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Die Hälfte der Stadt gehört den Linzerinnen: Zwischenbericht zum Linzer Frauenprogramm

Karin Seyringer, 08.03.2020 10:53

LINZ. In Linz leben rund 107.0000 Frauen. Das schlägt sich aber nicht in allen Bereichen wieder, in Sachen Geschlechtergerechtigkeit besteht auch in Linz noch viel Handlungsbedarf.  Seit 2015 gibt es das Linzer Frauenprogramm, dass die Grundlage für viele frauenpolitische Initiativen ist. Frauenreferentin Stadträtin Eva Schobesberger und die Linzer Frauenbeauftrage Jutta Reisinger zogen Zwischenbilanz.

Die Linzer Frauenbeauftragte Jutta Reisinger und Frauenstadträtin Eva Schobesberger (v. l.) Foto: Tips
Die Linzer Frauenbeauftragte Jutta Reisinger und Frauenstadträtin Eva Schobesberger (v. l.) Foto: Tips

Das Frauenprogramm legt Schwerpunkte der kommunalen Frauenpolitik und konkrete Handlungspakete fest. „Unser Auftrag ist es, bestehende Diskriminierung zu thematisieren und aktiv auf allen Ebenen dagegen anzuarbeiten“, so Frauenstadträtin Eva Schobesberger. „Das Ziel ist es, in einer gerechteren Gesellschaft zu leben – wir sind aber leider immer noch weit davon weg.“

Mädchenarbeit, Gewaltschutz, Bewusstseinsbildung

Die Schwerpunkte des Frauenprogramms liegen auf Mädchenarbeit, auf Bewusstseinsbildung zur ökonomischen Unabhängigkeit und auf Gewaltschutz.

„Vieles aus dem Frauenprogramm wurde bereits umgesetzt, vieles wird in der täglichen Arbeit an die Anforderungen adaptiert“, so Schobesberger und Reisinger. So gab es in der Mädchenarbeit Angebote, die auf die Aufklärung zu K.O.-Tropfen ausgerichtet waren, mittlerweile gibt es aber ein anderes Problem. „Junge Frauen haben oft nicht mehr intus, wo sie die Grenze setzen müssen mit ihrem Körper“, so Schobesberger. Dafür wurden etwa spezielle Workshops eingeführt. „Die Gesellschaft lebt es vor – mit TV-Formaten wie dem 'Bachelor' und in der Werbung. Meine gewagte These: Damit verändert sich auch etwas im Verhalten junger Frauen“, so Schobesberger.

Bei der Mädchenarbeit versucht man gezielt, Mädchen zu stärken und Rollenbilder aufzubrechen, mit Workshops in Zusammenarbeit mit dem Verein Proges, dem autonomen Frauenzentrum oder dem Verein Pia. Gut angenommen werden auch spezielle Angebote wie der Techniktag für Mädchen, der Mädchen-Fußball-Aktionstag oder der Girls Eishockey Day.

Ökonomische Unabhängigkeit

Um Frauen  bewusst zu machen, dass ihre ökonomische Unabhängigkeit wichtig ist, gibt es etwa kostenlose Rechtsberatungen des autonomen Frauenzentrums, zum Beispiel über Rechte und Ansprüche in der Partnerschaft oder im Fall der Trennung. Dazu gibt es auch Informationsabende zu den Themen Karenz und Wiedereinstieg, Pension und Lebensgemeinschaften.

In puncto Gewaltschutz werden die beliebten Selbstverteidigungskurse für Frauen und Mädchen, die Maria Schwarz-Schlöglmann Lectures zu Gewaltschutz und vieles mehr angeboten. Diese fanden 2019 erstmals statt, in Kooperation mit der JKU und sollen vor allem  angehenden Juristen für das Thema sensibilisieren.

„Kein Täter werden!“

Mit dem Pilotprojekt „Kein Täter werden!“ werden auch die Männer in die Pflicht genommen. „Wir müssen benennen was es ist: Gewalt ist ein Männerproblem“, so Schobesberger. Erfahrene Mitarbeiter des Familienzentrums Pichling bieten dabei opferschutzzentrierte Täterarbeit an.

Die Stadt Linz hilft Frauen, die etwa aufgrund von Gewalt in der Familie rasch weg müssen, auch mit einem Kautionsfonds. Menschen mit geringeren Einkommen werden vom Sozialressort mit einem zinslosen Darlehen unterstützt, um die Kaution einer Wohnung finanzieren zu können.

 “Regelungen auf EU-Ebene nötig“

Man müsse in allen Facetten gegensteuern und machen, was für die Stadt Linz möglich sei, es brauche aber auch Regelungen auf EU-Ebene, so Schobesberger. So fordert sie etwa EU-weit eine Kennzeichnung, wenn bei Werbung nachbearbeitet und manipuliert wurde, auch bei der Angleichung von Einkommen sei die EU in die Pflicht zu nehmen. „Zwei Drittel aller Einkommensunterschiede fußen auf Diskriminierung, das ist wissenschaftlich belegt“, so Schobesberger.

Wichtig ist für Schobesberger, dass die Stadt Linz auch als Unternehmensgruppe geschlechtergerecht handelt, und zwar als Dienstgeberin, als Fördergeberin, als Auftraggeberin und auch beim Sichtbarmachen von Frauen – etwa mit dem Frauenpreis der Stadt Linz oder dem „Marianne.von.Willemer.Preis“.

„Großer Dank gilt auch den vielen Linzer Vereinen, in Linz gibt es eine vielfältige und engagierte Frauenszene, die schon lange sehr gut aufgestellt ist“, so Schobesberger.


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