OÖ/PERG. Die Liebe in Zeiten von Corona stellt für Paare eine spezielle Situation dar. Tips hat Josef Lugmayr, Leiter der oberösterreichischen Beratungsstellen von Beziehungleben.at und Berater in Perg befragt, wie Paare den speziellen Alltag meistern können ohne dass sich dieser negativ auf ihre Beziehung auswirkt.

Tips: Wie sehen Sie die Situation, wenn Paare nun für längere Zeit in der Wohnung sitzen müssen?
Lugmayr: Grundsätzlich ist das eine sehr spezielle Lage. Im Alltag ist man als Paar die viele gemeinsame Zeit nicht gewohnt. Lediglich in Urlauben oder an Feiertagen verbringt man so viel Zeit miteinander und auch diese Zeit bringt oft schon Differenzen ans Licht. Die Eigenarten des Partners kommen im Positiven wie im Negativen zum Vorschein. In der jetzigen Situation sind auch die Kinder zuhause. Dadurch entsteht die sogenannte „Kochtopfsituation“.
Tips: Das bedeutet?
Lugmayr: Es entsteht Druck. Alle sind unter einem Dach, sollen nicht raus, dürfen keine Freunde treffen und das Familiensystem ist auf sich gestellt. So eine Situation birgt natürlich Potenzial für Konflikte. Auch die Ängste der Partner sind entscheidend und wirken sich unterschiedlich auf Beziehungen aus.
Tips: Wie kann man mit den von Ihnen angesprochenen Ängsten des Partners am Besten umgehen?
Lugmayr: Oft ist der Mann derjenige, der die Situation gelassener sieht als die Frau. Er ignoriert etwa das Angstgefühl von ihr und schon entsteht Streit. Natürlich kann die Situation auch umgekehrt sein. Der Mann ist nicht immer stark und angstbefreit. Die Herausforderung hier ist der verständnisvolle Umgang miteinander.
Tips: Wie äußert sich dieses Verständnis?
Lugmayr: Der Partner hört den ganzen Tag von diesen Ängsten - bis er es eben nicht mehr hören kann. Sobald der Partner aber das Gefühl hat, dass seine Angst ignoriert wird, entsteht Druck und Streit. Meine Empfehlung: Nicht nur mit dem Partner über die Probleme sprechen. Auch mit Verwandten und Freunden kann man sich am Telefon austauschen.
Tips: Wie kann man diese Ängste noch überwinden?
Lugmayr: Im Fokus soll immer die Hoffnung stehen. Die wichtigen Dinge wie Jubiläen oder Geburtstage sollen in dieser Zeit nicht in Vergessenheit geraten. Priorität soll auch der Gedanke an Mitmenschen haben. Stichwort: Nachbarschaftshilfe. Ältere Personen kontaktieren und fragen, ob sie Hilfe benötigen. So bekommt man das Gefühl etwas Gutes und Sinnvolles zu leisten. Auch soll man Freunde oder Verwandte anrufen, die in dieser Zeit alleine sind und ihnen ein Gefühl des Miteinanders vermitteln.
Tips: Abseits von Ängsten. Was soll man in einer Partnerschaft noch beachten?
Lugmayr: Ganz wichtig ist auch Zeit alleine. Jeder soll für sich eine Aktivität zur Entspannung suchen. Den Garten aufsuchen, lesen oder auch alleine spazieren gehen kann zur nötigen Entspannung beitragen und sorgt dafür, von diesem momentan quarantänen Zustand wegzukommen. Rückzugsräume zu suchen ist in dieser Zeit besonders von Bedeutung.
Tips: Wo können sich hilfesuchende Menschen nun hinwenden?
Lugmayr: Wir haben unser Angebot der Situation angepasst. Das heißt, die Beratungsstellen in Oberösterreich haben auf telefonischen Betrieb umgestellt. Unter 0732/773676 können sich Hilfesuchende einen Termin ausmachen und der regionale Berater ruft zurück. Durch die sofortige regionale Beratung kann diese im Fall auch nach der Coronakrise vor Ort weitergeführt werden. Auch per E-Mail unter beziehungleben@dioezese-linz.at sind Beratungen möglich.
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