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Psychologische Betreuung im Spital: Älteste Abteilung Oberösterreichs feiert Jubiläum

Melissa Untersmayr, 02.04.2025 19:47

LINZ. Vor 50 Jahren wurde die erste klinisch-psychologische Abteilung Oberösterreichs am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern eingerichtet. Heute ist die psychologische Begleitung ein integraler Bestandteil der Versorgung in Spitälern. Eine Jubiläumstagung am 3. April würdigt diese Entwicklung.

Christina Mayr-Pieper, Abteilungsleiterin der Klinischen Psychologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, im Gespräch mit einer Patientin (Foto: Ordensklinikum Linz)
Christina Mayr-Pieper, Abteilungsleiterin der Klinischen Psychologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, im Gespräch mit einer Patientin (Foto: Ordensklinikum Linz)

Bei der Behandlung von Patienten alleine auf körperliche Beschwerde zu achten, ist oft nicht genug. Am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern wird die Psyche ganz bewusst miteinbezogen – und das seit einem halben Jahrhundert. Damit ist die klinisch-psychologische Abteilung am Ordensklinikum die älteste in Oberösterreich.

Zur Feier des 50-jährigen Bestehens veranstaltet das Ordensklinikum Linz eine festliche Jubiläumstagung am Donnerstag, 3. April, ab 9 Uhr im Seminarhaus auf der Gugl. Namhafte Referenten werden zu den Themen Kinderpsychosomatik, Neuropsychoimmunologie, Psychoonkologie, Krisenintervention und Arbeitspsychologie sprechen. Eine ideale Gelegenheit zum fachlichen und persönlichen Austausch.

Gesellschaftliche Wahrnehmung hat sich verändert

50 Jahre ist es her, dass Thomas Schweitzer als erster klinischer Psychologe 1975 ins Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern kam. Der Orden unterstützte die Etablierung der Klinischen Psychologie tatkräftig: Nicht nur der Körper, sondern auch Geist und Seele sollten professionell behandelt werden.

Seither hat sich viel getan: „Früher war die Hemmschwelle viel höher, psychologische Dienste in Anspruch zu nehmen. Die Menschen hatten Angst, zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden auch noch als ‚verrückt‘ abgestempelt zu werden“, sagt Christina Mayr-Pieper. Die Leiterin der klinisch-psychologischen Abteilung am Ordensklinikum ist seit mehr als 20 Jahren Klinische Psychologin. „In dieser Zeit hat sich das Verständnis und die Wahrnehmung innerhalb der Gesellschaft zu dieser Thematik stark verändert“.

Körper und Psyche können nicht getrennt werden

Als onkologisches Leitspital stehen im Ordensklinikum Linz einerseits die Krebspatienten besonders im Fokus der psychologischen Begleitung. Andererseits kümmern sich die Psychologen auch um viele anderen Patienten, die unter einer psychischen Belastung leiden. „Wir betreuen beispielsweise Menschen mit chronischen Darm- oder Herz-Kreislauferkrankungen, arbeiten im Kinder- und Jugendbereich mit und führen neuropsychologische Diagnostik bei Verdacht auf kognitive Störung durch“, erklärt Mayr-Pieper. Im ganzen Haus sei es besonders wichtig, Krisensituationen therapeutisch zu begleiten.

Wichtiger wurde in den vergangenen Jahren die interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Früher wurden psychische und körperliche Aspekte oft getrennt betrachtet. Heute ist die psychologische Begleitung ein integraler Bestandteil der Behandlung“, so Mayr-Pieper.

Man versuche, die Patienten darin zu unterstützen, ihre gesundheitliche Situation besser zu verstehen und emotional zu verarbeiten. Damit reduziere man Stress. Betroffene würden ihre Therapieziele besser verfolgen und den Alltag aktiver bestreiten können. In der Praxis zeigt sich zudem eine enge Wechselwirkungen zwischen psychischer Stabilität und körperlicher Gesundheit: Eine gestärkte Psyche kann sich positiv auf das Immunsystem und den gesamten Heilungsverlauf auswirken.

Angehörige tragen Belastung einer Krankheit mit

Durch den medizinischen Fortschritt und moderne Behandlungsmöglichkeiten leben Menschen mit schweren (Krebs-)Krankheiten mittlerweile wesentlich länger als noch vor einigen Jahren. Deshalb werden Erkrankungen über immer größere Zeiträume zum ständigen Begleiter.

Und das nicht nur für die Betroffen selbst. „Das ganze Umfeld trägt die Belastung der Krankheit, die Ungewissheit über den Verlauf und die damit einhergehenden Einschränkungen mit“, sagt Christoph Arzt, klinischer Psychologe und Leiter des Ethikkomitees am Ordensklinikum. Deswegen sei es besonders wichtig, die Angehörigen mitzudenken und sie entsprechend in die Behandlung miteinzubeziehen.

Bedarf nach psychologischer Betreuung unterschiedlich

„Je früher psychische Belastungen erkannt werden, desto eher können Folgen wie Depressionen oder Angsterkrankungen reduziert werden“, so Mayr-Pieper. Aus diesem Grund gibt es standardisierte Screenings, damit die behandelnden Mediziner und Pflegekräfte aus den anderen Abteilungen einen möglichen Bedarf nach klinisch-psychologischer Behandlung feststellen können. Auch das subjektive Bedürfnis von Patienten nach psychologischer Begleitung wird berücksichtigt.

Wie oft die Betroffenen dann zur Therapie kommen, ist unterschiedlich. „Bei manchen reicht ein klärendes Gespräch als Hilfestellung. Andere kommen im Verlauf ihrer Erkrankung in regelmäßigen Abständen zu uns“, schildert die Psychologin.

Die Zahlen der Zuweisungen sind in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen. Waren es 2002 noch etwa 1300 am Ordensklinikum, wurden im letzten Jahr rund 3500 Patienten an der Abteilung der Klinischen Psychologie behandelt. Daher ist das Zeitmanagement eine der größten Herausforderungen im modernen Klinikalltag.

Hauptsächlich begleiten die Psychologen Patienten während eines stationären Aufenthalts. Doch: „Viele Erkrankungen werden nicht mehr stationär behandelt. Auch Chemotherapien oder sonstige onkologische Behandlungen werden vermehrt ambulant durchgeführt. Das bedeutet für uns, dass Patienten kürzer im Haus sind, in dieser Zeit aber oft intensiver behandelt werden“, so Christoph Arzt.


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