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Elisabeth Falkinger führt die Stritzlmühle in die Zukunft

Martina Gahleitner, 12.11.2024 18:36

PUTZLEINSDORF. Als Quereinsteigerin hat Elisabeth Falkinger die Meisterprüfung zur Bäckerin und Müllerin gemacht und führt jetzt die elterliche Stritzlmühle bei Putzleinsdorf weiter. Gleichzeitig lebt sie ihre Leidenschaft für die Kunst aus.

Müller- und Bäckermeisterin Elisabeth Falkinger führt die elterliche Stritzlmühle weiter. (Foto: Falkinger)
  1 / 5   Müller- und Bäckermeisterin Elisabeth Falkinger führt die elterliche Stritzlmühle weiter. (Foto: Falkinger)

„Ich wollte immer was mit meinen Händen machen mit Gatsch, mit Sand, Erde, mit Teig“, erzählt Elisabeth Falkinger, die in der Stritzlmühle zwischen Putzleinsdorf und Lembach aufgewachsen ist. Ursprünglich hat sie Gartenbau und Floristik gelernt. Zwei Jahre führte sie dieser Beruf in die USA, wo sie in der viertgrößten Baumschule des Landes gearbeitet und sich der Rosenzucht gewidmet hat.

Auf Dauer war das aber nichts für die Mühlviertlerin und sie kehrte zurück nach Österreich und an die Uni für angewandte Kunst. Der Studiengang Landschaftsdesign, der Kunst und Landschaftsplanung kombiniert, war genau das Richtige für die kreative junge Frau. „Die künstlerische, gestalterische Seite ist wahnsinnig wichtig für mich. Das spannt den Bogen zum effektiven, wirtschaftlichen Arbeiten“, sagt Falkinger.

15 Jahre hat die heute 36-Jährige in Wien gelebt und gearbeitet, hatte eine eigene Gartenbaufirma und zugleich Freiraum, um neue Ideen zu kreieren und auszuprobieren. So entstand auch ihr Traktorprojekt, bei dem sie mit einem alten, roten Traktor aus der Ukraine nach Hause getuckert ist. Oder die Traktor.Strick.Techno.Performance für das Supergau-Festival, bei der wiederum der rote Traktor zum Einsatz kam. „Wir Feldarbeiterinnen ein Kollektiv von Frauen haben in Salzburg mit dem Traktor und einer Strickmaschine ein Feld eingestrickt und damit Arbeitsbereiche von Frauen sichtbar gemacht“, berichtet Elisabeth Falkinger und ergänzt: „Bei solchen Land-Art-Projekten ist die Interaktion mit den Leuten vor Ort besonders wichtig.“

Heimkehr ins Mühlviertel

Genau diese möchte sie auch im Mühlviertel austesten, verrät die Landschaftskünstlerin, die seit etwa zwei Jahren wieder zu Hause lebt. „Den Betrieb zu übernehmen, ist immer plausibler geworden“, begründet sie den Schritt zur Doppelmeisterprüfung. Als Müllerin und Bäckerin möchte sie das fortführen, was ihre Eltern aufgebaut haben und was „so wichtig für die kleinbäuerliche Struktur und Kreislaufwirtschaft ist“.

Zugleich möchte sie ihren Brotberuf mit Kunst verbinden und Ausstellungen mit lokalen Akteuren realisieren. Zeitgenössische Kunst und Kultur aufs Land bringen, ist ihre Vision. „Es gibt sicher Leute, die damit was anfangen können auch wenn es vielleicht nur eine Handvoll ist.“ Auch im Lungau habe sie Frauen dazu gebracht, mitzumachen und aus dem Alltag und der Arbeit auszubrechen. „Wichtiger Aspekt der Kunst ist der Austausch nach einer Vorstellung. Die Leute fangen zu reden an, geben Denkanstöße. Das hat großen sozialen Wert“, ist Falkinger überzeugt.

Neue Ideen für den Traditionsbetrieb

Die junge Stritzlmühlerin will zudem neue Ansätze in den Familienbetrieb einbringen und experimentiert etwa mit Dinkelbroten, um das Sortiment zu erweitern. Dreimal in der Woche wird Brot im Holzofen gebacken und über regionale Geschäfte und im Hofladen verkauft. Das Mehl dafür kommt von der hofeigenen Mühle, die noch als Handwerksmühle geführt wird. „Unser Hauptprodukt ist der Schlägler Bioroggen, den die Bauern aus der Umgebung liefern. Wir produzieren so viel, wie wir selbst verarbeiten können und auch für andere Bäckereien, die mit Schlägler Bioroggenmehl backen.“

Für die Handwerkerin mit der kreativen Ader verbindet sich jetzt alles: Botanik, Gestaltung, Verarbeitung, und „alles geht auf das Saatgut zurück. Es passt zusammen und für mich fühlt es sich sehr gut an“.


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