Linzer Veranstaltungsgesellschaft Liva: Trawöger und Liczewski übernehmen Leitung
LINZ. (Update) Nach der Brucknerhaus-Affäre stellt sich die Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA neu auf. Am Freitag wurde die neue künstlerische und kaufmännische Leitung präsentiert. Der in Oberösterreich nicht unbekannte Norbert Trawöger (53) übernimmt die Künstlerische Geschäftsführung, von den Salzburger Festspielen kommt Kai Liczewski (39) als Kaufmännischer Geschäftsführer.

Aktuell interimistisch geführt wird die LIVA, zu der neben Brucknerhaus auch Posthof, Kuddelmuddel, die Multifunktionshalle TipsArena und Sportparks gehören, von Konzertmanagerin Johanna Möslinger und Rechtsanwalt Alexander Stefan.
LIVA Aufsichtsrats-Vorsitzender Meinhard Lukas und Eigentümervertreter Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) gaben am Freitag vor Presse bekannt, wer künftig die Geschicke der LIVA leiten wird:
Kai Liczewski, derzeit Leiter des Bereichs Finanzen und Informationsmanagement bei den Salzburger Festspielen, wird Exekutive Director. Mit Norbert Trawöger übernimmt zudem kein Unbekannter in Oberösterreich die künstlerische Leitung (Artistic Direktor). Er leitete die oö. KulturEXPO Anton Bruckner 2024 und ist unter anderem Künstlerischer Direktor des Bruckner Orchesters Linz.
(Update) „Heute ist ein schöner Tag“
„Heute ist ein schöner Tag für das Brucknerhaus, die LIVA und die Kulturstadt Linz“, so Bürgermeister Prammer am Freitag.
In einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurde das neue Führungsduo gewählt. 58 Kandidierende gab es, sieben wurden insgesamt zum Hearing für die beiden Positionen eingeladen. Die Findungskommission war unter anderem besetzt mit Dirigent Franz Welser-Möst, der ehemaligen Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler, FM4-Programmchefin Dodo Roscic und dem Geschäftsführer der Bundestheater Christian Kircher.
„Das Ergebnis wurde mir als einstimmige Empfehlung vorgeschlagen und wurde von mir angenommen“, so Prammer.
Dienstantritt am 18. August
Sowohl Trawöger als auch Liczewski treten ihren Dienst bei der LIVA am 18. August an. Bis dahin bleibt die interimistische Geschäftsführung. Johanna Möslinger werde zudem in einer Übergangsphase bis 15. September bleiben. „Sie bleibt damit das Gesicht von Klangwolke und Brucknerfest 2025, die sie maßgeblich mitgeprägt hat“, so Prammer. Möslinger werde danach auch beratend zur Verfügung stehen.
Die kaufmännische Leitung wird nahtlos am 18. August von Alexander Stefan an Liczewski übergeben.
„Großes und Neues kann entstehen“
Dem LIVA-Aufsichtsratsvorsitzenden Meinhard Lukas war es wichtig, dass ein gut zusammenpassendes Duo künftig die Geschicke leitet. „Kai Liczewski ist eine kunst- und sportbegeisterte Persönlichkeit – wurde zu den Salzburger Festspielen geholt, als es dort Schwierigkeiten gab, hat das Controlling und Rechnungswesen dort völlig neu aufgestellt“, so Lukas. „Er hat eine Präsentation vorgetragen, bei der ich den Eindruck hatte, er kennt die LIVA besser als ich. Er ist Vollblut-Kulturmanager, der Vogelperspektive und Detail kann. In dieser Kombination mit der künstlerischen Kreativität und Inspiration, für die Norbert Trawöger steht – aus was die Kulturvermittllng betrifft – auf der einen Seite und mit einem Fels in der Brandung wie Liczewski auf der anderen Seite“ habe die LIVA nun ein Duo, dem die Neuaufstellung gelingen werde. „Wir trauen diesem Duo zu, dass – wenn sie ihre Fähigkeiten für die LIVA zur Entfaltung bringen, Neues und Großes entstehen kann“, ist Lukas überzeugt von der Auswahl.
So auch Prammer: „Ich bin zuversichtlich, dass diese beiden Persönlichkeiten die Neuaufstellung der LIVA schaffen können, wir werden als Stadt Linz dabei unterstützen.“
Keine Nebengeschäfte
Zu den Verträgen (noch nicht „fix-fertig“, warum beide auch bei der Präsentation nicht anwesend waren) sagt Lukas, dass die Geschäftsführer-Gehälter im Median innerhalb der Unternehmensgruppe Linz liegen würden. Nebenbeschäftigungen sind ausgeschlossen. So werde Trawöger die Intendanz der Donaufestwochen Strudengau, die er heuer erstmals innehat, nach der Ausgabe 2025 wieder abgeben, ebenso sein Engagement beim Bruckner Orchester Linz. Einzig der ein oder andere Lehrauftrag sei erlaubt, so Lukas.
Schriftlich lässt Trawöger wissen: „Ich freue mich unbändig, das Brucknerhaus, das ich seit meiner Kindheit liebe, und den Resonanzraum LIVA mit Kai Liczewski und dem Team künftig mitgestalten zu dürfen. Ich danke für das einstimmige Zutrauen. Die Aufgabe erfüllt mich mit Leidenschaft, Respekt und großer Demut!“.
„Die Berufung zum geschäftsführenden Direktor der LIVA ist für mich eine große Ehre. Ich fühle mich dem Auftrag der LIVA verpflichtet, über ein breites und hervorragendes Angebot in Kultur und Sport das Leben aller Linzerinnen und Linzer zu bereichern. Ich werde mich dieser Aufgabe gemeinsam mit Norbert Trawöger und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der LIVA mit großer Begeisterung widmen“, so Kai Liczewski in einer ersten Stellungnahme.
Reaktionen
Die interimistische Leiterin Johanna Möslinger gratuliert: „Ich gratuliere Norbert Trawöger und Kai Liczewski herzlich zur Entscheidung der Findungskommission und freue mich über die gute Lösung für die LIVA. Wie ich mich die letzten Monate überzeugen konnte, übernehmen sie eine Institution mit großem Potenzial. Ich werde das Brucknerhaus und die gesamte LIVA auch nach der Übergabe bestmöglich unterstützen und ihr leidenschaftlich verbunden bleiben.“
Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP): „Norbert Trawöger ist nicht nur ein absoluter Bruckner-Experte, wie wir im vergangenen Jahr hautnah erleben durften. Er ist auch ein exzellenter Musiker und Musik-Kenner. Deshalb schmerzt es mich, dass wir ihn durch seinen Wechsel an die Spitze der LIVA als künstlerischen Leiter des Bruckner Orchesters verlieren. Er hat genauso wie Chefdirigent Markus Poschner maßgeblich dazu beigetragen, dass das Orchester weit über die Grenzen hinaus gefragt und beliebt ist. Ich wünsche ihm für seine neue Aufgabe viel Glück und Erfolg. Angesichts meines Wunsches, mit der Stadt in Sachen Kunst und Kultur enger zu kooperieren, freue ich mich aber auch, dass wir in Norbert Trawöger einen echten Experten als Partner haben werden.“
„Skandal darf sich nie wieder wiederholen“
Auch Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer gratuliert dem neuen Führungsduo: „Mit dieser personellen Weichenstellung ist nun ein echter Neustart für die LIVA möglich. Sehr positiv ist es, dass erstmals seit einem Jahrzehnt die Führungsspitze wieder mit zwei Vollzeitstellen besetzt und damit auch eine der wichtigsten Empfehlungen des Kontrollamts für die interne Kontrolle umgesetzt wird. Wichtig ist jetzt, ‚Altlasten‘ gründlich und transparent abzuarbeiten – aber immer mit einem Weitblick in die kulturelle Zukunft unserer Landeshauptstadt.“
FPÖ-Stadtrat Michael Raml: „Ich gratuliere den beiden neuen Geschäftsführern zu ihrer Bestellung auf Grundlage eines professionellen und unpolitischen Auswahlverfahrens und danke ihnen dafür, dass sie in diesen herausfordernden Zeiten Verantwortung übernehmen wollen. Gemeinsam mit unserem LIVA-Aufsichtsratsmitglied werde ich ehestmöglich das Gespräch mit der neuen Geschäftsführung suchen. Dabei geht es mir um zentrale Zukunftsthemen. Erstens: die programmatische Gestaltung der Kulturangebote, insbesondere im Brucknerhaus. Es soll mit einem attraktiven und breiten Angebot möglichst viele Linzer ansprechen. Zweitens: die finanzielle Stabilität der LIVA. Auch wenn Kultur ihren Preis hat, darf sie kein Fass ohne Boden sein. Eine hohe Auslastung durch ein breitenwirksames Programm ist der Schlüssel dazu. Drittens: die internen Kontrollmechanismen der LIVA. Diese müssen grundlegend neu aufgestellt werden – ein Skandal wie zuletzt darf sich nie wieder wiederholen.
Stadträtin Eva Schobesberger von den Grünen wünscht alles Gute und werde das neue Duo unterstützen, aber „als Frauenstadträtin kann ich nicht verhehlen, dass es mich wütend macht, dass, nachdem eine Frau in so einer schwierigen Situation übernommen und aufgeräumt hat, dann wieder zwei Männer ein geordnetes Feld übernehmen dürfen.“
Großes Finanzloch
Zuletzt machte die LIVA Schlagzeilen, aufgrund eines Verlustes von 1,68 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr. Auch wurden „erhebliche Defizite in den Strukturen und Prozessen des Personal- und Finanzwesens der LIVA“ aufgezeigt.
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