Ausgangsbeschränkungen für Österreich, Oberösterreich bereitet zusätzliche Betten für Betreuung vor
OÖ. Österreichs Regierung schränkt zur Eindämmung des Corona-Virus die Bewegungsfreiheit und den Ausgang drastisch ein. Landeshauptmann Thomas Stelzer und seine beiden Stellvertreter Christine Haberlander und Manfred Haimbuchner unterstreichen die Dringlichkeit dieser Maßnahmen in einem Pressestatement am Sonntag, 15. März. Zudem werden in Oberösterreich zusätzlich außerhalb der Spitäler knapp 600 Betten für den Notfall zur Verfügung stehen.

„Wir befinden uns in einer sehr schweren und ernsten Zeit und leben mit Einschränkungen, an die wohl kaum jemand gedacht hätte“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer, der darauf hinweist, dass sich die Lage noch verschärfen kann und wird und auch weitere Maßnahmen niemand ausschließen könne. „Es ist eine komplett neue Situation. Wir hoffen, dass die Maßnahmen, die heute präsentiert wurden, ausreichen.“ Man könne hoffentlich in einer Woche sagen, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen.
„Bürgerpflicht“
„Das Einhalten dieser Einschränkungen ist nicht eine 'Good Will-Aktion', sondern Bürgerpflicht und Verantwortung“, so Stelzer.
Die Ausgehbeschränkungen bedeuten, dass man nur mehr von zu Hause weg geht um zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen, nötige Besorgungen erledigt und um jemandem zu helfen. Auch Spaziergänge zu machen für die eigene Gesundheit sei erlaubt. Alles andere ist aktuell nicht mehr möglich, um die Sozialkontakte so zu reduzieren und damit die Maßnahmen auch Wirkung zeigen würden.
„Wir machen das deswegen, um Leben zu retten“, so Stelzer.
Zusatzbetten außerhalb der Spitäler
In OÖ werden mit heute 595 zusätzliche Betten zur Verfügung gestellt außerhalb der Spitäler. „Das ist ein Notfallplan, wo nicht gehofft wird, dass sie gebraucht werden. Wir rüsten uns, sind vorbereitet.“
Die zusätzlichen Betten stehen im Klinikum Schallerbacherhof in Bad Schallerbach (120 Betten), in Bad Hall im Klinikum für Herz-, Kreislauf- und neurologische Rehabilitation (122 Betten) sowie im Landesgästehaus Bad Hall (67 Betten), im Bildungshaus Schloss Zell an der Pram (80 Betten), im ehemaligen Bezirksseniorenheim Leumühle in Pupping (146 Betten) und im Landespflege- und Betreuungszentrums Schloss Haus in Wartberg ob der Aist (60 Betten) zur Verfügung.
Die Betten sind zum Schutz der Intensivpatienten, für jene mit leichteren Verlaufsformen.
Ab morgen wird auch der Bereich öffentliche Verwaltung der persönliche Kontakt gestoppt. Die Ämter und BHs werden nicht mehr persönlich und von Mensch zu Mensch erreichbar sein, aber über Telefon und online.
Wirtschaftsmaßnahmen für Oberösterreich
Sorge gilt vor allem auch dem Erhalt und der Sicherung von Arbeitsplätzen. Stelzer hat für kommenden Dienstag die Sozialpartner zu einem Gespräch geladen, um ergänzende Maßnahmen zu jenen des Bundes zu planen.
Corona-Infektionen in Oberösterreich
Mit Stand Sonntag, 15. März, 12.30 Uhr, sind in Oberösterreich 158 Personen positiv getestet worden, nach 122 am Samstagabend. Die meisten Erkrankten gibt es in Linz mit 31, gefolgt vom Bezirk Urfahr-Umgebung mit 27. Die weiteren Bezirkszahlen: Perg 19, Linz-Land 13, Wels-Land 11, Wels 10, Ried 8, Gmunden 6, Grieskirchen 6, Freistadt 5, Rohrbach 4, Vöcklabruck 4, Steyr 2, Steyr-Land 2, Schärding 2, Braunau 1, Kirchdorf 1.
Sechs Erkrankte werden im Spital behandelt, zwei davon auf der Intensivstation.
