Kinderbetreuung: Das verbessert sich für Beschäftigte in OÖ
OÖ. Das Land OÖ mit LH-Stellvertreterin Christine Haberlander hat am Freitag ein Paket für Maßnahmen und Verbesserungen im Bereich Kinderbetreuung vorgestellt. Insgesamt werden sechs Millionen Euro vom Land eingesetzt. Mehr Zeit für Vorbereitung, ein klares Bekenntnis zur Gruppengröße von höchstens 23 Kindern und Maßnahmen zur Ausbildungs-Attraktivierung sind Teil des Pakets.

Von März bis August gab es zahlreiche Gespräche zwischen Bildungs-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) mit Pädagoginnen, Eltern und Experten. Eingebunden waren auch die Gewerkschaften sowie Städte- und Gemeindebund als Arbeitgeber. Am Freitag wurden die erarbeiteten Maßnahmen vorgestellt.
„In Oberösterreich bauen wir die Einrichtungen konsequent aus, wir haben immer mehr Gruppen. Unser erklärtes Ziel ist, dass Kinderbetreuungseinrichtungen Bildungseinrichtungen sind. Es freut mich, dass wir auf Basis vieler Gespräche im Rahmen meiner Dialogtour umfassende Kurz- und mittelfristige Maßnahmen entwickelt haben, mit deren Umsetzung sofort begonnen werden kann.“
Das nun vorgelegte Paket sei ein ehrliches und machbares, auch wenn damit noch nicht alle Probleme gelöst seien, betont Haberlander und verweist auf das Problem der fehlenden Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt auch im Bereich der Kinderbetreuung.
Das Paket geht in zwei Richtungen: Die bestehenden Mitarbeiter zu entlasten und die Ausbildung in neue Mitarbeiter zu intensivieren.
Was kommt: mehr Zeit für Vorbereitung
Der größte Brocken der sechs Millionen Euro - mit drei Millionen die Hälfte – fließt in die Ausweitung der bezahlten Vorbereitungszeit für gruppenführende Pädagoginnen. Bislang stehen Vollzeitbeschäftigten in Krabbelstuben drei Stunden pro Woche dafür zur Verfügung, in Kindergärten und Horten sieben Stunden, in heilpädagogischen Einrichtungen acht Stunden. Bei Teilzeitkräften wurde diese Zeit bisher aliquotiert. Ab dem Arbeitsjahr 2023/24 wird die Aliquotierung aufgehoben, damit bleibt mehr Zeit für diese Arbeit. 2.300 Pädagoginnen würden davon profitieren.
Sonderurlaubsregelung für Helferinnen
Das geltende Dienstrecht sieht einen Zusatzurlaub von zehn Tagen pro Jahr vor. Auch für Helferinnen wird jetzt eine zusätzliche Urlaubsregelung eingeführt – bis zu zehn Tage pro Jahr, die die Dienstgeber (Gemeinden, Städte und private Träger) auch hier gewähren können. Hier bedarf es keiner Gesetzesänderung, die Neuregelung wird mit Jahresanfang angewendet. „Damit setzen wir einen wichtigen Schritt in Richtung Attraktivierung des Berufsfeldes“, unterstreicht die für Dienstrecht zuständige Gemeinde-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP).
Arbeitsgruppe zur Evaluierung der administrativen Aufgaben
Im Oktober startet eine Arbeitsgruppe, die die administrativen Aufgaben in den Einrichtungen analysiert - die Bürokratie soll entrümpelt werden, um die Beschäftigten zu entlasten.
Gruppengröße 23
„Im Notfall“ sind 25 Kinder in einer Gruppe möglich, etwa weil Kinder aus der Ukraine, eine Mutter dringend Platz für ihr Kind braucht. Es gelte aber das klare Bekenntnis zu einer Gruppengröße von 23 Kindern – und zur restriktiven Kontrolle bei Überschreitungen. Sollte im Ausnahmefall die Zahl 23 überschritten werden, wird das Land zusätzliche Mittel zur Finanzierung von zusätzlichem Personal zur Verfügung stellen. 500.000 Euro sind hier reserviert. Laut Zahlen des Landes betreffe dies 70 von 2.400 Gruppen.
Mehr Personal für Integration
„Im kommenden Kindergartenjahr werden die Mittel für Assistenzkraftstunden um eine Million Euro aufgestockt. Eine Million Euro bedeutet eine Erhöhung von bis zu 80 Assistenzkräften, die den Kindern mit Beeinträchtigung ihren Alltag erleichtern“, so Haberlander.
Im Rahmen der neuen 15a-Vereinbarung werde auch in die Sprachförderung investiert. So werden die Mittel des Bundes und des Landes für Sprachförderung rund 6,8 Millionen Euro jährlich betragen (plus zwei Millionen) und die Personalkostenzuschüsse um 0,5 Millionen auf rund fünf Millionen jährlich erhöht.
