Krise bringt viele zum Aufräumen: Ordnungscoach verrät, worauf es jetzt ankommt
OÖ/NÖ. Andrea Auer hat sich vor drei Jahren als Ordnungscoach selbständig gemacht. Seither hilft sie Menschen, ihr Zuhause auszumisten und neu zu sortieren. Im Tips Gespräch verrät die Expertin, die Kunden in Oberösterreich und Niederösterreich berät, worauf es jetzt beim Aufräumen ankommt und was man dabei bedenken sollte. Ordnung schaffen kann laut der Haagerin viel mehr bewirken, als man auf den ersten Blick meinen möchte.

Tips: Viele Menschen wollen jetzt die Zeit nutzen, um Ordnung in ihr Heim zu bringen. Im großen Stil entsorgen sollte man jetzt aber nicht. Welche Vorgehensweise kann man wählen? Welche Tipps haben Sie?
Andrea Auer: Grundsätzlich ist es auf jeden Fall sinnvoll, die momentane Zwangspause zu Hause zum Aussortieren zu nutzen. Die aussortierten Dinge sollte man platzsparend und in Bereiche getrennt, am besten auch beschriftet (Flohmarkt, Verschenken, Spenden, Kleidertausch, Second-Hand, Entsorgen) wenn möglich in Keller oder Garage einstweilen lagern. Es ist jetzt nicht die Zeit, mit dem Anhänger dann ins Altstoffsammelzentrum zu fahren, um Ballast abzuwerfen. Auch diese haben derzeit nur einen eingeschränkten Betrieb.
Aller Anfang ist schwer ...
Tips: Wenn man jetzt Aufräum-Projekte angehen möchte, aber nicht recht weiß, wo man anfangen soll. Gibt es ein System, nach dem man vorgehen kann?
Auer: Wenn man eine ganz neue Grundordnung erreichen will, arbeitet man immer mit Kategorien und nie nach Zimmern. Man legt alle Dinge einer Kategorie z.B. alle Bücher, alle Zeitschriften,usw. aus der ganzen Wohnung auf Stapel und sortiert dabei gleich in Unterkategorien (Romane, Krimis, Lebenshilfe, Kochbücher, …). Wenn dann alle Dinge einer Kategorie übersichtlich beieinander liegen (was, ich hab ja tatsächlich 24 Handtaschen!), fällt es wesentlich leichter zu entscheiden, was ich behalten möchte und was weg kann.
Nach dem Aussortieren überlegt man sich, ob der vorgesehene Stauraum auch zu meiner Kategorie passt, oder ob ich eventuell einen anderen, besseren Platz oder eine besser Aufbewahrungsmöglichkeit finden könnte. Das Schöne am Arbeiten mit abgegrenzten Kategorien ist, dass ich mir je nach Zeit eine kleine Kategorie ( heut sortiere ich nur meine Bettwäsche), oder eine große Kategorie (heute kommt mein Geschirr dran) vornehmen kann. Wenn man so die ganze Wohnung durchgeht, hat am Ende jedes Ding seinen Platz (oberste Ordnungsregel) und man macht später viel weniger Fehlkäufe, weil man weiß, was man alles hat.
Ordnung im Home Office
Tips: Derzeit arbeiten viele von zu Hause aus. Wie kann man sich mit wenigen Handgriffen das Home Office verbessern? Und was sollen all jene machen, die keinen eigenen Raum haben?
Auer: Wer ein ständiges Hin- und Herräumen vermeiden will, legt am besten einen fixen Platz für das Home Office fest. Falls das der bis jetzt ausschließlich privat genutzte Schreibtisch ist, sollte auf eine strikte Trennung zwischen Arbeitsunterlagen und privaten Unterlagen geachtet werden. Wenn dafür noch Zeit ist, wäre es sinnvoll, auch die privaten Unterlagen aus- und neu zu sortieren. Das klingt für viele nach einem viel zu großen Arbeitsaufwand, ist aber meistens nach einem Tag erledigt.
Falls kein eigener Raum als Büro zur Verfügung steht, sollte man trotzdem auf eine räumliche Trennung zwischen Arbeitsbereich und Wohnbereich achten und das auch allen Familienmitgliedern klar kommunizieren. Wenn wenig Platz vorhanden ist, gilt grundsätzlich die Regel: „Stellen ist besser als legen!“ Dafür eignen sich am besten Stehsammler und Hängeregister. Weiters sollte nur das nötigste am Arbeitsplatz liegen, also keine Zettelwirtschaft, ein Block für Notizen und als To-do-Liste reicht, alles andere am besten gleich in den Kalender eintragen und ablegen.
Auch zu Hause ist es wichtig, am Ende einer Arbeitswoche seinen Schreibtisch in Ordnung zu bringen, um dann wieder mit Elan in die neue Woche starten zu können.
Chaos-Kinderzimmer ade
Tips: Wenn die Kinder jeden Tag zu Hause sind, dann kann es schon sein, dass Kinderzimmer, Wohnzimmer und weitere Räume im Chaos versinken. Wie kann man Abhilfe schaffen?
Auer: Ich habe jetzt schon einige Anrufe von verzweifelten Müttern gehabt. Im Kinderzimmer gilt es, möglichst einfache Aufräummöglichkeiten zu schaffen mit große Boxen, einem Lego-Sack, oder ähnlichen Hilfsmitteln. Man sollte in dieser Zeit nicht dauernd versuchen, den Kindern hinterher zu räumen, sondern fixe gemeinsame Zusammenräumzeiten festlegen.Wenn alles seinen fixen Platz hat, ist das sehr schnell erledigt und außerdem heißt es jetzt umso mehr: Cool bleiben! Mit Kindern kann´s nicht immer aussehen wie bei „Schöner Wohnen“.
Zeit nutzen für einen Neuanfang
Tips: Ordnung in der Wohnung, Ordnung im Leben. Ist jetzt die richtige Zeit für einen Neuanfang?
Auer: Gerade jetzt können wir die Gelegenheit nutzen und uns überlegen, wie unser weiteres Leben aussehen soll. Einfach mal hinterfragen: Wie glücklich macht mich meine Ordnung zu Hause? Bei meiner Arbeit mit meinen Kunden erlebe ich immer wieder, wie eine neue Ordnung im Außen gravierende Änderungen im Leben verursachen kann und neuen Elan und Energie bringt. Diese Energie werden wir nach der Zeit der Corona-Krise sicher gut gebrauchen können.
Tips: Besuche für Beratungen sind derzeit nicht möglich. Wie helfen Sie den Menschen jetzt weiter?
Auer: Ich habe beschlossen, dass ich kostenlos telefonisch oder per E-Mail Tipps geben möchte. Die Menschen, die vorwiegend zu meinen Kunden gehören, tun sich schwer, sich von Dingen zu trennen. Gerade jetzt haben sie aber Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Aber sie schaffen es nur sehr schwer. Oft geht
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