Wir sind daher auch hier auf die Hilfe vieler angewiesen und freuen uns über jede noch so kleine Unterstützung“. Spenden an das Museum sind seit heuer steuerlich absetzbar.

„Mindestens genauso sehr freuen wir uns über tatkräftige Mitarbeit“, sagt Martin Osen. Auch nach Abschluss der heurigen Bauarbeiten werden noch viele helfende Hände benötigt, um das Museum wieder zum Leben zu erwecken – von Gartenpflege und Reinigungsarbeiten bis hin zur Inventarisierung und Erforschung der Sammlung. „Wer Freude hat an einer sinnstiftenden Tätigkeit in einer einzigartigen Umgebung, ist jederzeit herzlich willkommen“, so Osen. Interessierte melden sich per E-Mail an office@sensenschmiedemuseum.at oder Anruf unter 0699 17169200


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