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20 Jahre Online-Dating: Klicken, daten und hoffentlich verlieben

Nora Heindl, 31.07.2024 11:05

OÖ/Ö. Früher war Online-Dating nichts mit dem man hausieren ging. Zu oft wurde man belächelt. Heute lernt sich mittlerweile jedes dritte Paar in Österreich online kennen.

Jeder dritte Österreicher hat sich schon einmal in ein Online-Date verliebt. (Foto: Antonio Diaz/stock.adobe.com)
  1 / 2   Jeder dritte Österreicher hat sich schon einmal in ein Online-Date verliebt. (Foto: Antonio Diaz/stock.adobe.com)

Eine repräsentative Studie im Auftrag der Dating-App Parship.at zeigt: 45 Prozent aller Österreicher hatten schon ein Date mit jemanden, den sie im Internet kennengelernt haben. Je jünger, desto eher: Bei den 18- bis 39-Jährigen sind es über 60 Prozent, bei den 40- bis 49-Jährigen 51 Prozent, ab 50 sinkt dann der Anteil.

Jeder Dritte hat sich schon einmal in ein Online-Date verliebt – das sind umgerechnet 2,3 Millionen Menschen. Wurde mehr daraus, zogen 1,5 Millionen mit einem Online-Date zusammen, 450.000 heirateten und 350.000 Kinder von Online-Paaren erblickten das Licht der Welt.

Maximierung der Chancen

Der Erfolg von Online-Dating beruht laut der befragten Österreicher darauf, dass sich Menschen mit ähnlichen Interessen und Lebensstilen treffen und es leichter fällt, jemanden über das Internet anzusprechen.

„Nach 20 Jahren ist Online-Dating zur Normalität geworden. Seit zehn Jahren steht das Internet unangefochten auf Platz eins, wenn es darum geht, jemanden kennenzulernen. Jeder Zweite kennt mindestens ein Paar, das sich online gefunden hat“, weiß Parship-Psychologin Caroline Erb: „Man sollte Online-Dating einfach als tolle Maximierung der Chancen wahrnehmen. Als Möglichkeit, Menschen kennenzulernen, die man sonst nie getroffen hätte. Denn man darf nicht vergessen: Ab einem gewissen Alter ist man fix in sein soziales Umfeld integriert, man trifft die gleichen Freunde, geht in dieselben Lokale. Gleiches gilt für die Arbeit, das heißt, es wird immer schwieriger neue Leute kennenzulernen. Online-Dating hilft einem, über den Tellerrand zu blicken.“

Affäre oder Beziehung

Bevor man sich kopfüber ins Online-Dating stürzt, gilt es vorweg aber eine wichtige Sache mit sich selbst abzuklären: Was suche ich? „Es gibt Flirting- und Dating-Portale, bei denen es ums schnelle Abenteuer geht, und dann gibt’s Portale wie Parship, bei denen das Ziel eine langfristige, verbindliche Partnerschaft ist“, erklärt Erb.

Natürlich ist man so oder so nie vor einer Enttäuschung gefeit. „Wenn ich für eine Plattform zahle, sollte ich davon ausgehen können, dass es jemand ernst meint. Das heißt aber nicht, dass eine kostenlose Plattform schlecht ist. Die Liebe kann überall warten.“

Hat man jemanden ins Auge gefasst, heißt es, ran an die Tasten. „Besonders bei Frauen wissen wir, dass sie auf Höflichkeit, Rechtschreibung und Grammatik Wert legen. Auch fällt es meist auf, wenn man einen Einheitstext wie zig andere erhält. Man möchte aber das Gefühl haben, exklusiv gemeint zu sein.“ Deshalb auch ihr Rat in Sachen Paralleldating: „Wenn man das Gefühl hat, dass es sich lohnt, sollte man alles andere runterfahren und sich auf die auserwählte Person konzentrieren.“

Aufs Bauchgefühl hören

Frauen wie auch Männern rät die Psychologin generell immer auf das eigene Bauchgefühl zu achten. „Stutzig werden sollte man, wenn jemand immer wieder schreibt, aber es nie zu einem Treffen kommt, mit windigen Ausreden. Auch wenn jemand von sich kein Foto hochgeladen hat oder immer wieder mal verschwindet. Letztlich ist das Internet ein Abbild der Realität. Wenn jemand zu Untreue neigt oder sich halt einfach nicht festlegen will, wird man es dort wie da praktizieren.“

Angstgegner Ghosting

Apropos einfach Verschwinden: Leider ist auch vor Ghosting niemand gefeit. Man schreibt über einen Zeitraum, alles scheint gut und plötzlich nichts mehr. „Es kommt quasi aus heiterem Himmel, puff und weg. Das ist verletzend, verstörend und lässt einen ratlos zurück. Auch wenn der Schock am Anfang groß ist, ist es wichtig, den Fehler nicht bei sich zu suchen. Ganz im Gegenteil. Mit jemandem, der zu feig ist, mir zu sagen, dass es halt einfach nicht passt oder dass er wen anderen besser findet, will ich gar nicht zusammen sein. Aber leider gab’s das Phänomen schon immer, nur hat man früher gesagt, dass jemand Zigaretten holen gegangen ist und dann halt nie wieder kam. Das war das Offline-Ghosting in den 70er, 80er Jahren.“

Generell pocht Erb auf Ehrlichkeit. „Man will letztlich ja wegen seiner selbst gemocht oder sogar geliebt werden.“

Man muss aktiv bleiben

Der Traumpartner fällt einem leider auch beim Online-Dating nicht einfach aufs Sofa. Sich zu registrieren reicht nicht. „Tendenziell Frauen wünschen sich, gefunden zu werden. Aber von nichts kommt nichts, man muss sein Glück schon selbst in die Hand nehmen, aktiv werden und jemanden gezielt anschreiben und auch treffen. Das gilt übrigens auch fürs Offline-Leben.“

Apropos Treffen: „Ich rate nicht zu spät ins erste Date zu gehen. Sonst baut man sich womöglich ein Fantasiebild, das der Realität dann nicht Stand hält.“ Als Ort eignet sich gerade fürs erste Treffen etwa ein Besuch im Kaffeehaus. „Irgendwas Unverfängliches für wenig Geld, wo man zur Not auch nach einer halben Stunde gehen kann. Im Haubenlokal beim 5-Gänge-Dinner könnte das schwierig werden. Viele schätzen auch was in Aktion zu machen, etwa einen Spaziergang an der Donau. Einfach ein Setting, wo man sich selbst wohlfühlt. Aber bitte nicht in der Wohnung des anderen.“

Und wenn’s doch schief geht? „Optimistisch bleiben, auch nach einem Korb. Denn man lernt immer auch etwas für sich und über sich.“


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