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Gedächtnisbuch Oberösterreich liegt in digitaler Form vor

Karin Seyringer, 10.12.2020 16:42

OÖ/LINZ. Im November 2019 fiel im Linzer Mariendom der Startschuss für das Projekt Gedächtnisbuch Oberösterreich. Dabei handelt es sich um eine jährlich wachsende Sammlung von Biografien von Personen, die im Nationalsozialismus aus den verschiedensten Gründen verfolgt waren oder Widerstand leisteten. Durch die aktuelle Covid-19-Situation konnte die Präsentation der neuen Beiträge für das Gedächtnisbuch nicht wie geplant stattfinden - die Vorstellung der neuen Biografien erfolgt darum digital.

Franz Winklehner und Anna Strasser im Gedächtnisbuch OÖ (Foto: Diözese Linz / Appenzeller)
  1 / 3   Franz Winklehner und Anna Strasser im Gedächtnisbuch OÖ (Foto: Diözese Linz / Appenzeller)

Das Projekt Gedächtnisbuch OÖ versammelt Biografien von Personen, die im Nationalsozialismus aus den verschiedensten Gründen verfolgt waren oder durch widerständiges Handeln gegen das NS-Regime ihr Leben in Gefahr brachten. Jährlich wird die Sammlung ausgeweitet. Die Biografien werden dabei von Personen gestaltet, die einen persönlichen, örtlichen oder inhaltlichen Bezug zu ihnen haben. Dadurch werden nicht nur die Geschichten ehemals verfolgter bzw. widerständiger Personen im kollektiven Gedächtnis bewahrt und neue Quellen erschlossen, sondern diese auch in Beziehung zur eigenen Biografie und Gegenwart gesetzt.

Ansehen im Dom und im Schlossmuseum

Das Gedächtnisbuch Oberösterreich liegt ganzjährig im Linzer Mariendom zur Ansicht auf. Ab 2021 wird das Buch auch im Schlossmuseum öffentlich einsehbar sein, um die Biografien jener NS-Verfolgten in die Gedenkkultur des Landes Oberösterreich einzubinden und vor dem vergessen zu bewahren.

Getragen wird das Projekt von einer unabhängigen Gruppe, die sich 2019 aus einer Kooperation von Institutionen und Einzelpersonen gebildet hat. Dazu zählen aktuell das Franz und Franziska Jägerstätter Institut KU Linz (FFJI), der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, die Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz und Jägerstätter-Biografin Erna Putz.

Covid führt zu digitaler Präsentation

Die diesjährige Präsentation des Gedächtnisbuches musste aufgrund der derzeitigen Covid-19-Einschränkungen abgesagt werden. Das Projekt konnte 2020 dennoch durchgeführt werden. Zum Abschluss präsentieren die diesjährigen Projektteilnehmer in kurzen Videobeiträgen die Lebensgeschichten, mit denen sie sich in den vergangenen Monaten beschäftigt haben. Die Kurzpräsentationen sind online auf Youtube abrufbar.

Die vollständigen Lebenszeugnisse finden sich auf den neuen Seiten im Gedächtnisbuch im Mariendom sowie digital auf der Webseite des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts.

Die neu aufgeschlagenen Seiten

Mit den diesjährigen Beiträgen nimmt das Gedächtnisbuch OÖ verschiedenste Formen der NS-Verfolgung in den Blick: Opfer des Holocaust, der NS-Euthanasie, der NS-Zwangsarbeit, der politischen und religiösen Verfolgung (Zeugen Jehovas und Priester) werden vorgestellt. Als thematischer Schwerpunkt hat sich Widerstand in Form von Hilfsleistungen für Verfolgte wie ZwangsarbeiterInnen und KZ-Häftlinge herauskristallisiert.

Das Projektteam ist darauf bedacht, in jedem Jahr eine repräsentative und ausgewogene Auswahl an Biografien für das Gedächtnisbuch zusammenzustellen. Das betrifft sowohl die Weltanschauung bzw. Religion, das Geschlecht als auch die Region der Herkunft bzw. des Lebensmittelpunktes. Ein weiteres Charakteristikum dieses Projektes zeigt sich in der großen Breite des Zugangs in der Bearbeitung des jeweiligen Beitrags. Hier profitiert das Gedächtnisbuch von den international vernetzten und professionell betreuten Gedenkstätten in Oberösterreich genauso, wie von einem Netzwerk von Privatpersonen und ehrenamtlichen Initiativen. Das Gedächtnisbuch OÖ repräsentiert somit viele Schattierungen von Gedächtnis – von der professionellen Zeitgeschichtsforschung bis hin zur bruchstückhaften Familienerinnerung.

Neu hinzugekommen sind die Biografien von Camilla Estermann, Elfriede Grünberg, Pater Konrad Josef Just OCist, Aniela Kowalczyk, Josef Karl Moser, Franz Winklehner und Anna Strasser, Familie Roidmaier, Josef Poltrum und Rosalia Bramböck


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