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Theaterbetriebe: Banges Warten auf Regelungen

Karin Seyringer, 22.04.2020 19:50

LINZ. Was bedeuten die Corona-Krise, das Veranstaltungsverbot und eventuell gelockerte Maßnahmen für die kleinen und mittleren den Linzer Theater? Tips hat beim Theater Phönix und der Tribüne Linz nachgefragt. Die Existenzängste vor allem bei der Tribüne sind groß, das Phönix musste zwei geplante Produktionen ersatzlos streichen.

Theater Phönix (Foto: Helmut Walter)
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Beide Häuser haben nicht geplant, auf Sommertheater umzustellen bzw. auszuweichen und planen, erst im September wieder zu öffnen.

„Wir planen erst wieder im September eine Premiere anzusetzen, weil wir vorher ca. sieben Wochen mit den Schauspielern proben müssen. Außerdem müssen das Bühnenbild gebaut, die Kostüme geschneidert und die Veranstaltungstechnik geklärt werden. Das heißt, wir werden wahrscheinlich im August zu proben beginnen und nicht – wie üblicherweise – im Juni schon Vorproben machen“, so Phönix-Leiter Harald Gebhartl.

„Mit einem eigenen Theaterhaus, auch wenn es nur ein Häuschen ist, hat man genug laufende Kosten, die man stemmen muss. Da kann man nicht zusätzlich investieren in einen Außenschauplatz. Wir bezweifeln auch sehr, dass diesen Sommer überhaupt Theater möglich sein wird. Auch eine Wiedereröffnung der Tribüne Linz wie üblich im September erscheint immer aussichtsloser. Niemand weiß, wie sich Corona entwickelt und wann man sich wieder versammeln kann, ohne diese schrecklichen Masken tragen zu müssen. Wir möchten unbedingt mit einem guten Gefühl wieder mit unserem Publikum zusammenkommen können“, so Tribüne-Leiterin Cornelia Metschitzer.

Probenbetrieb schwierig

Unter den geplanten Auflagen ist nicht nur der Theater-, sondern auch der Probenbetrieb schwierig. „Auch ein Mindestmaß an Publikum bei den Vorstellungen ist wirtschaftlich wichtig. Unter den derzeitigen Auflagen ist beides unmöglich. Wir hoffen, Mitte Mai zu erfahren, wann wir wieder normal proben können. Dann könnten wir zumindest mal auf dem Papier planen. Jetzt sind wir Kapitäne im Nebel, ohne Navi, ohne Crew und ohne Passagiere. Das Schiff muss trotzdem gerettet werden“, so die Tribüne-Leiterin.

Tribüne finanziell am Limit

Bei der Tribüne beläuft sich der Einnahmen-Ausfall von März bis Juli 2020 auf rund 70.000 Euro, das ist ein Drittel der gesamten Jahreseinnahmen. „Bei über 50 Prozent Eigendeckung und 100 Prozent Einnahmen-Ausfall sind wir natürlich sehr auf die öffentliche Hand angewiesen. Wir haben das Gefühl, dass sie uns auch gereicht wird, zumindest für die nächsten Monate, für die theaterlose Zeit. Aber was kommt danach? Können wir auf Dauer bestehen? Der seidene Faden, an dem wir schon so lange hingen, ist gerissen. Zum Glück ist die Bund-Jahresförderung schon da, sonst wären wir bereits zahlungsunfähig, und auch die Möglichkeit der Kurzarbeit hilft uns sehr“, so Metschitzer. Der in Aussicht gestellte Fonds für Kulturbetriebe bzw. Non-Profit-Organisationen sei die größte Hoffnung für die Tribüne.

Phönix: „Radikale Schadensbegrenzung“

Der finanzielle Schaden beim Theater Phönix beläuft sich bis dato auf etwa 100.000 Euro. „Wir haben radikal Schadensbegrenzung betreiben müssen, haben leider auch von Partnerverträgen mit anderen Institutionen, Regieteams und Schauspieler-Gästen zurücktreten müssen.“ Wenn die Kurzarbeit, die für alle fixen Phönix-Mitarbeiter (etwa 30 Angestellte) genehmigt werde, werde das Phönix mit einem „blauen Auge“ davon kommen, so Gebhartl. Vorausgesetzt natürlich, dass im September zumindest reduzierter Spielbetrieb aufgenommen werden könne. In diesem Fall könnte das Phönix mit den Abstands-Maßnahmen vor maximal 70 Zuschauern spielen. Schwierig werde es allerdings auch mit der Zuschauerlogistik – Foyer, Kassa-Situation, das werde zu klein sein, um Abstand halten zu können.

Geändertes Theaterprogramm

„Sehr schade ist, dass wir durch das Corona-Virus zwei Produktionen in der Saison 19/20 unwiderruflich verloren haben“, so Gebhartl. Das Phönix hätte „So starb eine Partei“ von Jura Soyfer und „Casting Tibor Foco“ von Helmut Köppnig und Ensemble am Spielplan gehabt. Schauspieler und Gäste auf der Bühne stünden dazu zeitlich nicht mehr zur Verfügung, durch die spezifische Besetzungstechnik des Phönix könne man nicht anders.

In der Tribüne werde es nächste Saison mehr Wiederaufnahmen als Premieren geben. „Das wird leider auch die Einnahmen schmälern, ebenso, wie ein verzögerter Saisonstart“, so Metschitzer. „Wir bangen auch um unsere Drei-Schienen-Struktur, vor allem um unsere Schulschiene, die wir vorwiegend aus den Abendeinnahmen finanzieren. Wir werden uns von den Folgeschäden wahrscheinlich nur langsam und schwer erholen können.“

Maßnahmen mittragen

„Trotz der großen sozialen und wirtschaftlichen Not, unsere Meinung hat sich nicht geändert, die Maßnahmen sind mitzutragen, lieber etwas länger als zu kurz, sonst müssen wir wieder von vorne beginnen“, so Metschitzer. So wie sie wartet auch Phönix-Leiter Gebhartl auf konkrete Angaben und Regelungen. Denn die bislang präsentierten seien zu ungenau, es brauche eine spezielle Auslegung für das Phönix.

 

 


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