Mehr Leute in den Job bringen
Im Bereich Ausbildung werden über das Bildungskonto des Landes 500.000 Euro für Ausbildungsmaßnahmen zu Verfügung gestellt, insbesondere für Um- und Quereinsteiger. Die Details dazu werden aktuell erarbeitet
Um junge Menschen gezielt anzusprechen und für den Beruf zu gewinnen, reserviert das Land 100.000 Euro für eine Kampagne der Dienstgeber.
Begleitung beim Berufseinstieg
Das Mentoringprogramm für Berufseinsteiger wird weiter ausgebaut. Erfahrene Pädagoginnen begleiten dabei Einsteiger im ersten Dienstjahr. Das Programm wird fix etabliert und in einem ersten Schritt auf 60 Plätze verdreifacht.
Gemeinsames Paket
Das Paket wird von Gemeinde- und Städtebund mitgetragen: „Oberösterreichs Gemeinden bemühen sich ständig, die Angebote in der Kinderbetreuung den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Gemeinden orientieren sich beim Ausbau und der Weiterentwicklung des Angebots am Bedarf der Kinder und den Wünschen der Eltern. Wo dies nicht möglich ist, helfen Gemeinden mit alternativen Angeboten, wie z.B. Tagesmüttern, Kindernestern usw. Mit der heute präsentierten Vereinbarung werden insbesondere die Arbeitsbedingungen für das Personal verbessert“, kommentiert Johann Hingsamer, Präsident des OÖ. Gemeindebundes.
OÖ. Städtebund-Präsident und Bürgermeister der Stadt Linz, Klaus Luger (SPÖ): „Das vorliegende Paket bildet das Machbare ab. Mir ist bewusst, dass manche Wünsche der Gewerkschaften unerfüllt bleiben. Angesichts der Tatsache, dass in den nächsten Jahren die Gewinnung neuer Mitarbeiter schwierig bleiben wird, ist eine Reduzierung der Gruppengröße völlig unrealistisch. Aus Sicht der oberösterreichischen Städte ist es entscheidend, die Vollversorgung mit Krabbelstuben und Kindergärten zu gewährleisten. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hängt davon ganz wesentlich ab. Deshalb ist es gut, zusätzliche Ausbildungswege zu erschließen, um unsere Kinder bestmöglich auf die Schule vorzubereiten.“
„Mit dem vorgelegten Paket kommt es zu einer wesentlichen Verbesserung bei den Arbeitsbedingungen. Zukünftig wird es besonders wichtig sein, in der Öffentlichkeit die Vorzüge des Berufsbildes der Kindergartenpädagogik hervorzuheben“, so auch der Bürgermeister von Wels, Andreas Rabl.
Gewerkschaft: Erster Schritt
„Angesichts der unzureichenden Bundesmittel sind wir auf Länderebene gefordert, Lösungen zu ermöglichen. Die zusätzlichen Mittel des Landes Oberösterreich insbesondere die zugesagten 500.000 Euro zur Finanzierung von Personal für Kindergartengruppen mit mehr als 23 Kindern sind ein erster Schritt zur Entlastung“, so Christian Jedinger, Landesvorsitzender der younion OÖ.
„Das präsentierte Gesamtpaket ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es braucht jedoch noch weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten“, ist Wolfgang Gerstmayer, Geschäftsführer Gewerkschaft GPA überzeugt.
Kritik von SPOÖ-Lindner
Längst überfällig seien die Maßnahmen, und sie könnten auch nur der Anfang eines umfassenden Paketes sein, kommentiert SPÖ OÖ-Klubobmann Michael Lindner das Paket. Ihm fehlen Antworten zu den Themen Vollausbau zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder dem Ausbau der Plätze für unter 3-jährige. Er fordert auch eine Reduzierung der Gruppengrößen, höhere Löhne für alle Beschäftigten und eine „echte“ Ausbildungsoffensive. “Nur wenn die richtigen Rahmenbedingungen gegeben sind, kann pädagogische Arbeit stattfinden“, so Lindner.
Grüne: „Leichter Sprühregen auf verdorrter Erde“
„Die angekündigten Maßnahmen seien gut, können aber nur erste Schritte auf einem langen Weg sein“, findet der Grüne Bildungssprecher Reinhard Ammer die Maßnahmen noch zu zaghaft. „Es ist ein leichter Sprühregen auf verdorrte Erde, dem nun weitere kräftige Güsse folgen müssen.“ Dreh- und Angelpunkt sei schlicht mehr Personal. „Mehr Personal bekommen wir nur, indem wir neben den Rahmenbedingungen auch die Entlohnung besser machen.“
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