Björn Assmann: „Wenn die Spieler bei mir auf der Bank liegen, ist das nicht immer angenehm“
RIED. Björn Assmann (48) ist seit zwei Jahren der Masseur der Rieder Profis. Tips unterhielt sich mit dem ehemaligen „Supra“, Koch und Barbesitzer über seinen Werdegang und seine Arbeit mit den Spielern.

Eine gewisse örtliche Nähe zur SV Ried hatte Assmann schon sehr früh: „Als Kinder waren wir im Winter oft auf dem Eislaufplatz, wo jetzt das Trainingszentrum steht, oder wir haben unter der Holztribüne des alten Stadions Becher gesammelt.“
Zum Verein kam Björn Assmann 1992 als Fan. Dabei engagierte sich bald überdurchschnittlich: 1996 war er einer der drei Gründer der „Supras“. Allzu lange blieb er aber nicht dabei. Sein Berufsweg führte den gelernten Koch zunächst in die Gastronomie. Er führte die Bar „Auswärts“ in Ried, bis er sie 2011 verkaufte.
Auf dem zweiten Bildungsweg absolvierte Assmann im Rieder Krankenhaus die Ausbildung zum medizinischen Masseur und arbeitete sechs Jahre in der Abteilung für physikalische Medizin & Rehabilitation.
2019 übernahm er in der Akademie die medizinische Leitung für die Aka-Teams und die Jungen Wikinger. Vor zwei Jahren wechselte er zu den Profis.
Tips:Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Assmann: Zwischen 7 und 8 Uhr treffen wir uns im Trainingszentrum mit dem Trainerteam für ein Update und um den Tag zu besprechen. Dabei geht es darum, welche Spieler einsatzfähig sind, welche Untersuchungen gemacht werden müssen und ähnliches. Ich bin bei jedem Training am Platz. Danach werden Spieler massiert und manchmal Termine im Krankenhaus ausgemacht. Mit dem Krankenhaus haben wir einen sehr guten Kontakt und ich bin dankbar für die gute Zusammenarbeit.
Tips:Wie eng arbeiten Sie mit den Trainern und medizinischen Team zusammen?
Assmann: Mit den Medizinern und Physios ist die Zusammenarbeit ganz eng, da passt kein Blatt Papier dazwischen. Mit den Trainern gibt es einen täglichen Austausch.
Tips:Welche körperlichen Probleme oder Beschwerden treten bei Fußballern am häufigsten auf?
Assmann: Alles, was Beine, Gelenke und den unteren Rücken betrifft. Diese Bereiche werden besonders stark belastet.
Tips:Welche Rolle spielt die mentale Komponente in Ihrem Beruf? Können Sie durch Ihre Arbeit auch zur mentalen Entspannung der Spieler beitragen?
Assmann: Ich glaube, dass die mentale Komponente einen großen Effekt hat. Ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Spielern hilft natürlich. Die Spieler erzählen auch von kleinen Problemen im Alltag. Manchmal reicht es, wenn man einfach zuhört. Das kenne ich auch aus der Gastronomie, da hab ich mir auch viel angehört. Bei den jungen Spielern kommt noch dazu, dass das Vertrauen über lange Zeit gewachsen ist, weil ich fast alle schon von der Akademie kenne.
Tips:Unterscheidet sich Ihre Arbeit in der Saisonvorbereitung von der während der laufenden Meisterschaft?
Assmann: Die Vorbereitung ist immer knackig, da steht viel auf dem Programm. Es gibt viele Testspiele, manchmal mit drei Halbzeiten, damit möglichst viele Spieler eingesetzt werden können. Der größte Unterschied ist: Während der Saison wird der Druck immer größer. Wir wollen, dass alle Spieler für den Trainer zur Verfügung stehen. Wenn mehrere Spieler angeschlagen sind, ist es schon ein gewisser Druck, sie wieder fit zu bekommen.
Tips:Gibt es bestimmte Techniken oder Methoden, die Sie bevorzugen?
Assmann: Ich bin kein Wellness-Masseur. Ich arbeite relativ kräftig – aber mit ganz gutem Erfolg. Wenn die Spieler bei mir auf der Bank liegen, ist das nicht immer angenehm. Aber sie kommen trotzdem gerne – das ist der beste Maßstab.
Tips:Wie wichtig ist die Regeneration für den modernen Fußball?
Assmann: Die ist ganz wichtig. Ein Beispiel: Wenn wir nach einem Auswärtsspiel an einem Freitagabend drei Stunden heimfahren, sind trotzdem alle am Samstag um 8 Uhr da, um sich im Kraftraum auszuradeln, massieren zu lassen, oder in die Sauna oder ins Kältebecken zu gehen. Auch wenn es für alle eine Überwindung ist.
Tips:Haben Sie Rituale oder besondere Routinen vor Spielen? Gibt es bestimmte Abläufe, die für die Spieler besonders wichtig sind?
Assmann: In den letzten zwei Jahren haben sich einige Abläufe standardisiert. Das betrifft zum Beispiel die Verpflegung vor dem Spiel, aber auch die Musik. Die Playlists macht meistens unser Kapitän Andreas Leitner. Zum Spieltag hin sind wir meistens rockig unterwegs – alles was die Spieler anheizt.
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