„Wollen Blutkreislauf aufrechterhalten“: Schaller mit positiver Raiffeisen-Jahresbilanz und Kritik an Sonderzahlung
OÖ/LINZ. „Sehr zufriedenstellende Ergebnisse“ präsentierte der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ Heinrich Schaller, bei seiner letzten Jahresbilanz-Pressekonferenz als Generaldirektor am Freitag in Linz. Das „sehr gute Jahresergebnis 2024 und eine weitere Steigerung der Kernkapitalquote“ seien ein Beleg für die Stabilität der Bank. Aber auch Kritikpunkte hat der Finanzexperte.

Der Jahresüberschuss vor Steuern beträgt im Konzern 486,5 Millionen Euro (minus 195,4 Millionen Euro gegenüber dem Jahr 2023). Der Jahresüberschuss nach Steuern beläuft sich auf 436,7 Millionen Euro (minus 171,6 Millionen Euro). Ein Betriebsergebnis von 676,6 Millionen Euro wurde erzielt (minus 206,0 Millionen Euro).
Grund für den Rückgang sei, dass das Ergebnis der RLB OÖ stark geprägt ist von den Beteiligungen. Die großen Beteiligungen hatten 2023 stark zugelegt, 2024 nicht in diesem Ausmaß. „Operativ liegt das Ergebnis der RLB OÖ auf Höhe von 2023“, so Schaller.
Die Konzernbilanzsumme der RLB OÖ liegt per Jahresende 2024 bei 49,3 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 3,0 Prozent zu 2023. Dieser Zuwachs ergibt sich vor allem aus gestiegenen Einlagen bzw. gestiegenen Forderungen an Kreditinstitutionen.
Anzeichen für „Angstsparen“
Bei den Einlagen gab es ein kräftiges Plus von 10,3 Prozent. „Das ist ein Anzeichen für Angstsparen“, so Schaller. „Die Leute geben ihr Geld weniger aus, sparen für Notfälle mehr an. Wir sehen damit aber auch, dass die Kunden Vertrauen in uns haben.“
Der Zinsüberschuss liegt bei 605,1 Millionen Euro – nach deutlichen Steigerungen 2023 auf hohem Niveau gehalten. Der Provisionsüberschuss liegt bei 188,6 Millionen Euro, ein leichtes Plus, „getrieben durch das sehr gute Wertpapiergeschäft.“
KIM-Verordnung: „Diese Regeln braucht kein Mensch“
Bei den Finanzierungen (Forderungen an Kunden) ist ein leichtes Minus von zwei Prozent auf 25,5 Milliarden Euro zu verzeichnen, davon Investitionsfinanzierungen 19,9 Milliarden Euro (minus 2,4 Prozent). „Die Firmen fragen aktuell nicht sehr nach, die Privatkunden-Immobilienfinanzierung ist zwar leicht gestiegen, aber bei weitem noch nicht da, wo sie sein könnte oder sollte“, sei die Talsohle zumindest durchschritten.
Schaller übt in diesem Zusammenhang einmal mehr Kritik an der KIM-Verordnung: „Auch wenn diese mit Sommer abgeschafft wird, die Regeln für die Banken bleiben die gleichen“, fordert er, dass die Kreditvergaberichtlinien auch tatsächlich gelockert würden. „Weg mit diesen Regeln, die braucht kein Mensch. Die Leute können Themen wie höhere Zinsen verkraften, und wenn nicht mehr, dann arbeiten die Banken mit ihnen an Lösungen.“
Insolvenzwelle rollt
Rückläufig war der Aufwand für die Bildung von Risikovorsorgen für potenzielle Kredit-Ausfälle – diese konnten um 58 Millionen Euro auf 175,5 Millionen Euro gesenkt werden. Aufgrund der Auflösung von Portfoliovorsorgen, die in den vergangenen Jahren wegen der Inflation gebildet werden mussten. „Die Situation ist aber nicht besser, die Insolvenzwelle rollt“, so Schaller.
„Unsere Bank ist sicher“: Harte Kernkapitalquote ausgebaut
Um 1,1 Prozentpunkte ausgebaut werden konnte die harte Kernkapitalquote auf rund 17,7 Prozent (deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen), die Eigenmittelquote der RLB OÖ liegt bei 19,6 Prozent. „Unsere Bank ist sicher, auch Störfeuer können locker verkraftet werden, wir stehen auf wirklich guten Füßen“, so Schaller.
Auch das vorläufige Ergebnis 2024 der Raiffeisenbanken in Oberösterreich präsentierte Schaller am Freitag. Die aktuell 66 oö. Raiffeisenbanken mit 345 Bankstellen erzielten eine Bilanzsumme von 33,9 Milliarden Euro (plus 5,6 Prozent), das Betriebsergebnis liegt bei 597,0 Millionen Euro (minus 7,2 Prozent). Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit liegt bei 386,2 Millionen Euro (plus 3,4 Prozent), die harte Kernkapitalquote im Schnitt bei 22,0 Prozent (plus 1,3 Prozentpunkte)
Für die gesamte Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich ergibt sich für 2024 eine Bilanzsumme von knapp 70 Milliarden Euro (plus 3 Prozent) und ein konsolidierter Jahresüberschuss vor Steuern in Höhe von 833,3 Millionen Euro. „Damit haben wir die Kraft, die Marktposition weiter auszubauen“, ist Schaller überzeugt.
Kritik an Bankenabgabe und Sonderzahlung
Kein Verständnis kann Schaller für die von der neuen Bundesregierung vorgesehenen erhöhten Bankenabgabe und Sonderzahlung aufbringen. „Ich verstehe die Maßnahme überhaupt nicht, die schadet der Wirtschaft. Von 2011 bis inklusive 2025 beträgt alleine für die RLB OÖ die Stabilitätsabgabe und Sonderzahlungen in Summe 291,49 Millionen Euro“, rechnet er vor. Dadurch könnten weniger Kredite vergeben werden. „Viel sinnvoller wäre es, das Geld bewusst in den Wirtschaftskreislauf zu geben, statt in einen Budget-Topf, wo keiner weiß, was damit passiert. Wir wollen den Kunden ja nichts Böses, wir wollen den Blutkreislauf der Wirtschaft aufrechterhalten. Wir müssen endlich vom Gedanken wegkommen: Wer zu viel Geld hat, soll mehr bezahlen. Nein: Wer zu viel Geld hat, soll es zugunsten der Gesellschaft verwenden.“
„Das schlimmste ist die Unberechenbarkeit“
Auch auf die aktuelle Situation um den US-Präsidenten kommt der Finanzexperte zu sprechen: „Das Schlimmste ist Unberechenbarkeit. Was viele nicht so wissen: Auch der Anleihenmarkt ist in den USA durch die Zollankündigungen in Probleme geraten – das heißt: wenig Vertrauen. Das ist auch ein wesentlich größerer Markt als Aktien. Das kann zur Katastrophe führen, ich bezweifle, dass das mitgedacht wurde.“
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