Die Alm ist für Hannes Buchinger nach St. Roman zur zweiten Heimat geworden
St. ROMAN/WIEN. Von der bäuerlichen Interessensvertretung zum Schwimmteichbauer zum Fotografen: Das ist in Kürze der berufliche Werdegang von Hannes Buchinger aus St. Roman. Hinzu kommt, dass er die Sommermonate auf einer Alm als Senner bzw. Halter verbringt. Wie es dazu gekommen ist und was das Besondere daran ist, erzählt der passionierte Fotograf im Tips-Interview.

Tips: Warum haben Sie sich, nachdem Sie bereits als Schwimmteichbauer gearbeitet haben, dafür entschieden Fotograf zu werden?
Hannes Buchinger: Es scheint, dass ich beruflich einen 7 bis 8 Jahres-Rhythmus hatte – jedenfalls wollte ich mich nach 7 Jahren im Schwimmteichbau beruflich nochmals verändern und mich selbständig machen. Die Wahl fiel dann auf die Fotografie. Ich muss gestehen, dass ich lange zögerte, mein Hobby zum Beruf zu machen. Ich hatte ein wenig Angst, dass ich die Freude daran verlieren könnte - das ist aber Gott sei Dank nicht der Fall.
Tips: Was ist für Sie das Besondere an der Fotografie und welche Motive bevorzugen Sie?
Buchinger: Das Besondere an der Fotografie ist für mich die Wahrnehmung – wie ich einen Menschen oder einen Gegenstand sehe und wiedergebe. Da sind sehr viele Faktoren zu berücksichtigen – der Bildaufbau, das Licht, wohin lenkt man die Aufmerksamkeit des Betrachters, die Tiefenschärfe, Kontraste und vieles andere mehr. All diese Überlegungen münden dann in ein Bild. Auch wenn ich das gesamte Spektrum der Fotografie abdecke, hab' ich mich doch auf die Architekturfotografie spezialisiert. Hier ist ein besonderer Blick und auch ein spezielles Equipment nötig und das habe ich mir über die Jahre hinweg aufgebaut.
Tips: Sind Ihre ursprünglichen beruflichen Kenntnisse auch für die Fotografie von Nutzen?
Buchinger: Man lernt nichts umsonst – und natürlich kann ich vieles von dem, was ich in meinen früheren Berufen gelernt habe, in meinen jetzigen Tätigkeiten nutzen. Das Verständnis für Abläufe und Probleme in der Landwirtschaft helfen mir auch auf der Alm und im Gespräch mit meinen Bauern. Die Planungen von Schwimmteichen, das Gefühl für Farben und Formen und wie man das alles arrangiert – das ist natürlich auch in der Fotografie gefragt. Nicht zuletzt ist es sehr wichtig für mich, gut vernetzt zu sein – auch da helfen mir meine Kontakte aus früheren Berufen. Ich habe von Kindheit an gelernt, mich mit vielen unterschiedlichen Personen- und Berufsgruppen auszutauschen – das ist etwas sehr Wertvolles und macht mir große Freude.
Tips: Warum verbringen Sie die Sommermonate auf einer Alm?
Buchinger: Während der Vorbereitung zur Fotografenmeisterprüfung jobbte ich zwischendurch – unter anderem auf der Alexanderalm oberhalb von Millstatt –, das wollte ich immer schon einmal machen. Die Liebe zur Alm blieb und es war für mich klar, dass ich auch als Fotograf die Sommermonate auf einer Alm verbringen werde. Jetzt bin ich schon seit 2012 immer auf einer Melkalm am Weissensee in Kärnten.
Tips: Was ist das Besondere daran?
Buchinger: Das körperliche Arbeiten mit Tieren in einer derart schönen Natur ist für mich etwas sehr Befriedigendes. Ich bin auf einer Gemeinschaftsalm, fünf Bauern treiben ihr Vieh auf. Neben den Milchkühen gibt's noch Mutterkühe, Kälber und einen Stier, dann noch das Jungvieh, auch Pferde, zuletzt hatte ich sogar zwei Esel oben. Mit den Bauern verstehe ich mich sehr gut – es sind Freundschaften entstanden. Es vergeht außerhalb der Saison keine Woche, ohne dass wir uns zusammenrufen, um uns auszutauschen. Und nachdem ich jetzt schon zehn Jahre Halter auf derselben Alm bin, bin ich natürlich auch im Ort ein wenig integriert. Die Alm ist nach St. Roman zur zweiten Heimat geworden.
Tips: Welche Tätigkeiten gehören zu dieser Arbeit dazu?
Buchinger: Das Tagewerk beginnt schon um 4 Uhr früh, da muss ich raus aus dem Bett, hol die Milchkühe von der Weide. Die Kühe melke ich dann, anschließend wird der Melkstand sauber gemacht und gleich darauf dreh ich meine Almrunde. Da schau ich, ob die Tiere alle da sind, ob sie gesund sind, sich eine Kuh stiert und ob sie alle noch genügend zu fressen haben. Jeden dritten Tag muss ich umzäunen. Zu Mittag wird ausgiebig gefrühstückt und dann ist auch Zeit für ein Schläfchen und für kleinere Freizeitaktivitäten. Um halb fünf am Nachmittag ist's dann wieder zum Melken. So um 19 Uhr ist Schluss, dann wird gekocht und gegessen – um halb elf dreh' ich das Licht aus.
Tips: Sie haben über Ihr Halter-Dasein einen Film gedreht.
Buchinger: Ursprünglich wollte ich den Film ja nur für mich drehen – als kleine Erinnerung an meine Almzeit, wenn ich's körperlich einmal nicht mehr „dapack“. Dann hat sich dieses Mini-Projekt doch stetig vergrößert und daraus ist nun ein 72-minütiger Film geworden, der verschiedene Tagesabläufe, also „Alm-Alltage“, zeigt. Die Entstehung ist insofern wahrscheinlich einzigartig, als ich alle Tätigkeiten, das Filmen, das Schneiden etc., selber gemacht habe, weil ich ja auf der Alm ganz alleine bin.
Tips: Warum ist dieser Film Ihr Herzensprojekt?
Buchinger: Ich weiß nicht, ob Sie das Gefühl kennen, dass man bei verschiedenen Themen ganz sentimental wird, weil die einem so nahegehen. Bei mir ist das die Alm. Ich hab' mit so vielem auf der Alm eine große Verbundenheit, zu den Tieren, zur Landschaft, zu den Bauern. Als Fotograf möchte ich diese Einfachheit und Schönheit einem größeren Kreis näherbringen.
Der Film kann über www.hannes-buchinger.at/bestellung/ als DVD, aber auch zum Streamen bestellt werden. Ab 8. Februar (bis 7. März) ist im Ursulinenhof in Linz, in der OÖ Fotogalerie, Landstraße 31 eine Ausstellung der Bilder von Hannes Buchinger zu sehen – auch der Film wird gezeigt.
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