LINZ. Kaum gab es einen autofreien Hauptplatz, ist dieser auch schon wieder Geschichte.(Update, 22. Juli: Die Initiative „AUTOFREItag Fürs Klima“ setzt den autofreien Hauptplatz für eine weitere Woche - von Montag 27. Juli bis Freitag 31. Juli - fort. Alle Infos unter www.tips.at/n/512188 - Probebetrieb „Autofreier Hauptplatz“ wird fortgesetzt)

Am 15. Juli wurde der autofreie Hauptplatz in Linz eingeführt. Bereits am 17. Juli wird er wieder abgeschafft. Das Ergebnis sei eindeutig, der Test habe nicht funktioniert, so Infrastrukturreferent Markus Hein (FPÖ). „Der zweite Tag des Tests war zwar nicht mit dem ersten – an dem eine Raddemonstration auf der Nibelungenbrücke die Situation verschärft hatte – vergleichbar, aber trotzdem angespannt“, so Hein. „In Rücksprache mit der Polizei ist klargeworden, dass die Verkehrsmenge heuer in der Ferienzeit deutlich höher ist als sonst. Das kann damit zusammenhängen, dass viele Menschen wegen der Corona-Krise nun ihren Urlaub abgesagt haben und zuhause bleiben. Den Test unter diesen erschwerten Rahmenbedingungen weiterzuführen ist sinnlos. Wir kehren am Montag in der Klosterstraße zur alten Regelung wieder zurück.“ Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) begrüßen die Entscheidung von Vizebürgermeister Markus Hein, den Pilotversuch „Autofreier Hauptplatz“ mit Montag wieder zu beenden.
Autofreier Hauptplatz frühestens 2024
Der aktuelle Test zeige, dass der Hauptplatz frühestens nach Verkehrsfreigabe aller im Bau befindlichen Donaubrücken autofrei werden könne. „Ich ersuche, dass diese Entscheidung auch von jenen akzeptiert wird, die sich jetzt schon einen autofreien Hauptplatz und eigene Radspuren auf der Nibelungenbrücke wünschen. Wir haben es probiert, es funktioniert noch nicht. Diese beiden sinnvollen Projekte müssen wir deshalb auf das Jahr 2024 – wenn alle Brücken fertig sind - verschieben“, erklärt Hein, der Rückendeckung von Luger erhält: „Sobald alle vier Brücken in der Stadt fertig und für den Verkehr freigegeben sind, bin ich nach wie vor dafür, dass wir den Hauptplatz für den Durchzugsverkehr sperren“, so das Stadtoberhaupt. Für die dann Vier-Brücken-Stadt schlägt Luger vor, dass mit externen Experten ein Gesamtverkehrskonzept für die Wege über die Donau erarbeitet werden soll. „Wenn man an eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt denkt, favorisieren wir eine Begegnungszone bis zur Fertigstellung der Brücken“, schläg Baier vor. Erfolgreiche Beispiele dafür gebe es bereits in Linz, wie etwa die südliche Landstraße oder die Herrenstraße.
Kritik: Vorgehen „komplette Farce“
Massive Kritik kommt von den Grünen. „Den Versuch nach nur zwei Tagen wieder abzubrechen, zeigt, dass eine Verkehrsberuhigung der Innenstadt in Wahrheit von Anfang an nicht ernsthaft gewollt war, sondern nur eine halbherzige Alibi-Aktion gewesen ist“, kommentiert Helge Langer, Klubobmann der Grünen Linz, die jüngsten Ereignisse. Schließlich sei es völlig klar, dass es schon ein paar Tage dauert, bis sich die Autofahrer an eine derartige Veränderung gewöhnt haben. „Wenn seitens der Stadt noch dazu so mangelhaft darauf hingewiesen wird, dass der Hauptplatz ab Mitte Juli autofrei ist, braucht man sich nicht wundern, dass die Menschen überrascht sind, wenn sie nicht mehr ihre gewohnte Strecke fahren können und dadurch vermeidbare Staus entstehen“, so Langer.
Während bei jeder größeren Baustelle wochenlang im Voraus per Beschilderungen im Stadtgebiet darauf hingewiesen wird, dass ein gewisser Abschnitt nicht oder nur eingeschränkt zu befahren sein wird, habe die Stadt solche Ankündigungen beim Hauptplatz großteils vermissen lassen. „Es hat den Anschein als hätten es FPÖ aber auch SPÖ, die in den Vorjahren strikt gegen einen autofreien Hauptplatz gewesen sind, bewusst darauf angelegt, das Projekt zum Scheitern zu bringen.“
Raddemo-Organisatoren wehren sich gegen Vorwürfe
Auch die Organisatoren „AUTOFREItag Linz“der Raddemo wehren sich hinsichtlich der Zuschreibungen an den massiven Staus Schuld gewesen zu sein. So wäre es aufgrund der Demo nicht notwendig gewesen, den Verkehr auf der Rampe auf nur eine Spur zu verengen, was letztendlich zum massiven Stau am 15 Juli geführt habe: „Diese künstliche Verengung war auch nicht Teil unserer Anmeldung! Das war unnötig - denn wir haben den PopUp Radstreifen erst nach der Kurve beginnen lassen.“ Von Seiten der Organisatioren und der Teilnehmer habe es „keinerlei Interesse Totalblockaden herbei zu führen“ gegeben.
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