OÖ/LINZ. Martin Reidinger, wohnhaft in Linz, ist auf seinen Elektrorollstuhl angewiesen. Für seine berufliche Mobilität ist der Postbus-Service essentiell, doch seit Jahren kommt es zu Problemen mit den eingebauten Hebeliften, die Barrierefreiheit ermöglichen sollen. Nach einem aktuellen Vorfall hat Reidinger genug, er will seine Erfahrungen öffentlich machen.

Auf den Postbus-Linien 340, 341 und 312 kommt es laut Martin Reidinger immer wieder zu Schwierigkeiten. Bereits im Jahr 2020 berichteten die Oberösterreichischen Nachrichten über ihn: „Bus nimmt Rollstuhlfahrer nicht mit“ – so der Titel des Artikels. Damals verpasste Reidinger einen wichtigen Termin, weil der Hebelift zum Einstieg nicht funktionierte und der Bus ohne ihn abfuhr – was kein Einzelfall war. Laut einem Bericht der Kronenzeitung aus dem Jahr 2022 wurde Reidinger sogar von einem Busfahrer beleidigt, wofür sich die Postbus AG entschuldigte und den Lenker rügte.
Weiterhin Probleme
Reidinger, der Vizeobmann der Vereinigung der Interessensvertretungen der Menschen mit Beeinträchtigungen in OÖ (IVMB) ist, wandte sich an Verkehrslandesrat Günther Steinkellner, der intervenierte und vorschlug, die Postbus-Kurse zu evaluieren und Niederflurbusse auf Kursen einzusetzen, die von beeinträchtigten Menschen genutzt werden.
Trotz dieser Bemühungen gibt es weiterhin Schwierigkeiten: „Ich wende mich gleichermaßen verzweifelt und wütend an Sie“, schreibt Reidinger an Tips. Noch immer komme es regelmäßig zu Problemen mit den eingebauten Hebeliften in den Postbussen. Auf der Strecke die er regelmäßig nutzt, wird aus diesem Grund zwar ein Niederflurbus mit Klapprampe eingesetzt. Jedoch habe das Fahrpersonal die Rampe mehrmals nicht auslegen wollen, auf seinen Protest hin sei er sogar vom Buslenker beschimpft worden.
ÖBB räumt Probleme mit Hebeliften ein, dementiert Beschimpfungen durch Busfahrer
Die Postbus-Betreiberin ÖBB räumt ein: „Witterungsbedingt ist es in der Vergangenheit zu seltenen, aber dennoch bedauerlichen Ausfällen der Hebelifte gekommen. Wir möchten uns dafür entschuldigen und versichern, dass wir laufend an Verbesserungen arbeiten.“, so ÖBB-Sprecher Klaus Baumgartner.
Die Beschimpfungen durch das Fahrpersonal dementiert der Konzern jedoch vehement. Die Mitarbeiter würden im Umgang mit mobilitätsbeeinträchtigten Personen sensibilisiert, zudem betont die ÖBB: „Wir würden so ein Verhalten selbstverständlich nicht dulden. Unser Fahrer hat die vorgegebenen Abläufe korrekt durchgeführt. Herr Reidinger wurde daher auch während der Fahrt vom Lenker aufgefordert, seine Lautstärke zu mäßigen – im Interesse aller Fahrgäste und der allgemeinen Sicherheit im Straßenverkehr.“
Dennoch stellt sich die Frage, wieso es für das seit Jahren bestehende Problem mit den Hebeliften noch immer keine Lösung gibt und es trotz dem Einsatz von Niederflurbussen weiterhin Schwierigkeiten gibt. Reidinger ist auch in Linz regelmäßig mit den Öffis unterwegs, bei der Nutzung der Linz Linien habe es noch nie Probleme gegeben, sagt er.
OÖ Verkehrsverbund will vermitteln und kündigt „Runden Tisch“ an
Tips hat beim Oberösterreichischen Verkehrsverbund (OÖVV) nachgefragt, der als Auftraggeber der Verkehrsdienste auch für deren Kontrolle und Evaluierung zuständig ist.
Man lege großen Wert darauf, barrierefreies Reisen in den Regionalbussen, die im Auftrag des OÖ Verkehrsverbundes unterwegs sind, zu ermöglichen, so Sprecher Philipp Köstenberger, und weiter: „Ein hilfsbereites und dienstleistungsorientiertes Verhalten der Lenker sowie die Fähigkeit die Hebevorrichtungen fachgerecht bedienen zu können, setzen wir als Auftraggeber voraus. Dieser Leistungsbestandteil ist in den jeweiligen Verkehrsdienstverträgen, die wir mit den Verkehrsunternehmen abschließen, eindeutig geregelt. Zur Qualitätssicherung wird die Funktionalität der Hublifte von Kontrollorganen des OÖ Verkehrsverbundes stichprobenartig überprüft.“
Der OÖVV will in einem nächsten Schritt versuchen, zwischen Martin Reidinger und der Postbus AG zu vermitteln: „Wir hoffen, durch ein gemeinsames Gespräch aller Parteien in Form eines „Runden Tisches“, bei dem wir auch entsprechend vermitteln können, eine Lösung herbeizuführen.“ Noch ist also offen wie es weitergeht – sollte sich auf lange Sicht keine Besserung einstellen, zieht Reidinger eine Klage wegen Diskriminierung in Erwägung.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden