"Ungefiltert schön": Präventionsangebot für Mädchen zu Bodyshaming
OÖ. Selbstwahrnehmung hat in der Pubertät einen starken Einfluss auf psychosoziales Wohlbefinden. In der zunehmend digitalen Welt wird jedoch immer öfter ein unrealistisches Körperbild vermittelt, was vor allem Mädchen unter Druck setzt. Der oberösterreichische Gesundheitsdienstleister Proges bietet deshalb das Präventionsprogramm „Entzauberung“ für zehn- bis 15-jährige Schülerinnen an, um mit ihnen an einem positiven Selbstbild zu arbeiten.

Mädchen bewerten ihre psychische Gesundheit subjektiv schlechter als Jungen und sind mit ihrem Leben weniger zufrieden. Außerdem empfinden sich 40 Prozent der Mädchen als übergewichtig. Das zeigt eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2021/22. Dass Selbstwahrnehmung und Körperbild in der Pubertät einen starken Einfluss auf psychosoziales Wohlbefinden und Stabilität haben, weiß Proges und Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander gleichermaßen: „Junge Mädchen stehen in der heutigen Zeit vor enormen Herausforderungen – sei es durch unrealistische Schönheitsideale, Social Media oder gesellschaftlichen Druck.“
Workshops für mehr Selbstliebe
Präventionsangebote wie „Entzauberung“ sollen jungen Mädchen dabei helfen, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln und sie in ihrer Identität stärken. Das Workshopangebot gibt es bereits seit acht Jahren, doch wird im digitalen Zeitalter zunehmend wichtiger. Es richtet sich an Mädchen im Alter von zehn bis 15 Jahren und thematisiert Körperbilder, Schönheitsideale, den Einfluss sozialer Medien sowie Cybermobbing.
„Sich ständig abzugrenzen und in Erinnerung zu rufen, dass es nicht die Realität ist, die auf Social Media gezeigt wird, ist anstrengend und braucht sehr viel Selbstsicherheit. In einer neuen Lebensphase wie der Pubertät ist das eine umso größere Herausforderung“, so Sonja Scheiblhofer, Geschäftsfeldleitung Gesundheitsförderung und Prävention bei Proges. In den Workshops lernen die Teilnehmerinnen vermittelte Schönheitsideale kritisch zu hinterfragen und erlernen Strategien zur Entwicklung eines positiven Selbstbildes.
Geringer Wortschatz für Komplimente zu Charaktereigenschaften
Die Workshops werden an Mittelschulen, polytechnischen Schulen und AHS-Unterstufen angeboten. Bis Ende 2024 hat sie Susanne Landmann, Sozialpädagogin sowie Lebens- und Sozialberaterin, mit Schwerpunkt Sexualpädagogik, für Proges umgesetzt. Heuer übergibt sie an Sozialarbeiterin Stefanie Ostermann. „Am überraschendsten für mich war, dass viele Mädchen einen sehr geringen Wortschatz für Komplimente haben, die nicht nur das Aussehen betreffen“, so Landmann. „In den Workshops konnten sie lernen, auch Charaktereigenschaften, innere Werte oder Fähigkeiten zu beschreiben und ihre Mitschülerinnen dadurch aus einem neuen, bereichernden Blickwinkel sehen.“
Erfahrungsberichte: „Wir sind perfekt, so wie wir sind“
Die Auswertung der Feedbackbögen zum Workshop „Entzauberung“ ergab, dass die Teilnehmerinnen gestärkt in ihren Alltag und ihr gewohntes Umfeld hinausgehen und das Angebot anderen Mädchen weiterempfehlen würden: „Wir fanden den Workshop sehr toll, denn wir haben verschiedene Übungen gemacht, durch die wir gelernt haben, dass wir perfekt sind, so wie wir sind. Wir haben gelernt, dass wir uns nicht mit anderen vergleichen sollen“, berichten die zwei Teilnehmerinnen Sara und Christina. „Wir haben die Übung genossen, in der wir uns gegenseitig Komplimente gemacht haben. Das war nett und lustig“, fügen Selina und Angelina hinzu.
Inhalte und Themen
Insgesamt umfasst das „Entzauberungs-Programm“ vier Workshopeinheiten:
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Erste Einheit: Die Mädchen lernen, ihren Körper bewusst wahrzunehmen, Veränderungen in der Pubertät zu verstehen und ein gesundes Körperbild zu entwickeln, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
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Zweite Einheit: Es wird der Wandel von Schönheitsidealen im Laufe der Zeit sowie der Einfluss der Schönheitsindustrie und sozialer Medien auf unser Selbstbild thematisiert.
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Dritte Einheit: Der Fokus liegt auf Bodyshaming und Cybermobbing, deren Mechanismen auf Plattformen wie TikTok und Instagram sowie mögliche Schutzmaßnahmen werden diskutiert.
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Vierte Einheit: Die Mädchen setzen sich mit Body Positivity und Body Neutrality auseinander, stärken ihr Selbstbewusstsein und lernen, persönliche Grenzen zu erkennen und zu respektieren.
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