Bei der Hotline 1450 gingen alleine am 14. März 2.000 Anrufe ein. „Bitte noch einmal anrufen, es wird sich jemand kümmern“, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander. „Das Motto gilt: Wir ändern unser Leben, um Leben zu schützen. Genau darum geht es bei den Maßnahmen. Wir sehen in Italien, dass die Gesundheitsinfrastruktur kritisch ist und diese daher besonders geschützt werden muss. Es ist unser oberstes Ziel, den Menschen zu helfen.“
Kontakt auf Familienverband beschränken
Auch Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner meint, man müsse sich an die Maßnahmen erst einmal gewöhnen und appelliert die Kontakte extrem zu beschränken, „auf den Familienverband, mit dem man auch tatsächlich in einer Wohnung wohnt, damit sich dieses Virus nicht weiter verbreiten kann.“
Im Wohnbau ist Haimbuchner im Gespräch mit den Bauträgern, Delogierungen werden ausgesetzt. Man suche Lösungen außerhalb der Norm und werde Gesetze adaptieren.
COVID-19-Gesetz im Nationalrat beschlossen
Zuvor wurde am heutigen Sonntag, 15. März, einstimmig das Gesetzespaket beschlossen, dass es zur Eindämmung des Coronavirus in Österreich braucht. Damit können die vielen Maßnahmen, die das öffentliche Leben in nächster Zeit einschränken werden, und auch die wirtschaftlichen Hilfen umgesetzt werden.
Neue Maßnahmen im Überblick (Stand Sonntag, 15. März)
Die heute von Bundeskanzler Sebastian Kurz bekannt gegebenen Maßnahmen werden als Ausgangsbeschränkungen tituliert.
Es gibt ein Versammlungsverbot, ab Montag, 16. März sind öffentliche Orte wie Spiel- oder Sportplätze gesperrt.
Ab Dienstag, 17. März bleibt die Gastronomie gänzlich geschlossen.
Drei Ausnahmen gibt es, warum man nicht zu Hause ist: Zwingend notwendige Berufsausübung, dringende Besorgungen wie Lebensmittel oder Medikamente sowie Hilfe für Menschen, die diese benötigen.
Wenn man unbedingt an die frische Luft muss, ist dies nur alleine oder mit jenen Personen gestattet, mit denen man zusammenwohnt.
Verschärft werden auch die Einreisebestimmungen. Aus Großbritannien, den Niederlanden, der Ukraine und Russland dürfen keine Menschen mehr nach Österreich einreisen, zusätzlich zu den bereits bekannten Ländern.
Polizei kontrolliert ab Montag, Strafen drohen
Ab Montag, 16. März wird die Polizei die Beschränkungen im öffentlichen Raum kontrollieren. Wird man alleine angetroffen, soll es keine Maßnahmen geben. Gruppen werden aufgefordert, diese aufzulösen. Bei Zuwiderhandeln drohen Verwaltungsstrafen von bis zu 2.180 Euro. Werden Platzverbote (Spielplatz, Sportplatz) missachtet, kann mit Strafen bis zu 3.600 Euro gerechnet werden.
Bundesheer: Ausmusterung gestoppt, Zivildiener werden mobilisiert
Ebenfalls wurde heute bekannt gegeben, dass beim Bundesheer die Ausmusterung gestoppt wird. Die Miliz wird mobilisiert. Zur Verstärkung im Sanitäts- und Pflegebereich sollen zusätzliche Zivildiener mobilisiert werden. Wer aktuell seinen Zivildienst leistet, wird verlängert, Zivildiener der letzten fünf Jahre werden rekrutiert – auf Grundlage des Zivildienstgesetzes. Unterstützen könnten diese laut Stelzer etwa bei der 24h Pflege und bei Erkrankungen im Pflegebereich.
Bisherige Regelung für Schulen bleibt
Die heute neu erlassenen Beschränkungen wirken sich nicht auf die Regelung bei Schulen und Kindergärten aus. Diese haben grundsätzlich geöffnet, damit Kinder, deren Eltern unbedingt arbeiten müssen, betreut werden können.
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04.04.2020 11:55
Ausgangsbeschränkung
Darf man in einem anderen Bezirk spazieren gehen?
16.03.2020 04:18
Notwendige Arbeit
Was genau ist gemeint mit zwingend notwendiger Arbeit?
15.03.2020 20:51
Hautarzt
Ich hätte am Montag 23. März einen Hautarzt Termin und diese Woche am Mittwoch einen Massage Termin. Darf ich diese Termine wahrnehmen?
15.03.2020 21:22
Termine
Hallo Frau Voggeneder - in beiden Fälle raten wir Ihnen dazu, Rücksprache mit Hautarzt/Masseur zu halten.