Stadtklimaanalyse: „Die Häuser sind kleine Speicheröfen“
LINZ. Seit Anfang des Jahres laufen die Arbeiten zur Linzer Stadtklimaanalyse. Nun liegen aufschlussreichen Zwischenergebnisse hinsichtlich der Kühlung der Stadt vor.

Im Rahmen der Linzer Stadtklimaanalyse wurden zunächst zahlreiche klimatologische Auswertungen für Linz vorgenommen, nun liegen die ersten Entwürfe zu den wichtigen Themenkarten „Gebäudevolumen“ und „Kaltluftabfluss“ vor. Dabei werden auch einige Besonderheiten deutlich, die die Stadt aufweist.
Wichtige Belüftungsschneisen
So trägt nicht nur der Haselgraben maßgeblich zur Kühlung bei, sondern auch der Diesenleithen- und der Höllmühlgraben. Im Süden sorgen die Winde, die über St. Florian kommen, für Abkühlung. Für die Stadtteile Kleinmünchen, Neue Heimat und Auwiesen sind die Winde über dem Grüngürtel bei St. Isidor wichtig. „Da braucht es wirklich einen landesweiten Blick“, so Umweltstadträtin Eva Schobesberger hinsichtlich der Bebauungspläne auf Leondinger Seite. (Tips berichtete: www.tips.at/n/453996 und www.tips.at/n/461190). „Das Ziel des Landes OÖ ist, dass wir so was flächendeckend haben - zumindest im Zentralraum“, betont auch Umweltlandesrat Stefan Kaineder.
Bauweise anpassen
Doch nicht nur für die Frage wo gebaut wird, stellen die Karten eine wichtige Entscheidungsgrundlage dar. Auch die Frage wie gebaut wird, soll künftig die klimatischen Bedingungen vor Ort mitberücksichtigen. „Wenn ich die Häuser falsch hinstelle, dann blockieren die die kühle Luft“, Experte Simon Tschannett von Weatherpark. Da Hochhäuser besonders große klimatische Auswirkungen haben, gilt es hier besonders auf die Winde Rücksicht zu nehmen. „Auf Basis der Ergebnisse soll deshalb bezüglich der Windwirkung die Hochhausrichtlinie der Stadt Linz bezüglich der Windwirkung überarbeitet werden“fordert Schobesberger, die sich jedoch nicht gegen Hochhäuser ausspricht. „Es ist nicht eine schwarz weiß Entscheidung. Da gibt es viele Lösungen“, so auch Tschanett.
Pflanzen kühlen
Neben den kühlenden Winden stellen jedoch auch die Dichte der Bebauung, die Abschattung der Bauwerke und die Begrünung wichtige Faktoren für eine nachhaltige Stadtplanung dar. „Die Häuser sind klein Speicheröfen“, so Schobesberger. Dies zeigt sich auch in einem Vergleich von Linz und Traun, der im Rahmen der Analyse angestellt wurde: „Der maximale Temperaturbereich ist ungefähr gleich“, erklärt Tschanett. Im dicht bebauten Linz bleibt die Hitze jedoch länger gespeichert. „Was man deutlich sieht, ist, dass es in Traun in der Nacht gut abkühlt.“ Eine Abschattung von Häusern durch Fassadenbegrünung und Bäume kann hier helfen. „Eine Maßnahme alleine wird aber nicht alles lösen können.“
Anpassung notwendig
Eine Lösung ist jedoch dringend notwendig: „Die Klimakrise ist real. Gestern hat es nördlich des Polarkreises 38 Grad Celsius bekommen. Das ist um 30 Grad zu warm“, sind sich Kaineder, Schobesberger und Tschanett einig. Auch in Linz war diese in den vergangenen Jahren mit Rekord-Hitzesommern deutlich zu spühren. Auch die Monatmitteltemperatur ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig angestiegen. Doch nicht nur ein scharfes Gegensteuern sei jetzt notwendig: „Der Klimakrise die wir schon spüren, der müssen wir mit Anpassung begegen.“ Nur so bleibe das Leben in Linz lebenswert.
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