Pöstlingberg: Bewohner der Merkur Siedlung stellen sich gegen geplante Tiefgarage
LINZ. In der Merkur Siedlung am Pöstlingberg hat sich eine Bewohner-Initiative formiert. Grund ist das Vorhaben, eine Tiefgarage gegenüber der Bruckneruni zu errichten.

Die Wegraz Ges.m.b.H. plant eine Tiefgarage mit 42 Stellplätzen und 22 weiteren an der Oberfläche unterhalb der Urbanskistraße zwischen dem Schablederweg und dem Riesenederfeld. Bewohner der Merkur Siedlung stellen sich gegen ein solches Projekt – und das nicht zum ersten Mal.
Bereits 2016 hat das Grazer Unternehmen Pläne für eine Tiefgarage in der Merkur Siedlung sowie zwei Wohnbauten verfolgt. „Dank unseres Widerstandes konnten wir die parkähnliche Anlage und ihre umfangreiche Flora und Fauna schützen. Auch diesmal werden wir uns mit allen Mitteln wehren“, so Lydia Maurer von der Initiative.
Ein „trojanisches Pferd“?
Die Initiative vermutet in dem Projekt ein trojanisches Pferd für eine weitere Bebauung. „Dieses Bauvorhaben ist nicht nur unnötig, sondern zerstörerisch. Es gefährdet den naturnahen Charakter unserer Siedlung, unser Zusammenleben und öffnet die Tür für weitere großflächige Verbauungen“, ist Ylva Haberlik, eine der Bewohnerinnen, überzeugt.
„Der Bebauungsplan ist knapp 20 Jahre alt und entspricht nicht mehr den wichtigen Klimazielen. Linz will Hitze reduzieren, gewachsenen Boden schützen, große kühlende Bäume pflanzen, Versiegelung reduzieren, den motorisierten Individualverkehr zurückdrängen und bis 2040 klimaneutral sein. Dieses Tiefgaragen-Projekt ist genau das Gegenteil“, unterstreicht ein Architekt, der seit Jahrzehnten in der Siedlung zu Hause ist.
„Unsere Siedlung ist nicht dazu da, bequeme Parkplätze für Studierende der Bruckneruni bereitzustellen“, ist auch Dragan Joldzic verärgert. Schon seit Jahren würden täglich viel zu viele Fremdparker die Wohnstraßen als billige Parkplätze nutzen.
Unterstützung von den Grünen
Ihre Unterstützung sagen die Grünen Linz zu. „Warum will hier ein privater Investor eine Tiefgarage ohne ein dazugehöriges Bauvorhaben errichten? Ist das die Vorstufe für weitere Projekte, die nach und nach realisiert werden sollen? Fest steht derzeit nur, dass der Bau Grünflächen sowie Bäume gefährdet, gegen den Willen vieler hier lebender Menschen umgesetzt werden soll und somit abzulehnen ist“, so Markus Rabengruber, Planungssprecher der Grünen. Zwar sei ein Teil der Fläche, wo die Tiefgarage entstehen soll, bereits versiegelt, rundherum würden sich aber Grünflächen und Bäume befinden, die durch das Projekt akut gefährdet seien.
Neuplanungsgebiet muss her
Genervt zeigt sich Lorenz Potocnik (Linz+). „Warum landet so ein Anti-Klimaprojekt überhaupt am Tisch der Planungsabteilung? Ich dachte, wir hätten das vor neun Jahren endgültig erledigt.“ Offenbar probiere man es jetzt einfach noch einmal. „Dabei haben sich die Planer nicht einmal die Mühe gemacht, die Garage neu zu entwerfen. Das legt leider den Verdacht nahe, dass die Garage nur der Anfang ist. Einmal zubetoniert, ist es nur noch ein kleiner Schritt, obendrauf zu bauen.“ Leider erlaube der gültige, 20 Jahre alte Bebauungsplan dieses „Anti-Stadtklimaprojekt“, so Potocnik. Darum müsse hier so schnell wie möglich ein Neuplanungsgebiet her. „Genau das fordere ich in der nächsten Gemeinderatssitzung am 24. April.“
„Projekt orientiert sich an baurechtlichen Bedingungen“
„Das eingereichte Projekt orientiert sich selbstverständlich an den baurechtlichen Rahmenbedingungen (insbesondere am gültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplan) und soll zur Entlastung der Oberflächenabstellplätze beitragen“, betont Wegraz-Geschäftsführer Dieter Johs auf Tips-Anfrage: „Im Übrigen haben wir auch bereits Interesse durch vor Ort wohnhafte Wohnungseigentümer an den Tiefgaragenstellplätzen bekundet erhalten!“
„Eingehende Einwände werden aktuell gesichtet“
Von Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) heißt es: „Die eingehenden Einwände zu diesem Projekt werden aktuell gesichtet sowie alle rechtlichen Möglichkeiten geprüft.“
Am 10. April findet die Augenscheinsverhandlung zum Antrag auf Baubewilligung statt.
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